IslamismusTürkisches Glaubensbuch „legitimiert“ Mord und Züchtigung von Frauen

Islamismus / Türkisches Glaubensbuch „legitimiert“ Mord und Züchtigung von Frauen
„Erschreckend“: Die Kritik am „Ilmihal für Frauen“ kam zuerst von Muslimen

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Wann ist Mord erlaubt und wann darf der Mann seine Ehefrau züchtigen? Darum geht es in einem Buch, das ein türkischer Verlag auch in deutscher Sprache verbreitet.

Was haben die islamistische Milli-Görüs-Gemeinschaft (IGMG), ein Düsseldorfer Salafisten-Shop und der Internet-Gigant Amazon gemeinsam? Sie vertreiben ein Buch, in dem gefordert wird, was in Frankreich dem Lehrer Samuel Paty widerfuhr: Ein Islamist hat ihn im Oktober bestialisch ermordet, weil er mit dem Zeigen von Mohammed-Karikaturen im Unterricht den Propheten beleidigt haben soll.

Der Mörder tat, was das im Istanbuler Uysal-Verlag erschienene Buch „Ilmihal für Frauen — Islamisches Grundwissen für Frauen“ (Ilmihal = Katechismus) als religiöse Pflicht postuliert: „Jemand, der den Propheten beschimpft, beleidigt oder seine Religion in irgendeiner Weise schlecht macht, muss getötet werden“, heißt es dort auf Seite 177. Selbst Reue rettet den „Täter“ nicht: „Wenn er Buße tut und Reue zeigt, wird zwar seine Reue von Allah angenommen, er muss trotzdem getötet werden. Ihm darf keine Besinnungszeit verliehen werden. Er muss getötet (werden), ganz unabhängig davon, ob er seine Tat bereut und Buße tut oder nicht.“

Übersetzungsfehler sind auszuschließen: Der Verlag hat das vom Islamwissenschafter Asim Uysal und seiner im Vorjahr an Corona verstorbenen Frau Mürside schon 2010 verfasste Buch in deutscher Übersetzung herausgebracht.

Züchtigen unfolgsamer Frauen

Neben dem Mordaufruf enthält das Buch auch im Hinblick auf die Stellung der Frau Haarsträubendes. Obwohl der Titel zur Vermutung verleitet, das Werk richte sich direkt an Frauen, ist es für den Mann gedacht, dessen „religiöse Pflicht“ es sei, „sich Wissen über gottesdienstliche Verrichtungen, die Menstruation, islamische Frauenbekleidung und andere frauenbezogene religiöse Bestimmungen anzueignen und seiner Ehefrau zu vermitteln“. So wird dem Mann gesagt, was die beste Ehefrau ist: nämlich „die, die dich erfreut, wenn du sie ansiehst, und die dir Folge leistet, wenn du ihr etwas aufträgst“.

Ins Paradies kommt die Frau demnach, wenn sie „fünfmal am Tag betet, im Fastenmonat fastet, ihre Scham hütet und ihrem Gatten folgt“. Immerhin hält das Buch auf Seite 54 fest: „Der Islam verbietet hartes Schlagen der Frau als Bestrafung.“ Allerdings widmet sich ein Kapitel dem Thema „leichtes Schlagen“. Dafür gibt es genaue Regeln.

„Im Falle öffentlicher Schandtat der Frau ist leichtes Schlagen seitens des Ehemannes erlaubt. Nicht erlaubt ist auf den Kopf, ins Gesicht, auf die Brust oder den Bauch zu schlagen. … Auf dem Körper dürfen keine Zeichen oder Spuren durch das Schlagen entstehen“, heißt es auf Seite 52, wo zwar auch betont wird, dass „Brutalität jeder Art im Islam grundsätzlich verboten (ist)“. Aber: „Sollte sich eine Frau jedoch gegen ihren Mann auflehnen und es darauf anlegen, die Harmonie und den Fortbestand der Familie zu zerstören, erlaubt der Koran dem Ehemann als letzte Maßnahme, seine Frau zu züchtigen.“

Erhältlich auch bei Milli Görüs

In der Türkei hat das Buch den Sanktus von höchster Stelle. Die türkische Version wird (in gleicher Aufmachung wie die deutsche) sowohl von der türkischen Religionsbehörde Diyanet als auch deren deutscher Filiale Ditib in Köln angeboten. Die deutsche Ausgabe ist bei Amazon für 14 Euro wohlfeil. Ein Amazon-Sprecher kündigte gegenüber dem Tageblatt an, man werde „das Werk unter die Lupe nehmen“.

Im Buchklub (Kitap Kulübü) der vom bayerischen Verfassungsschutz als „verfassungsfeindlich“ eingestuften IGMG kostet das Buch 15 Euro mehr. Ebenso beim vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz der salafistischen Ansaar-Organisation zugerechneten Umma-Shop in Düsseldorf. Auch in Österreich und der Schweiz wird der Islamisten-Katechismus vertrieben, in Zürich vom Islamshop und in Wien sogar von der namhaften Buchhandelskette Thalia, die gestern Abend allerdings ankündigte, den Verkauf des Buches zu stoppen.

EU-Abgeordnete fassungslos

Die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) äußerte sich gegenüber dem Tageblatt „zutiefst empört“. Sie fordert, „dass derartige Bücher verboten und auf den Index gesetzt werden“. Der Aufruf zu Mord an Kritikern von extremistischen Interpretationen des Islams gleiche einem indirekten Aufruf zu terroristischen Anschlägen auf Unschuldige. „Ich bin fassungslos, dass die Mitgliedstaaten und deren zuständige Behörden diese Art von Büchern zulassen.“ Die bayerische Politikerin tritt auch für ein Verbot jener Organisationen ein, die dieses Buch vertreiben.

Die Kritik am „Ilmihal für Frauen“ kam übrigens zuerst von Muslimen. In einer muslimischen Facebook-Gruppe wird das Werk heftig diskutiert. „Es ist schon erschreckend, was in den Köpfen der Autoren vor sich gegangen ist, vor allem deshalb, weil es auch strafrechtlich relevant sein dürfte“, schreibt der Administrator der Gruppe.