Tesla muss Produktion unterbrechen

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Tesla hat schon wieder Probleme mit der Produktion seines Model 3. Die Montagebänder ruhen jetzt mehrere Tage lang.

Tesla hat schon wieder Probleme mit der Produktion seines Model 3. Die Montagebänder ruhen jetzt mehrere Tage lang. Probleme mit der automatisierten Fertigung lassen die geplanten Stückzahlen als unerreichbar erscheinen.

Von unserem Korrespondenten John Dyer

Tesla hat am Dienstag die Produktion seiner Model-3-Limousine vorübergehend eingestellt. Schon im Februar musste die Produktion kurz gestoppt werden. Der mit dem Model 3 versuchte Vorstoß des Elektroautokonzerns in den Massenmarkt wird schwer.

In einer Presseerklärung hieß es, die vier oder fünf Tage Stillstand in dem Werk im kalifornischen Fremont und in der Gigafactory in Nevada seien Routine. „Diese Zeit wird genutzt, um die Automatisierung zu verbessern und System-Engpässe zu beheben und damit die Produktionsraten zu erhöhen.“

Die neuerliche Arbeitseinstellung macht die Probleme bei der Fertigung des Model 3 deutlich, die es von Beginn an gab. Mit einem Startpreis von 35.000 Dollar (28.300 Euro) ist das Model 3 das günstigste Auto von Tesla und soll den Massenmarkt erobern.

Nur 2.000 Autos pro Woche

Es gibt auch Finanzsorgen. Kürzlich erklärte Moody’s, dass Teslas 3,4 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln nicht ausreichten, um Kosten, Schulden und Verluste durch die zu langsame Produktion des Autos zu decken. Tesla-Chef Elon Musk müsse schneller bauen lassen und mehr Autos verkaufen, um einen finanziellen Engpass zu vermeiden.

In der letzten Märzwoche hat Tesla nur 2.000 Stück des Model 3 gebaut. 5.000 Autos pro Woche sind jetzt das Ziel. Noch im vergangenen Jahr hatte Musk angekündigt, er würde 2018 mehrere Hunderttausend Autos bauen. Von diesem Ziel ist er weit entfernt. Musk gestand ein, er befinde sich mit dem Model 3 in der „Produktionshölle“. Er schlafe auf dem Dach der Fremont-Fabrik in einem Zelt, um immer vor Ort zu sein, ließ er wissen.

Im Februar musste er dann die Montagebänder vorübergehend stoppen, um Produktionsprobleme zu beheben. Damals sandte Vizepräsident Doug Field eine E-Mail an die Mitarbeiter, mit der Aufforderung, Überstunden zu machen, damit das Unternehmen seine Produktionsziele erreichen und Teslas Kritiker dazu zwingen könne, „zu bedauern, jemals gegen uns gewettet zu haben“.

Vollautomatisierung war falsch

Musk hat in einem Tweet kürzlich eingeräumt, es sei ein Fehler gewesen, beim Einrichten der Montagelinien mehr auf Roboter als auf Menschen zu setzen. „Die übermäßige Automatisierung bei Tesla war ein Fehler“, schrieb Musk. „Um genau zu sein, mein Fehler. Menschen wurden unterschätzt.“

Tesla steht auch vor anderen Problemen. Vor kurzem tauchten Berichte auf, dass der Konzern in seinem Werk in Fremont zu wenig für die Sicherheit am Arbeitsplatz getan hat. Am Dienstag wies Tesla das zurück. „Unserer Ansicht nach ist das, was als investigativer Journalismus dargestellt wird, ein ideologisch motivierter Angriff einer extremistischen Organisation, die direkt mit Gewerkschaftsanhängern zusammenarbeitet, um eine gezielte Desinformationskampagne gegen Tesla zu starten“, schrieben Manager im Blog des Unternehmens.

Diese Anschuldigungen gegen Tesla stehen nicht allein. Arbeiter haben sich über Musks unerbittliches Arbeitstempo beklagt. Andere Mitarbeiter sagten letztes Jahr, dass Tesla eine „Brutstätte rassistischen Verhaltens“ sei, wo weiße Manager afroamerikanische Mitarbeiter belästigten. Ein weiteres Problem für Tesla ist die Auseinandersetzung mit der staatlichen Verkehrsbehörde wegen des tödlichen Unfalls mit einem Model X in Kalifornien.

Chancen in China

Am Dienstag erhielt Tesla jedoch gute Nachrichten aus China. Das öffnet seinen Markt weiter und verzichtet auf die bisherige Forderung, dass ausländische Elektro- oder Hybrid-Autohersteller mit chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten müssen, wenn sie im bevölkerungsreichsten Land der Welt tätig sein wollen. Musk versucht seit Jahren, eine Fabrik in im Reich der Mitte zu bauen, hat sich aber stets dagegen gewehrt, Firmenwissen mit den Chinesen zu teilen.