Profit vor Sicherheit -Thermomix erhält Millionenstrafe

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen, Sydney

Thermomix muss eine Strafe von 4,6 Millionen australischen Dollar zahlen. Neun Kunden hatten beim Gebrauch der Küchenmaschinen schwere Verbrennungen erlitten. Thermomix hatte versucht, dies zu vertuschen.

Thermomix ist in Australien zur Zahlung eines Bußgelds von 4,6 Millionen australischen Dollar (2,9 Millionen Euro) verdonnert worden. Das Urteil dazu fiel am Mittwoch in Melbourne. Bundesrichter Bernard Murphy setzte die Strafe so hoch an, da das Unternehmen weder die australischen Behörden noch die Verbraucher darüber informiert hatte, dass seine Produkte einige Kunden verbrannt oder verbrüht hatten.

Über 70 Verletzte beim Kochen mit Thermomix

Das deutsche Unternehmen Vorwerk, das die Geräte herstellt, bewirbt das 1.200 Euro teure Gerät auf seiner Internetseite als „einzigartige Küchenmaschine, mit der Sie neue kulinarische Wege gehen, Ihr Potenzial als Koch entfalten und gleichzeitig Zeit und Aufwand sparen können“. Demnach vereinen die Küchengeräte zwölf Funktionen – neben mixen, mahlen, zerkleinern, vermischen, schlagen, rühren und kneten kann eine Thermomix auch kochen, dampfgaren, wiegen, kontrolliert erhitzen und emulgieren.

Der Prozess in Melbourne fokussierte sich auf neun Betroffene, die schwere Verletzungen durch den Gebrauch des Gerätes davongetragen hatten, darunter eine Frau aus Perth, die Verbrennungen zweiten Grades an Brust, Armen und Bauch erlitt, als ihre Thermomix unerwartet platzte, während sie das Abendessen zubereitete. Insgesamt sollen aber über 70 Australier verletzt worden sein, nachdem bei einem Modell ein Problem am Deckel der Mischschüssel aufgetreten ist.

Das australische Gericht verurteilte auch, dass das Unternehmen die Geräte über einen langen Zeitraum weiterverkaufte, über die Sicherheit seiner Produkte log und eine Rückerstattung von Geld verweigerte. Denn als das betroffene Produkt TM31 schließlich im Oktober 2014 zurückgerufen wurde, waren die Probleme bereits über Monate hinweg bekannt gewesen. So lag dem Richter eine E-Mail vom 7. Juli 2014 an den deutschen Hersteller Vorwerk vor, in der der australische Arm des Unternehmens Videos von Problemen mit dem Gerät versandte. In der Zwischenzeit verkaufte das Unternehmen aber noch mal über 9.000 Geräte. Das Gericht in Melbourne fand zudem, dass Thermomix Kunden irregeführt und betrogen hat, indem es 2016 eine Pressemitteilung veröffentlichte, in der es hieß, dass das Produkt sicher sei und es nie einen Rückruf gegeben habe.

Thermomix hätte sofort reagieren müssen

Nach den australischen Verbrauchergesetzen hätte Thermomix die Behörden innerhalb von 48 Stunden benachrichtigen müssen, sobald Informationen vorlagen, dass das Produkt Menschen verletzt hatte. „Dies ist ein schwerwiegender Verstoß gegen das Gesetz“, sagte der Richter. „Etliche Verbraucher waren dem Risiko schwerer Verbrennungen ausgesetzt.“

Außerdem soll Thermomix versucht haben, über spezielle Absprachen Kundenrechte auszuhebeln. So teilte das Unternehmen einer Kundin mit, dass sie nur dann eine Rückerstattung erhalten könne, wenn sie eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschreibe. Damit wollte die Firma die Frau daran hindern, sich negativ über Thermomix zu äußern. Thermomix teilte den Kunden zudem mit, dass sie nach australischem Verbraucherrecht keinen Anspruch auf Rückerstattung hätten, obwohl dies nicht korrekt ist.

In Online-Foren führten die Fälle in den vergangenen Jahren zu hitzigen Debatten. Fans des Küchengerätes verteidigten „ihre“ Thermomix leidenschaftlich und taten die Vorwürfe als falsche Handhabe des Gerätes ab. Betroffene verurteilten die Firma aufs Schärfste.