MeinungDeutschland: Die K-Frage beschäftigt Union und SPD immer mehr

Meinung / Deutschland: Die K-Frage beschäftigt Union und SPD immer mehr
Ein Bayer mit Ambitionen: Markus Söder Foto: dpa/Sven Hoppe

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Markus Söder erlebt derzeit einen ungeahnten Höhenflug. Sein Corona-Krisenmanagement hat den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef in den Umfragen ganz nach oben katapultiert.

Ausgerechnet ihn, der bis zum Ausbruch des Virus eher als Provinzler verschrien war; laut, ungestüm und für jede „Schmutzelei“ zu haben. Söder und Angela Merkel stehen auf der Unionsseite für den erfolgreichen Umgang mit der Krise. Merkel braucht den Glanz nicht mehr, sie tritt im kommenden Jahr definitiv ab. Söder schon. Er könnte ihm den Weg nach ganz oben ebnen.

Auf der anderen Seite der politischen Lager ist es Finanzminister Olaf Scholz, der sich als Krisengewinnler sehen kann. Der SPD-Politiker, den die Partei als Vorsitzenden nicht haben wollte, erhält bei den Demoskopen ebenfalls besonders gute Werte. Im Moment scheint der Kassenwart die besten Chancen auf die Kanzlerkandidatur der SPD bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr zu haben. Wenn selbst die Vorsitzende Saskia Esken sich positiv über den Hanseaten äußert, dann ist das bereits ein erster Fingerzeig. Auch die Parteilinke kann sich schließlich der Macht des Faktischen nicht widersetzen – damit die SPD überhaupt etwas aus ihrem Tief kommen kann, darf sie personell nicht polarisieren, sondern muss breite Wählerschichten ansprechen. Und das dürfte zum jetzigen Zeitpunkt nur mit Scholz funktionieren. Interessant werden dann jedoch die verbalen Verrenkungen der Genossen werden, warum Scholz fürs Kanzleramt der richtige Mann ist, aber als Parteichef nichts getaugt hat.

Bei der Union ist die Situation weitaus komplizierter. Dass Söder stets behauptet, sein Platz sei in Bayern, ist der Vorsicht geschuldet, dass ein Bayer noch nie den Sprung ins Kanzleramt geschafft hat. Aber so eine Aussage lässt sich schnell beiseiteräumen. Wenn man gerufen wird, kann man sich diesem Ruf nicht widersetzen, so würde der argumentative Ausweg für den CSU-Chef lauten. Entscheidend wird sein, wer letztendlich das Rennen um den CDU-Vorsitz gewinnt. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet wird – genauso wie Ex-Fraktionschef Friedrich Merz – Söder nicht kampflos die Kanzlerkandidatur überlassen.

Spannendes Duell

Für den Bayern wäre ein Vorsitzender Jens Spahn die geschmeidigste Lösung. Spahn ist jung und könnte ohne Gesichtsverlust Söder die Kandidatur andienen. Doch der Gesundheitsminister macht bisher keinerlei Anstalten, sich von seiner für ihn vorgesehenen Vize-Rolle unter einem Parteichef Laschet zu lösen. Aber auch da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Jedenfalls wäre das ein besonders spannendes Duell um die Nachfolge der Kanzlerin: Söder gegen Scholz. Deshalb, weil sich plötzlich vieles umkehren würde – nicht die Union böte einen Kandidaten auf, der in der Tradition des Merkel’schen Pragmatismus steht, sondern die SPD. Söder wäre der wuchtige Macher, Scholz eher die seriöse Konstante. Der Ausgang dieses Duells könnte daher offener sein, als im Moment die Umfragewerte für Union und SPD vermuten lassen. Denn nichts mögen viele Wähler mehr als politische Beständigkeit. Siehe Angela Merkel.