Fast einen Monat lang schmorten die dänischen Schulkinder daheim mit Fernunterricht. Zwischen dem 15. und 20. April sperrten die Schulen wieder schrittweise ihre Türen auf. Dänemark war das erste Land Europas, das die Schulen bis zur 5. Klasse, die Krippen und Kindergärten wieder öffnete. Für insgesamt 650.000 Kinder begann wieder so was wie Normalität.
Lehrer und teils auch Eltern trafen sich, um Tische in Schulzimmern so aufzustellen, dass der Abstand zwischen den Kindern möglichst groß ist. Räumlich genügend Abstand von zwei Metern zwischen den Kindern und schärfere Hygieneregeln gehörten zu den Bedingungen für die Schulwiedereröffnung. Überall wurden Schilder zur Ermahnung für das häufige Händewaschen angebracht. Auch Unterricht unter freiem Himmel wird nun praktiziert. Leibesübungen gehören dazu, wenn es zu kalt ist. Dänemark entschied sich, gerade die Einrichtungen für die Kleineren schnell wieder zu öffnen. Fernunterricht ist für sie schwieriger durchführbar als etwa für Abiturienten, so die Argumentation.
„Die Öffnung von Einrichtungen und Schulen für die Kleinsten bedeutet, dass mehr Eltern mehr Ruhe bei der Arbeit zu Hause bekommen. Das braucht ihr. Das brauchen wir alle“, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.
Viel Skepsis dabei
Neben Erleichterung gab es auch Besorgnis. „Ist es noch zu früh?“, fragen sich einige. „Mein Kind ist kein Versuchskaninchen“ lautete eine Petition gegen die Wiedereröffnung mit 18.000 Unterschriften. Einer staatlichen Studie zufolge hat sich die Anzahl von Ansteckungen durch die Öffnung von Schulen und Kindergärten wieder erhöht, allerdings nur so leicht, dass die insgesamt zurückgehende Rate der Neuansteckungen weiter sinkt.
Die Ansteckungsrate ist demnach seit Schulöffnung von 0,6 auf 0,9 gestiegen. Das heißt, jeder Coronakranke steckt im Durchschnitt 0,6 bis 0,9 Personen an. Dies meldete das Statens Serum Institut (SSI), das Ansteckungsschutzinstitut des Landes, am vergangenen Donnerstag. Außerhalb der Kindereinrichtungen dürfen sich auch weiterhin maximal zehn Personen treffen. Dänemark hat auch fast alle anderen Einrichtungen wie Restaurants und nicht lebenswichtige Geschäfte geschlossen.
Ab kommender Woche könnte Dänemark in seiner sogenannten „Phase 2“ weitere Lockerungen durchführen. „Wir werden weitere Entscheidungen sehr nahe am 10. Mai treffen“, kündigte Ministerpräsidentin Frederiksen am Sonntag an. Dabei soll es möglicherweise um die Wiedereröffnung von Einkaufszentren, Cafés, Restaurants oder die Wiederöffnung der Schulen für ältere Kinder und Jugendliche gehen. Versprochen ist noch nichts. Insgesamt sind in Dänemark 484 Menschen an Corona gestorben, bei 9.868 bestätigten Ansteckungen (Stand Montag) und einer Gesamtbevölkerung von 5,6 Millionen Einwohnern.
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