Australien diskutiert über Fahrprüfung für Touristen

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Auf der linken Seite fahren und sich nicht von der Natur ablenken lassen: Autofahren in Australien ist für viele Touristen eher ungewohnt.

Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Nach mehreren schweren Unfällen in der Ferienzeit plädiert eine australische Politikerin für strengere Regeln für Touristen, die in Australien ein Auto mieten wollen. Eine ähnliche Debatte in Neuseeland wurde im Februar des vergangenen Jahres wieder fallengelassen.

Autofahren in Australien ist für Urlauber nicht immer einfach. Zum einen fährt man am anderen Ende der Welt wie in Großbritannien auf der linken Straßenseite. Zum anderen lenken Naturschauspiele, Ausblicke und knuddelige Beuteltiere die Fahrer in ländlichen Regionen ab. Vor allem in den vergangenen Wochen hat es mehrmals gekracht.

Besonders schwer betroffen ist stets die Region der Great Ocean Road im Bundesstaat Victoria, die aufgrund ihrer Ausblicke, nahe gelegenen Nationalparks und berühmten Felsformationen bei Urlaubern beliebt ist. Mitte Dezember starb beispielsweise ein europäischer Urlauber, nachdem er auf der falschen Straßenseite fuhr und dabei mit einem entgegenkommenden Lastwagen zusammenstieß.

Schon damals brachte ein ehemaliger Polizist und Lokalpolitiker das Thema auf, verstärkte Sicherheitsregulierungen für Urlauber einzuführen. „Innerhalb von 14 Monaten hatten wir 34 Verletzte und zwei Tote – und all das in einem 20-Kilometer-Umkreis von den Zwölf Aposteln“, sagte Simon Illingworth damals der Lokalzeitung Geelong Advertiser. Die Zwölf Aposteln sind etwa 275 Kilometer westlich von Melbourne gelegen und gelten als die bekannteste Felsformation im Port Campbell Nationalpark an der Great Ocean Road.

Für ein Koalafoto riskieren Urlauber ihr Leben

„Wir hatten internationale Urlauber, die ihre Mietautos auf Fußgängerwegen gefahren haben, auf Hauptstraßen angehalten oder geparkt haben, um mit Koalas Fotos zu machen, zehn Tonnen schwere Wohnmobile, die mit 80 Stundenkilometern auf der falschen Straßenseite fuhren, und Mietautos, die auf Stränden gefahren werden und steckenbleiben“, sagte Illingworth.

Sein Vorschlag ist deswegen, alle Mietautos mit einem „Links fahren“-Aufkleber auszustatten und Urlaubern ein Informationsheft über die Verkehrsregeln in Australien mit auf den Weg zu geben. Bisher können Touristen die Regeln auf der Internetseite driverknowledgetests.com zusammen mit einem Quiz finden. Die australische Politikerin Sarah Henderson trieb die Diskussion nun am Dienstag nochmals weiter voran. Sie fordert, die Standards, die von Urlaubern verlangt werden, deutlich anzuheben.

Wenige Hürden bei der Automiete

Bisher kann jeder Erwachsene ein Auto mieten, der einen internationalen Führerschein oder seinen Führerschein zusammen mit einer englischen Übersetzung vorzeigen kann. Laut der Parlamentarierin sollte es zumindest Pflicht-Videos geben, die jeder Autofahrer anschauen muss, bevor er ein Auto mieten darf. Auch über einen Test will die Politikerin diskutieren. „Ich finde, es ist nicht gut genug, dass es keine Bestätigung der Fahrerfahrung von jemandem gibt, wenn er in Australien ankommt“, sagte sie dem Sender ABC und bezeichnete Urlauber als „fahrende Zeitbomben“. Henderson, in deren Wahlkreis die Great Ocean Road fällt, sagte, dass 20 Prozent aller Unfälle an der berühmten Straße inzwischen von internationalen Fahrern verursacht werden.

Vor knapp einem Jahr fand eine ähnliche Diskussion übrigens in Neuseeland statt, wo ebenfalls links gefahren wird und Urlauber ähnlich wie in Australien gerne längere Autofahrten einplanen, um die vielerorts spektakuläre Natur zu sehen. Eine Petition für einen Fahrtest für Urlauber wurde dort im Februar jedoch vom Parlament nicht weiter behandelt.