Corona-Cluster„Unklare Formulierungen, verspäteter Krisenplan“: Waringo präsentiert Altenheimen-Bericht im Parlament

Corona-Cluster / „Unklare Formulierungen, verspäteter Krisenplan“: Waringo präsentiert Altenheimen-Bericht im Parlament
Jeannot Waringo wurde ausgewählt, um Licht in die Vorgänge in den Altenheimen zu bringen  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Jeannot Waringo hat am Montagmorgen die Ergebnisse seiner Untersuchung der Covid-Cluster in den Luxemburger Alters- und Pflegeheimen vorgestellt. Das Parlament hatte die Regierung in einer Motion am 1. April mit der Untersuchung beauftragt. Die Wahl war auf Waringo gefallen, nachdem dessen Bericht über die Unregelmäßigkeiten am großherzoglichen Hof über Parteigrenzen hinweg zu allgemeiner Anerkennung geführt hatte.

„Ich fühle mich nicht unbedingt wohl, hier zu sitzen“, begann Waringo seine Vorstellung, „gerade in Anwesenheit der gewählten Abgeordneten.“ Gemeinsam mit dem Epidemiologen und Taskforce-Mitglied Joël Mossong, dem ehemaligen Altersheimdirektor Marcel Bausch und Andrée Kerger, der stellvertretenden Direktorin der Evaluationszelle der Pflegeversicherung, stellte Luxemburgs bekanntester Ermittler am Montagmorgen seinen Bericht im Plenarsaal des Parlaments vor. Thema: Die Corona-Cluster in den Alters- und Pflegeheimen und die Frage nach der Verantwortung von Familienministerin Corinne Cahen (DP). Waringo bat die Parlamentarier um eine nuancierte Rezeption seines Berichts. Wichtig sei von Anfang an auch die Sicht über die Grenzen des Landes hinaus, um die Ergebnisse zu kontextualisieren. Waringo hat bei allen 62 Alters- und Pflegeheimen Luxemburgs die Prozeduren erfragt, hat elf der Häuser persönlich besucht und von den Heimen mehr als 20.000 Seiten Berichte über die Prozeduren während der Pandemie gesammelt.

Ursprung der Untersuchung war ein politisches Manöver der CSV, die nach einem Infektionscluster im Niederkorner Altersheim „Um Lauterbann“ mit mehr als 20 Todesfällen im März dieses Jahres eine Aufklärung  gefordert hatte – und im Zuge der Debatte auch den Rücktritt der zuständigen Ministerin Corinne Cahen. Der CSV-Abgeordnete Michel Wolter, der als politischer Drahtzieher der Aktion gelten kann, war am Montagmorgen nicht anwesend, da er als Bürgermeister der Tagung des Käerjenger Gemeinderats beiwohnte.

Waringo betont, dass sein Bericht nicht „die Wahrheit“ präsentiert – diese habe zahlreiche Facetten und eine Wahrheit zu behaupten sei anmaßend. Er unterstreicht auch, dass seine Untersuchung einen Ausschnitt der pandemischen Gesamtsituation illustriere und ein Fokus auf die Altersheime viele weitere mögliche Infektionsherde außen vor lasse. Dementsprechend hielt sich der ehemalige Generaldirektor der Finanzinspektion auch mit allzu harschen Urteilen zurück. Trotzdem ließ er es in der Vorstellung der Untersuchung nicht an Klarheit mangeln.

Zwischen Unsicherheit und Funkstille

Unabhängig von der Situation „Um Lauterbann“ stellt Waringos Arbeitsgruppe fest, dass es auch im internationalen Vergleich zu einer Spitze an Todesfällen in Luxemburg kam – und zwar Ende Oktober 2020, im Zuge der zweiten Welle. Hierfür macht der Berichterstatter zwei Gründe aus: Einerseits habe Luxemburg, anders als im Ausland, verspätetet auf die zweite Welle reagiert. Andererseits habe das Familienministerium es versäumt, den Sommer zu nutzen, um einen Krisenplan für den Herbst zu erstellen. Waringo verweist an dieser Stelle auf das viel gescholtene Bildungsministerium unter der Leitung von Cahens Parteikollegen Claude Meisch (DP). Hier habe es zur Rentrée einen detaillierten, wenn auch viel diskutierten Krisenplan gegeben. Im Gegensatz dazu hätten in den Alters- und Pflegeheimen bis Ende Oktober noch die gleichen Empfehlungen gegolten, die im Juni seitens des Familienministeriums ausgesprochen wurden – obwohl die pandemische Großwetterlage eine völlig andere war.

Diese „Empfehlungen“ stellen ein weiteres Problem dar: Zunächst einmal seien sie unklar formuliert und enthielten viele Formulierungen wie „im Rahmen des Möglichen“ (original: „Dans la mesure du possible“), die für eine gewisse Ratlosigkeit bei den Verantwortlichen in den Alters- und Pflegeheimen sorgten, andererseits mangele es den Veröffentlichungen an grundlegenden Elementen – zum Beispiel fehlten Datum und Unterschrift. Dies mache es schwierig, konkrete Nachfragen an eine bestimmte Person im Familienministerium zu richten. Waringo unterstrich in dem Kontext auch, dass die gesetzliche Grundlage für die Weisungsbefugnis des Familienministeriums gegenüber den Heimen weit weniger eindeutig sei als das Gesetz, welches der Gesundheitsdirektion entsprechende Vollmachten verleihe. Der Berichterstatter schlägt vor, über eine Überführung der Alters- und Pflegeheime in den Kompetenzbereich des Gesundheitsministeriums zu diskutieren – gerade auch angesichts der Tatsache, dass die Altersstruktur und das Pflegebedürfnis der Bewohner sich in den vergangenen Jahren stark verändert habe.

Die Abgeordneten, die den Bericht nur 15 Minuten vor Beginn der Chamber-Sitzung per Mail erhielten, konnten nach der Vorstellung Fragen stellen – die eigentliche Debatte ist für Dienstagnachmittag angesetzt. Aus den Aussagen der Abgeordneten lassen sich allerdings bereits die Konfliktlinien ableiten: Während Gilles Roth (CSV) bei seiner Frage an Waringo anklingen ließ, dass das Ministerium seine gesetzlich verbriefte Kompetenz nicht ausgereizt habe, sagte Fraktionsvorsitzender Gilles Baum (DP) nach der Sitzung gegenüber der Presse, der Bericht zeige, dass das Familienministerium seine Arbeit gemacht habe. Unabhängig von den Fakten in Waringos Bericht bleibt die Bestimmung der „Wahrheit“ also ein politisches Unterfangen.

Echte Pitti, Pierre
12. Juli 2021 - 22.51

@Piti, dir mengt wuel korrekt Pitti? Maacht et besser, mi " universitaire" nach mi recherchéiert a mi séier an och nach gratis an bénévole! I feel pity for your poor soul...

Piti
12. Juli 2021 - 21.22

Que fallait-il attendre d'une personne sans compétence en la matière et adoubé par le DP. Rien. Le second rapport Waringo est un assemblage de tableaux présentés de manière scolaire comme le premier. N'y a-t-il pas un universitaire de niveau qui puisse nous éclairer plutôt qu'un fonctionnaire au bagage trop léger et fonctionnant au commérage pour nous éclairer. Qu'il fasse un rapport sur les CFL mais là à nouveau il n'y connaît rien. Prenez votre pension déjà trop bien payée. Il serait honnête de vous retirer , mais votre vanité vous en empêche.

Waringo Fan
12. Juli 2021 - 20.42

Gutt datt mir den Här Waringo hunn, 2 Méint fir en komplizéierten Rapport, bravo. Wann en Staatsbeamten dat hätt misse schreiwen wàren et 2 Joer ginn...

Aender
12. Juli 2021 - 15.07

Ech zitieren vun RTL.LU: " Wat de konkreete Fall vun Nidderkuer ugeet, an deem et ugangs vum Joer e gréissere Cluster gouf, dee mat Ausléiser vum Rapport war, sot de Jeannot Waringo, datt vill Facteure matgespillt hunn. Engersäits wier et en aalt Haus, vill Kummeren hätte keng eegen Toilette zum Beispill." 1 Armutszeugniss vun allen Regierungen, Engersäts ginn honnerten Milliounen un Kriegsmaterial, an aner onnëtz Projekter gestach, an dann liewen do Leit, ounieh die elementars Sanitärtanlagen.

Weesen-Enkelin
12. Juli 2021 - 15.03

Wann 60 % vum Pflegepersonal net gimpft ass, dann hunn déi di al Verstuerwen um Gewessen, an t'Cahen !!!

J.C. Kemp
12. Juli 2021 - 14.11

Engersäits ass d'Ennerstellung zum Familjeministère en Iwwerrescht aus der C-Zäit, wou de Familjeminister quasi ëmmer en C-Minister war an Altersheemer an der grousser Majoritéit bistumsnoh stungen an nach stin. Anerersäits kann en awer och argumentéieren, dat den Alter kéng Krankheet ass, wat géif d'eenzeg Opsiicht duerch d'Santé rechtfertegen. Ausser wat natierlech de Volet Pfleg ugeet. Woubäi de Familjeministère zoustänneg géif bleiwe fir net pflegebedürfteg Persounen.

Wieder Mann
12. Juli 2021 - 13.42

Ein Politiker und zumal ein Minister sollte in weiser Voraussicht und Verantwortung handeln. Dies hat die Frau Minister Cahen und ihr Ministerium nicht getan und lieber das „ Dolce Far Niente „ der Sommermonate, Ferienzeit genossen., wertvolle Zeit verstreichen lassen. Als Minister und verantwortlicher Leiter des Familienministeriums müsste ehrlicherweise Frau Cahen die politische Verantwortung übernehmen, abtreten. „ Et huet keen ennerschriwwen , et wor net keen .Op gudd letzebuergesch Politiker Credo: „ Entschellegong an weider als wier naischt geschidd .“

Charel HILD
12. Juli 2021 - 13.22

Ech hu virun der Allehëllegevakanz absolut näischt vun engem "Kriseplang" an der Schoul héieren! Do war och näischt. Just zwee Sätz, an déi héiere mer elo och nees: " D' Kanner stieche séch net un" an "Schoul gëtt gehal wéi virun der Kriis". Wann also am Alters- a Pflegeberäich nach manner geplangt war, dann ass dat wierklech schlëmm. Fakt as dass d' Regierung vill ze spéit reagéiert huet. Si hun all zesummen hir Aarbecht deemols net gemach. Awer och d' Oppositioun hat schlecht geschafft.