Flug aus OsloVogel kollidiert mit Luxair-Flieger: Glimpflicher Ausgang für (fast) alle Beteiligten

Flug aus Oslo / Vogel kollidiert mit Luxair-Flieger: Glimpflicher Ausgang für (fast) alle Beteiligten
Wenn das Handy so aussieht, ist es ein Ärgernis. Bei einem Flugzeugfenster kann das sehr brenzlig werden. Foto: Tageblatt

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Eine zweimotorige Turboprop-Maschine von Luxair ist am Montag (17.4.) von einem Vogel getroffen worden. Dadurch ist zwar „nur“ ein Fenster äußerlich gerissen – trotzdem hat der Kapitän sofort in Hamburg zur Landung angesetzt.

Am Montagvormittag ist die Flugwelt noch in Ordnung – für die Luxair-Maschine mit der Kennung LX-LQA und ihre Besatzung sowie für die Passagiere, die sie in Oslo bestiegen haben, nachdem sie in der norwegischen Hauptstadt vielleicht ein paar schöne Tage verbracht hatten. Und auch für einen Vogel ist die Welt noch in Ordnung, der vielleicht irgendwo über dänischen Fjorden oder deutschen Förden einen Hauch von Frühling spürt und sich der endlich wärmenden Sonne nähert. Nicht für alle Beteiligten soll dieser Tag aber gut enden.

Da ist der Vogel noch in Ordnung: Die vom Künstler Sumo verzierte Maschine auf dem Rollfeld in Oslo.
Da ist der Vogel noch in Ordnung: Die vom Künstler Sumo verzierte Maschine auf dem Rollfeld in Oslo. Foto: Editpress

Auch der Tageblatt-Redakteur Sidney Wiltgen hatte sich am Flughafen Oslo-Gardermoen eingefunden und nach den Sicherheits-Checks mit seiner Freundin das mit zwei Propellermotoren ausgestattete Flugzeug bestiegen, dessen Hülle vom prominenten Luxemburger Street-Art-Künstler Sumo in knallig-bunter Bonbon-Graffiti-Optik verziert worden ist. „Voyage, Voyage“ steht da in freundlichen, runden Buchstaben – und: „Time To Relax“.

Entspannt verläuft der Flug zunächst auch durchaus, nachdem der Flieger gegen 12.55 Uhr (Luxemburger Orstzeit) in Oslo losrollt und gegen 13 Uhr dann abgehebt: Innerhalb von rund 15 Minuten steigt die neun Jahre alte Maschine zunächst auf eine Flughöhe von rund 7.315 Metern.

Platz für 76 Passagiere

Die De Havilland DHC-8 ist „ein Doppel-Turbopropeller- und Kurz- bis Mittelstrecken-Flugzeug, welches sich durch deutlich geringere CO2-Emissionen auszeichnet als andere gleichwertige Jets“, bewirbt es Luxair auf seiner Website. Es bietet bis zu 76 Passagieren Platz, fliegt bis zu 667 Kilometer pro Stunde schnell. Aufgrund ihrer Bauweise sind die Propellermaschinen normalerweise auf Flughöhen bis etwa 8.000 Meter begrenzt. Keine allzu übliche Flughöhe für Vögel. 

Um kurz vor 14 Uhr, so zeigen es die Daten auf der Website Flightradar 24, hat die Maschine die dänischen Küstenlinien hinter sich gelassen und fliegt auf Norddeutschland zu – und sinkt auf rund 3.000 Meter Flughöhe. Eine Höhe, in der schon deutlich mehr Vögel unterwegs sind.

Tageblatt-Redakteur Wiltgen spürt das Absinken des Fliegers, beziehungsweise den sich auch in dessen Innerem leicht ändernden Druck, in den Ohren, so wie sicher viele andere Passagiere. Dann gibt es eine Durchsage, wie sie wohl ebenfalls jeder kennt, der schon einmal geflogen ist: Der Pilot kündigt mögliche Turbulenzen an. Die Sicherheitsgurte sollen angelegt werden.

„Vogelschlag“

Die Turbulenzen bleiben zwar aus, aber dafür passiert etwas anderes – von dem die Passagiere zunächst nichts mitbekommen: Ein Vogel (oder sogar mehrere) trifft das Flugzeug frontal. Was sich lapidar anhört, kann extrem ernste Folgen haben: Eines der bekanntesten Flugunglücke, das durch die meisterhaft souveränen Piloten noch glimpflich ausging, wurde ebenfalls durch „Vogelschlag“ ausgelöst: Ein Airbus A320 der US Airways verlor im Januar 2009 beide Triebwerke in geringer Höhe, als über New Jersey Gänse einschlugen: Der Flug endete kurz nach dem Start als Notwasserung im eisig kalten Hudson River. Alle 155 Passagiere verließen das Flugzeug lebend – der Kapitän Chesley B. Sullenberger, wie es sich gehört, als Letzter.

Ein Airbus A320 wasserte nach Vogelschlag 2009 im Hudson River
Ein Airbus A320 wasserte nach Vogelschlag 2009 im Hudson River Foto: Wikicommons/Greg L.

Die Folgen für das Luxair-Flugzeug sind bei weitem nicht so gravierend. Später heißt es sogar, das Flugzeug hätte theoretisch problemlos weiterfliegen können: Lediglich die äußere mehrerer Glasschichten der Frontfenster war in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch der Weg nach Luxemburg ist noch weit, sogar für ein schnelles Flugzeug, also beschließt der Kapitän, den nächstgelegenen Flughafen anzusteuern: Hamburg.

Gegen 14.15 Uhr beginnt der Sinkflug, um 14.30 Uhr ist das Flugzeug sicher und problemlos gelandet. Dann dauert es noch eine Weile, bis endgültig klar ist: Mit diesem Flieger geht es nicht weiter. Als die Passagiere von einem Bus abgeholt werden, haben sie auf dem Rollfeld des „Helmut-Schmidt-Flughafens“ Gelegenheit, sich den Schaden selbst anzusehen. Die Fotos lassen erahnen, dass das vielleicht doch kurz ein beklemmender Anblick war: Mindestens eine der großen, mehrlagigen Cockpit-Scheiben ist äußerlich komplett zersplittert. Natürlich kann man so noch weiterfliegen, wie man ja auch ein Handy noch benutzen kann, das so aussieht nach einem Sturz auf den Boden. Was aber wohl geschehen wäre, wäre das Tier durch die Scheibe gedrungen, so wie das 2016 bei einem Airbus A320 auf Mallorca passiert ist? 

Ist ja (fast) nichts passiert: Passagiere machen Erinnerungsfotos.
Ist ja (fast) nichts passiert: Passagiere machen Erinnerungsfotos. Foto: Editpress

Es ist aber nicht passiert, es gab offenbar auch keinerlei Druckabfall in der Kabine und, noch wichtiger, keine Verletzten: weder in der Pilotenkanzel noch unter den Passagieren. Die blieben „ganz unaufgeregt“, schildert es Tageblatt-Redakteur Wiltgen im Chat, schießen noch ein paar Fotos und werden dann zum Terminal gefahren. Dort erfahren später einige Passagiere, dass sie noch am selben Tag über München nach Luxemburg kommen können – während für einige andere erst eine Übernachtung in Hamburg ansteht. Immerhin, auch wenn er unfreiwillig ist, ist die Stadt an der Alster nicht der schlechteste Ort für einen Abendaufenthalt. (Und dank EU-Fluggastrechteverordnung hat man auch Anrecht auf ein kleines „Taschengeld“.)

So endet der nicht ganz alltägliche Flug LG5554 an diesem Montag also doch noch völlig glimpflich für die Beteiligten – mit Ausnahme (mindestens) eines Vogels.

Noch ein Zwischenfall

Eine Boeing 747 der Luxemburger Fracht-Airline Cargolux hat am Samstag (15.4.) ein nicht geplantes „Touch and go“-Manöver auf dem Findel durchführen müssen: Weil ein Triebwerk bei der Landung den Boden berührt hatte, wurde die reguläre Landung abgebrochen und der Pilot ließ die Maschine noch einmal abheben. Der zweite Landeversuch sei dann problemlos geglückt.

Die Boeing 747-4HQF(ER) mit der Flugnummer CLX5EP war gegen 12 Uhr (Luxemburger Ortszeit) in Dubai gestartet und hat gegen 18.30 Uhr den ersten Landeversuch unternommen.

Der Internetseite Flightradar ist zu entnehmen, dass die 747 dann eine weite Schleife geflogen ist (die in der Breite fast das ganze Land abgedeckt hat), um dann um 18.49 Uhr tatsächlich am Findel zum Stillstand zu kommen.

Cargolux erklärte später, weder die Besatzung noch Personen am Boden seien verletzt worden. Der Vorfall sei der Aufsichtsbehörde DAC („Direction de l’aviation civile“) gemeldet worden – außerdem untersuche Cargolux den Vorfall intern: „Das Flugzeug wurde bei dem abgebrochenen ersten Landeversuch beschädigt und bleibt am Boden, bis alle Inspektionen und notwendigen Reparaturen abgeschlossen sind.“


Foto US Airwqays Flight 1549: Greg L, US Airways Flight 1549 (N106US) after crashing into the Hudson River (crop 1), CC BY 2.0