Handball EschTom Krier: „Meinen Teil dazu beitragen, dass die Mentalität des Klubs erhalten bleibt“

Handball Esch / Tom Krier: „Meinen Teil dazu beitragen, dass die Mentalität des Klubs erhalten bleibt“
Tom Krier ist einer der dienstältesten Spieler des Handball Esch Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Die Handballer des HB Esch befinden sich in einer ungewohnten Situation. Nach zuletzt fünf Meistertiteln in Folge hat der Klub aus der Minette-Metropole im Sommer einen großen Umbruch durchlaufen und spielt seitdem im Mittelfeld der AXA League mit. Tom Krier verrät im Gespräch mit dem Tageblatt, wie die Mannschaft mit der neuen Situation umgeht und welche Rolle er dabei übernimmt.

Tageblatt: Der HB Esch hat im Sommer einen Umbruch durchlaufen. Wichtige Spieler wie Martin Muller, Sacha Pulli, Jacques Tironzelli und Miha Pucnik gehören nicht mehr zur Mannschaft, zudem gibt es mit Adrian Stot einen neuen Trainer. Wie groß war die Umstellung?

Tom Krier: Die Umstellung war immens schwer. Spieler, die den Handball Esch während langer Zeit getragen haben, haben ihre Karrieren beendet. Mit Miha Pucnik hat uns zudem ein wahrer Allrounder verlassen. Man konnte ihn überall einsetzen. Er fehlt immens. Nicht nur auf dem Platz, auch außerhalb mit seiner sympathischen Art und Weise. Der Umbruch ist sehr groß und wir sind in einer schwierigen Saison, in der wir einfach versuchen müssen, das Beste herauszuholen. Bisher haben wir uns gar nicht so schlecht geschlagen.

Esch ist in den letzten Jahren, was Titel anbelangt, immer verwöhnt gewesen. Jetzt stehen Sie nach sechs Spieltagen nur auf dem fünften Tabellenplatz. Wie schwer fällt es, die derzeitige Lage zu verkraften?

Es ist nicht einfach. Wir haben jetzt gegen Berchem mit zehn Toren Unterschied verloren. Ich spiele seit 15 Jahren in der ersten Mannschaft des Handball Esch, so etwas hatte ich in all den Jahren noch nie erlebt. Auch wenn Berchem dieses Jahr sehr stark ist, ist es nicht einfach, so eine Niederlage zu verkraften. Ich bin vor 15 Jahren in eine Mannschaft hineingewachsen, die mit Bock, Pulli, Muller und Co. immer um den Meistertitel gespielt hat und den Meistertitel auch oft gewinnen konnte. Wir haben nie drei Spiele nacheinander verloren. Von daher ist es auch für mich persönlich eine mental große Umstellung. Jedes verlorene Spiel tut weh.

Hat das einen Einfluss auf die Moral der Mannschaft?

Die Moral der Mannschaft ist weiterhin gut. Wir haben Spaß und geben sicher nicht auf. Die Situation ist eben neu. Spieler, die in den vergangenen Jahren eher weniger eingesetzt wurden, und auch junge Spieler bekommen nun mehr Einsatzzeit. Das ist auch eine positive Sache. Denn der Klub muss an die Zukunft denken. Vielleicht nicht dieses und auch nicht nächstes Jahr – aber es wird eine Zeit kommen, in der der Handball Esch wieder oben mitspielen wird. Wobei ich denke, dass man uns auch in dieser Saison noch nicht abschreiben sollte.

Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass die Mentalität des Klubs erhalten bleibt

Tom Krier, über den Umbruch in Esch

Wie gehen Sie persönlich mit dieser neuen Situation um?

Ich war mit Bock, Muller und Pulli immer Teil einer erfahrenen Mannschaft. Es war ihre Rolle, mir Dinge beizubringen. Jetzt ist der Moment gekommen, wo ich einer der Ältesten im Team bin und ich den jungen Spielern Tipps geben muss. Ich versuche, meine Erfahrung an sie weiterzugeben. Es ist eine neue Rolle, die ich mag und auch gerne annehme. Es wird aber noch ein bisschen dauern, bis ich mich ganz an diese neue Situation gewöhnt habe.

Bringt Ihre neue Rolle mehr Verantwortung mit sich?

Wenn man auf dem Platz steht, hat man immer Verantwortung. Diese ist jetzt noch größer geworden. Ich würde sagen, dass es vor allem darum geht, den jungen Spielern oder denen, die in den letzten Jahren weniger gespielt haben, Dinge mit auf den Weg zu geben, die für mich selbstverständlich sind. Vor allem in eng umkämpften Begegnungen ist es zum Beispiel wichtig, die Ruhe zu wahren und nicht nervös zu werden. Das Motto bei uns im Klub hieß zudem immer „Für den Verein“. Wir haben das Trikot gelebt und für den Verein gekämpft. Es ging nie um individuelle Ansprüche oder Tore. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass diese Mentalität des Klubs erhalten bleibt.

Wie bewerten Sie den Saisonstart der „neuen“ Escher Mannschaft?

Wir haben gegen die Gegner gewonnen, gegen die wir gewinnen mussten. In diesen Begegnungen hat man auch gesehen, dass es noch einen Unterschied zwischen dem Handball Esch und den Vereinen, die unten spielen, gibt. Das Einzige, was uns noch fehlt, ist ein Sieg gegen eine Spitzenmannschaft. Es hat manchmal nicht viel gefehlt. Gegen Käerjeng haben wir auf ein Tor verloren. Im Supercup gegen die Red Boys haben wir auf vier Tore verloren. Dann gab es aber auch deutlichere Niederlagen, wie die gegen Berchem. Wir haben keine besonders schlechten Spiele gemacht, aber eben auch keine besonders guten. 

Was fehlt noch, um auch gegen eine Spitzenmannschaft zu gewinnen?

Es fehlt uns an Selbstvertrauen. Ein Sieg am Samstag gegen Käerjeng oder am Mittwoch gegen Düdelingen, würde unser Selbstvertrauen sicherlich stärken. Wir sind zuversichtlich, dass das auch klappen wird – es wäre wichtig für jeden im Klub. Zudem fehlt es ein bisschen an Erfahrung in den entscheidenden Momenten. Wir haben viele Leute, die noch nicht oft in engen Spielen in den entscheidenden Minuten auf dem Platz standen. Ohne Erfahrung wird man dann schnell nervös und es passieren Fehler. Ich würde nicht sagen, dass es an Talent oder ausländischen Spielern fehlt. Wir haben schon bewiesen, dass wir auch gegen einen diesjährigen Favoriten (Käerjeng; Anm. d. Red.) über ein ganzes Match mithalten können, dann am Ende aber die letzten zehn Minuten nicht gut verwaltet. Das ist uns in den letzten Jahren eigentlich nie passiert, weil wir eben Spieler hatten, die schon oft in solchen Situationen waren und in den entscheidenden Momenten Verantwortung übernahmen. Natürlich fehlt auch ein Spieler wie Martin Muller, der zu egal welchem Zeitpunkt immer die verrücktesten, aber auch die einfachen Tore schießen kann.

Am Samstag treffen Sie zum Auftakt der Rückrunde erneut auf Käerjeng. Was erwarten Sie sich nach der 21:22-Niederlage im Hinspiel von dem zweiten Aufeinandertreffen?

Käerjeng ist ein Gegner, der uns in den vergangenen Jahren eigentlich immer gut lag. Vor allem auswärts haben wir immer gut gespielt. Warum, weiß ich nicht – aber wenn wir in Käerjeng gewonnen haben, dann immer mit einem deutlichen Ergebnis. Wir werden das am Samstag im Hinterkopf haben. Im Hinspiel lagen wir am Anfang vorne, hätten aber eigentlich noch viel deutlicher führen müssen. Wir hatten wenig Erfolg vor dem Tor, hinzu kamen viele technische Fehler. Bei Käerjeng war das aber nicht anders. Es ist jetzt an uns, zu schauen, dass wir unsere Leistung diesmal abrufen. Wie gesagt, wir haben uns fest vorgenommen, unsere nächsten beiden Spiele zu gewinnen, um Selbstvertrauen zu tanken. Gelingt uns das, sind wir wieder oben mit dabei. Sollten wir beide Begegnungen verlieren, wäre der Rückstand natürlich auch schon groß. Das wollen wir unbedingt verhindern.

Worauf wird es ankommen?

Wir müssen mit Tempo spielen. Wir haben in letzter Zeit oft zu langsam gespielt und zu wenig auf Risiko. Wir haben mehr verwaltet, was ich persönlich nicht gut finde. In den vergangenen Jahren haben wir immer gewonnen, weil wir frei aufgespielt haben – mit Risiko und mit schnellen Kontern. Am Samstag müssen wir von Anfang an 100 Prozent geben und zeigen, dass wir gewinnen wollen.