SpanienSechste Briefbombe entdeckt – Spekulation über Verbindung zum Ukraine-Krieg

Spanien / Sechste Briefbombe entdeckt – Spekulation über Verbindung zum Ukraine-Krieg
Bei der Explosion einer Briefbombe in der Botschaft der Ukraine in Madrid ist ein Botschaftsmitarbeiter verletzt worden Foto: dpa/Carlos Luján

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Nach der Explosion einer Briefbombe in der ukrainischen Botschaft in Madrid untersucht die spanische Polizei weitere mögliche Sprengsätze.

Die Anzahl der in Spanien entdeckten Briefbomben an hochrangige Politiker, Botschaften und Militäreinrichtungen ist am Donnerstag auf sechs gestiegen. Am Nachmittag wurde der Eingang eines Päckchens für die US-Vertretung in Madrid gemeldet. Es wurde von der Polizei kontrolliert gesprengt. Kurz zuvor hatte Vize-Innenminister Rafael Perez erklärt, ersten Erkenntnissen zufolge seien die bis dahin bekannten fünf Sprengsätze von innerhalb Spaniens abgeschickt worden. Angesichts der Empfänger – darunter die ukrainische Botschaft – wurde über eine Verbindung zum Ukraine-Krieg spekuliert. Die Ermittlungen wurden vom Obersten Gerichtshof des Landes übernommen, der auch für die Verfolgung von Terrorismus zuständig ist.

Nach offiziellen Angaben wurde die erste Briefbombe am 24. November an Ministerpräsident Pedro Sanchez geschickt. Am Mittwoch wurde dann ein Sicherheitsbeamter verletzt, als ein an den ukrainischen Botschafter in Spanien adressiertes Päckchen explodierte. Am Abend ging ein Sprengsatz bei dem Rüstungskonzern Instalaza in Saragossa ein. Dieser stellt Raketenwerfer vom Typ C90 her, von denen Spanien mehr als 1000 an die Ukraine geliefert hat. Am Donnerstag erreichten bis zum Nachmittag Briefbomben ein Satellitenzentrum der EU auf einem Luftwaffenstützpunkt nahe Madrid, das spanische Verteidigungsministerium und die US-Botschaft.

Plötzlich Flammen

Die Behörden machten zunächst keine Angaben zu den mutmaßlichen Urhebern. Perez erklärte, es handle sich um selbst gebastelte Sprengsätze in braunen Päckchen mit einem brennbaren Pulver und einem Zünddraht. Die Folge sei eher ein plötzliches Austreten von Flammen als eine Detonation. Aus Ermittlerkreisen verlautete, in den großen, auf identische Art beschrifteten Umschlägen hätten sich ein elektrischer Zündmechanismus und eine Substanz befunden, die Schwarzpulver ähnlich sei. Eine den Ermittlungen nahestehende Person sagte, die Bomben seien zwar selbst gebaut, jedoch „nicht etwas, was jeder herstellen kann“.

Nach dem Eingang des Sprengsatzes an der ukrainischen Vertretung am Mittwoch hatte der Botschafter in Spanien, Serhii Pohoreltsew, eine Verbindung zum Ukraine-Krieg gezogen. Angesichts der Situation habe man aus Kiew die Anweisung erhalten, auf jede Art von Zwischenfall bezüglich „russischer Aktivitäten außerhalb des Landes“ vorbereitet zu sein, sagte er dem Fernsehsender TVE. Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte am Donnerstag bei einem Besuch in Odessa, die Briefbomben würden ihr Land nicht davon abhalten, die „gerechte Sache“ der Ukraine zu unterstützen.

Die russische Botschaft in Spanien verurteilte ihrerseits die Versendung der Briefbomben. „Jede Drohung oder terroristische Handlung, insbesondere gegen eine diplomatische Mission, ist aufs Schärfste zu verurteilen“, erklärte sie auf Twitter.