Escher „Gîte“„Pump it up“ am Minett Trail: Hier muss man sich beim Duschen sputen

Escher „Gîte“ / „Pump it up“ am Minett Trail: Hier muss man sich beim Duschen sputen
Der Escher „Gîte“: eine außergewöhnliche Erscheinung. Wie würden Sie das Ding beschreiben? Wir waren etwas ratlos. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Am südlichen Ende des Landes erstreckt sich der rund 90 Kilometer lange Minett Trail. Entlang des Weges liegen 11 „Gîtes“, auch „Kabaisercher“ genannt. Sie sind mehr als nur eine Übernachtungsmöglichkeit für müde Wanderer. „Pump it up“ heißt der Escher „Gîte“. Eine außergewöhnliche Erscheinung, wie ein Besuch zeigt.

Wie ein klassischer Gîte sieht das Escher Kabaischen nicht aus. Es wirkt wie ein Ding aus einer anderen Welt. Jedenfalls hier im Ellergronn, zwei Kilometer außerhalb von Esch. Mitten im Naturschutzgebiet steht er auf einer Wiese, umgeben von Bäumen: ein stählerner Wohnwagen mit einer riesigen weißen Halbkugel aus Kunststoff als Dach. Ganz zufrieden sind wir mit unserer Beschreibung nicht.

Rund 700.000 Euro habe der Gîte gekostet, so Georges Mischo. Ab wann er Gästen zur Verfügung stehe oder wann er offiziell eingeweiht werde, stehe noch nicht fest, so der Bürgermeister und Pim Knaff, der Schöffe. Sie geben zu verstehen, dass es wohl mehrere Möglichkeiten gibt. Lange dürfte es wohl aber nicht mehr dauern. Der Gîte ist nämlich fertig und funktionsfähig, wie der Besuch vor Ort zeigt.

Auf kleinstem Raum

Das Bild vom Wohnwagen passt. Auf kleinstem Raum ist, wie in einem Camper oder auf einem Boot, alles untergebracht, was man braucht. Kochnische mit Kühlschrank, Herd und Mikrowelle. Großer, behindertengerecht eingerichteter sanitärer Bereich mit Handtuchtrockner. Vorsicht beim Wasserverbrauch. Es gibt ein Rationierungssystem mit Besucherkarten für die Nutzung von Dusche und Waschbecken.

Der Esstisch hat eine Infrarotheizung. Für Fernsehunterhaltung sorgt die Natur und WLAN ist ein Fremdwort. Stauraum für leichtes Gepäck ist ausreichend vorhanden. Geschlafen wird ein Stockwerk höher. Deshalb gibt’s auch eine Treppe und einen Treppenlift für Personen mit eingeschränkter Mobilität. Oben sieht es ziemlich futuristisch aus.

Unter der aufblasbaren Halbkugel aus PVC können sechs Leute schlafen. Jeder hat seine Luftmatratze und eine kleine Nachtlampe. Sonst ist in dem offenen Raum mit kreisrunder Fläche und neun Meter Durchmesser nichts vorhanden. Ein Podest aus Gitterrosten lässt Licht in die Küche.

Für Atmosphäre unterm Dach sorgt dann die Kunststoffmembran selbst. Sie ändert ihre Farbe je nach Lichteinfall. Auch bei Regen und Gewitter verspricht der Aufenthalt eine besondere Atmosphäre.

„Hotel auf Rädern“

Der Escher Gîte ist auf einen Anhänger montiert und sehr solide konstruiert. Dank seiner Stützen steht er ebenso fest in der Landschaft. Er hat aber auch massive Räder. Wie ein richtiger Wohnwagen ist er nämlich mobil. Er verfügt über ein autonomes Wassersystem mit Frischwassertank und Wiederverwendung für die Toilette und braucht nur einen Stromanschluss. Was sagen die verantwortlichen Architekten, Philippe Nathan und Julie Lorang, dazu? „Pump it up ist ein Hotel, das mit einem Fahrzeug gezogen werden kann. Wie ein Spaceshuttle wird es am Zielort ankommen und seine Hemisphäre aufblähen.“

Die Idee ist gut. Doch mit der Mobilität ist das so eine Sache. Zum einen braucht es einen Lastkraftwagen, um das schwere Ding zu ziehen. Das braucht Zeit. Zum anderen muss das Dach bei jedem Transport „eingepackt“ werden. Also Luft raus und zusammenfalten. Am Zielort dann wieder auseinanderfalten und Luft rein. Für tägliche Standortwechsel ist das Konstrukt nicht geeignet – und auch nicht gewollt. Im Ellergronn stehe der Gîte auch gut, sagen Beobachter.

Und was tut man, wenn man dort übernachtet? Na, wandern zum Beispiel. Das Rosati-Haus erkunden. Das Museum der Cockerill-Grube. An gut beschilderten Wegen fehlt es nicht. Der Ellergronn gehört zum europäischen Netz von Naturschutzgebieten Natura 2000.

Internationale Zusammenarbeit

Das Fahrgestell wurde in Belgien gebaut. Die Karosserie in Frankreich. Die Reifenstruktur sowie das Kunststoffdach in Italien. Technik, Innenausbau, Endbearbeitung, Möbel, Schlosserei usw. stammen von luxemburgischen Unternehmen. Konzept: Architekturbüro Philippe Nathan.