Fauxpas eines MinistersGeorges Mischo diffamiert die Sportpresse – diese reagiert

Fauxpas eines Ministers / Georges Mischo diffamiert die Sportpresse – diese reagiert
Georges Mischo Foto: Editpress/Julien Garroy

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Als „oberflächlich“ und „lapidar“ bezeichnete der neue Sportminister Georges Mischo die tägliche Arbeit von drei großen nationalen Sportredaktionen in einem kürzlichen erschienenen Interview. Nun reagiert die Medienwelt auf diese faktisch falsche Analyse.

„Nous voulons changer les choses“, lautet der Titel des am 8. Februar 2024 in der Sportzeitschrift Mental erschienen Interviews mit Sportminister Georges Mischo. In diesem wird sich auch mit dem Thema Sportberichterstattung beschäftigt. Mental kommt zur Feststellung, dass es den Verbänden und Vereinen hierzulande an Marketingkompetenzen mangelt und es dem Sport an Sichtbarkeit in den Medien fehlt. Mischo gibt dem Fragesteller recht und hat auch seine ganz eigene Analyse parat: „Je regrette qu’il n’y ait pas un deuxième Mental! Car si vous regardez les pages sportives de Tageblatt, du Wort ou dans Le Quotidien: c’est de plus en plus superficiel et lapidaire.“

Mischo, der selbst während Jahren als freiberuflicher Mitarbeiter für die Sportredaktion von RTL Radio arbeitete, müsste sich eigentlich besser mit der lokalen Medienszene auskennen und zu einer etwas treffenderen Analyse fähig sein. Die Sportberichterstattung hat sich über die Jahre hinweg verändert. Das hat gleich mehrere Gründe. An erster Stelle steht das Internet und die damit verbundene Fülle an Informationen. Auch die Leserschaft hat sich über die Jahre verändert. Während es zu Mischos Radio-Zeiten oft noch reichte, einfach Spielberichte niederzuschreiben oder durchzusagen, wird heute mehr Tiefe von den Journalisten verlangt. Resultate und auch internationale Nachrichten spielen nur noch eine untergeordnete Rolle in der Berichterstattung der führenden nationalen Sportteile. Der Fokus wird sowohl beim Tageblatt als auch beim Luxemburger Wort und beim Le Quotidien auf Hintergrundberichten über den luxemburgischen Sport gelegt.

Im Vergleich zu ähnlich großen Regionen wie Luxemburg haben wir hierzulande eine äußerst florierende Sportjournalistenszene und, damit verbunden, auch ein sehr reichhaltiges Angebot. Weder das Saarland noch die Region Trier oder Lothringen verfügen über drei Tageszeitungen, die an Wochentagen im Schnitt 15 Sportseiten pro Tag publizieren.

Die Aussagen von Georges Mischo sind demnach faktisch falsch und diffamieren eine ganze Branche. Neben den verschiedenen Akteuren aus der Medienbranche reagierte am Montag aber auch der Sportminister selbst auf seine Aussagen.


Reaktionen


„Seines Amtes nicht würdig“

Als Journalist muss man mit Kritik leben können. Sie bringt einen in seiner täglichen Arbeit weiter. Die Aufgabe einer Tages- oder Wochenzeitung ist es, über die Aktualität zu berichten und diese gegebenenfalls zu kommentieren. Dass nicht jeder die gleiche Meinung hat, liegt auf der Hand und führt dann auch manchmal zu Diskussionen über die Art, wie ein Artikel geschrieben wurde. Eine Kritik sollte jedoch immer begründet und nachvollziehbar sein. Durch die Dominanz der sozialen Medien ist das leider oft nicht mehr der Fall. Der geistige Tiefgang ist abhandengekommen.

Wir als Medienschaffende sind es gewohnt, mit Meinungen und Kritik umzugehen, seien sie falsch oder richtig. Eine neue Dimension erreichen wir jedoch, wenn sich ein Sport- und Arbeitsminister zu einer faktisch falschen und dazu noch diffamierenden Aussage hinreißen lässt. Georges Mischos Aussagen sind seines Amtes nicht würdig. Stellen Sie sich mal vor, ein Arbeitsminister würde in einem Interview behaupten, dass die Häuser der Baufirma X von Jahr zu Jahr löchriger würden. Ohne Beweise würde ein solches Zitat wahrscheinlich eine Klage nach sich ziehen. Nun, genau das hat Mischo getan. Er hat durch seine Aussagen einen Teil einer Branche diskreditiert, nur um schlussendlich bei einer anderen Zeitung gut dastehen zu können. Populismus nennt man so etwas.

Mischo ist sich seiner Aussagen bewusst und rudert auch in den Tagen und Wochen nach dem Interview nicht zurück. Beim Schreiben dieser Zeilen stand der integrale Artikel nämlich noch immer auf der Internetseite des Sportministeriums.

Der ehemalige Escher Bürgermeister ist erst seit 100 Tagen im Amt, hat die luxemburgische Medienlandschaft aber bereits unmissverständlich verstehen lassen, was er von ihr hält. Hoffentlich werden der Sport und die Sportler während seiner Amtszeit mit weit weniger „Oberflächlichkeit“ behandelt werden.

Dan Elvinger, Chef der Tageblatt-Sportredaktion


„Honteux et indigne“

„De la part d’un ministre des Sports, c’est confondant d’effectuer ce type de dérapage et surtout de dénigrer et stigmatiser par voie de presse le travail des rédactions sportives des quotidiens nationaux. De surcroît lorsqu’on est ministre du Travail … Cette attaque sans discernement dépasse même l’entendement. On en tombe à la renverse!

Dans le même temps, il vante les mérites d’un mensuel, dont on ne jugera pas, par éthique, la qualité rédactionnelle, magazine, qui certes l’interroge, mais aux pratiques douteuses, puisqu’il a été épinglé récemment pour plagiat d’au moins un de nos articles …

On doute forcément de son objectivité et on ne comprend pas bien les ressorts qui l’ont poussé à cette sortie de route criarde, édifiante, une attaque infondée à nos yeux.

Nous ne sommes pas hermétiques aux critiques non plus et nos lecteurs le savent mieux que quiconque.
Mais cette saillie impromptue est honteuse, évidemment indigne d’un politique en responsabilité. A quel type de presse écrite payante rêve donc le ministre des Sports, l’ancien correspondant de radio puisqu’il se plaît manifestement à rappeler ses propres faits d’armes dans le domaine? Ahurissant …

Mais cela a au moins le mérite de mettre en lumière la fond de la pensée du ministre des Sports. Les masques sont tombés. On a bien compris cette forme de mépris, que le ministre des Sports entendait renvoyer aux rédactions sportives des quotidiens nationaux du pays. C’est bien noté!“

Denis Bastien, chef de la rédaction sportive du Quotidien


„Ziemlich unverschämt“

„Mischos Kommentar irritiert aus mehreren Gründen. Zum einen ist seine Wortwahl gelinde gesagt unglücklich. Die Sportseiten der Luxemburger Tageszeitungen als ‚oberflächlich‘ zu beschreiben, ist ziemlich unverschämt. Was will der Sportminister damit bezwecken? Einen Gefallen hat er sich mit dem unüberlegten Fehltritt ganz sicher nicht getan.

Hinzu kommt, dass seine Analyse faktisch falsch ist. Der Sportminister bewegt sich offensichtlich in einem Themenfeld, in dem er nicht den kompletten Durchblick hat. Ansonsten hätte er nämlich gemerkt: Die Sportberichterstattung in der Luxemburger Presse war noch nie so reichhaltig, ausführlich und breit gefächert wie aktuell. Die rasanten Entwicklungen der Medienlandschaft haben Podcasts, Videos, Livestreams und Ticker hervorgebracht. Auch Mischo findet beim Luxemburger Wort beispielsweise interessante Porträts, pointierte Analysen und gut recherchierte Hintergrundstorys. Das alles natürlich auch im Print.“

Joe Geimer, Chef der Sportredaktion des Luxemburger Wort


„Diffamierend und unangemessen“

„Diese Aussage kommt einem Schlag ins Gesicht für die Journalisten, Redaktionen und Medienhäuser gleich, die tagein, tagaus viel Zeit, Arbeitskräfte und Geld in die nationale und auch internationale Sportberichterstattung  investieren sowie Sportevents finanziell oder auch materiell unterstützen. Was Georges Mischo zu der erwähnten Aussage bewogen hat, ist mir schleierhaft. Man könnte es als ‚oberflächliches Thekengespräche‘ abtun, wäre da nicht die Tatsache, dass diese unangemessenen und diffamierenden Bemerkungen aus dem Munde eines gewählten Politikers, nämlich des CSV-Sportministers, kommen, der zudem genau wusste, dass sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Roger Infalt, Präsident des Luxemburger Presserates


„D’ALJP bedauert d’Wuertwal“

Wärend et dem Sportminister natierlech zousteet, seng Meenung iwwer d’Aarbecht vun der Sportpress ze äusseren, bedauert d’ALJP d’Wuertwal, déi en dofir a senger offizieller Funktioun als ugemooss empfënnt. Dëst ëmsou méi, wann en dobäi besonnesch di Aarbecht vun der Dagespress viséiert, déi, wéi mer all wëssen, an ëmmer méi komplizéierten strukturelle Bedingungen an ënner emmer méi grousse finanzielle Contrainten stattfënnt. D’ALJP a sécherlech all (Sport-)Redaktiounen am Land hunn en oppent Ouer fir all Propose vun der Regierung, zu där de Minister gehéiert, dës Aarbechtskonditiounen ze verbesseren.

Misch Pautsch, Präsident der „Association luxembourgeoise des journalistes professionnels“ (ALJP)


„Kein Kommentar“

„Ich will zu diesem Zeitpunkt die Aussagen des Sportministers nicht kommentieren. Im März werde ich mich mit Georges Mischo treffen und auch dieses Thema ansprechen.“

Petz Lahure, Präsident von sportspress.lu


„Eine Anerkennung des Potenzials“

„Ich möchte zunächst betonen, dass ich den Beitrag der Medien zur Berichterstattung über sportliche Ereignisse und Entwicklungen in unserer Gesellschaft sehr schätze. Meine Bemerkungen bezüglich der Oberflächlichkeit und Knappheit in der Berichterstattung sollten nicht als Kritik an der Arbeit der Presse verstanden werden, sondern vielmehr als Anerkennung des Potenzials für eine noch tiefgründigere und umfassendere Berichterstattung über den Sport (Randsportarten, Frauensport, Jugendsport …). Sport hat eine hohe gesellschaftliche Bedeutung. Eine ausgewogene Berichterstattung trägt dazu bei, ein tieferes Verständnis für seine Bedeutung und Auswirkungen zu fördern. Sprich den Sport in seiner Vielschichtigkeit noch besser abzubilden. Mein Anliegen ist es daher, die Diskussion darüber zu fördern, wie wir gemeinsam sicherstellen können, dass die Berichterstattung über den Sport weiterhin vielschichtig bleibt.“

Georges Mischo, Sport- und Arbeitsminister

benschul
28. Februar 2024 - 13.57

Et stellt sech emmer méi eraus, dass an der Cuvée 2023 vun eise neien Ministeren nach laang net iwweral Minister dran ass wou Minister dropstét. Et ass wéi déi bekannten Mogelpackungen aus dem Supermarché. Oder solle sie ieren e Concours ennertenén lafen hunn, wien den dëckste Faux-pas ka machen. Do wëll ech Iech nemme soen: Bouwen, fir ze wannen musst der Iech schon méi eppes spektakuläres afale lossen. Bis elo ass den Här Inneminister scho wéit virun iech a schwéier erem ze kréien.

fgeib
27. Februar 2024 - 15.57

Ech muss dem Här Minister Recht gin an är Argumenter huelen ech net un.Qui s'excuse s'accuse

Grober J-P.
27. Februar 2024 - 10.21

Wer steckt eigentlich hinter der Mental S.A.? Impressum findet man wo?

de Kaysesch Flöpp
27. Februar 2024 - 9.59

Dieser Minister wirkt so abweisend , dass es schon an Arroganz grenzt. Wie könnte auch ein umstrittener, sehr mittelmässiger Bürgermeister zu einem vorbildlichen Minister werden ? Würde schon an ein Wunder grenzen. Und ein guter Sportsminister sollte sich auch entsprechend fair, lies sportlich verhalten und äussern. Dazu gehört mehr als mit einigen Kumpels in der Buvette einer Sporthalle einige Bierchen zu trinken.

JayBee
27. Februar 2024 - 9.45

An deem Artikel steet méi wéi just dee Fehltrëtt géint d'Press iwwert dat ee sech kéint opreegen, oder virun allem wat d'Sportpress kéint kritiséieren. De Minister fänkt an deem Artikel domadder un dass e sech selwerr lueft an als ee vun de gréisste Spezialisten a Lëtzebuerg bezeechnet wat d'Olympesch Summerspiller betrëfft. Als Kanner hu mer ëmmer gesot "Selbstlob stinkt". De Minister beweist, dass säi Wëssen iwwert Sport a Sportwëssenschaft an den 80er Joeren opgehal huet well seng Aussoen gi vun engem Sportmodell a Verständnis aus, dat an der Sportwëssenschaft säit 40 Joer schonn als iwwerlieft gëllt, nämlech der "construction pyramidale". Déi Pyramide ass gesamtgesellschaftlech gesinn mat de gréisste Problem am Sport an anscheinend huet de Minister nach näischt vun "LTAD-Lëtzebuerg liewt Sport" héieren. Wann en et awer schonn héieren huet, huet en et jiddefalls net am geréngste verstanen.

plop
27. Februar 2024 - 7.08

Bei deser Regierung gin et nemmen faux-pas. Eigentlech hun ech d'Vertrauen an d'Politik verluer.

Téit
26. Februar 2024 - 17.00

Dat wonnert mech net vun deem léiwe Männchen. E schéint kéng Zeitungen ze liesen. :-(