JustizDer Prozess um den Mord an Ana Lopes geht weiter – Handy-Ortung als Beweis

Justiz / Der Prozess um den Mord an Ana Lopes geht weiter – Handy-Ortung als Beweis
Der Tod von Ana Lopes löste in ihrer Heimat Bonneweg große Anteilnahme aus Foto: Editpress/Alain Rischard

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Ana Lopes soll im Januar 2017 entführt und vermutlich unmittelbar danach getötet worden sein. Als mutmaßlicher Täter wurde der Lebensgefährte Marco B. ermittelt. Der 32-Jährige, der seit Juni 2017 in Untersuchungshaft sitzt, weist diesen Vorwurf aber vehement von sich und verweigert jede Aussage. Das Gericht ist deshalb bei seiner Urteilsfindung auf Indizien und die Beweisführung angewiesen, die sich ausschließlich auf kriminaltechnische und kriminalwissenschaftliche Methoden stützt.

Der Mordprozess war am 11. März dieses Jahres mit Spannung erwartet worden. Er endete überraschend bereits nach fünf Verhandlungstagen. Weil die Corona-Maßregeln es nicht erlaubten, mussten die geladenen Sachverständigen und alle zur Verhandlung erforderlichen Personen abbestellt werden. Am Dienstagmorgen wurde der Prozess nun wieder aufgenommen. Die Verteidiger des Angeklagten sind Me Philippe Penning und Me Pietro Paolo Gennaro. 

Kurz nachdem ihre Familie Ana Lopes als vermisst gemeldet hatte, wurde ihre verbrannte Leiche auf dem Rücksitz ihres ausgebrannten BMW nahe der französisch-luxemburgischen Grenze in Roussy-le-Village (F) gefunden. Die Staatsanwaltschaft Luxemburg geht davon aus, dass die Frau in Luxemburg getötet wurde, bevor das Auto nach Frankreich gebracht wurde. Am frühen Morgen des 17. Januar 2017 meldeten Gendarmen im französischen Roussy-le-Village den Ermittlern in Luxemburg den Brand eines Wagens in einem Feldweg etwa 30 Kilometer vom Ort des Verschwindens der Frau entfernt. Von der Feuerwehr wurden Reste eines verbrannten Körpers aufgefunden. Eine DNA-Analyse im Januar 2017 bestätigte, dass es sich bei der Leiche um Ana Lopes handelte. 

Rekonstruktion

Am frühen Abend des 16. Januar 2017 verschwand die 25-jährige Ana Lopes aus ihrem Heimatort Bonneweg. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Luxemburg soll Marco B. (32), der ehemalige Partner von Ana Lopes und Vater des gemeinsamen Kindes, am 16. Januar 2017 in der route de Thionville auf seine Lebensgefährtin gewartet haben. Dort hatten die Ermittler der Spurensicherung am 20. Januar 2017 zwischen zwei Autos eine Blutlache am Boden und Blutspritzer an einer Mauer entdeckt. Die Blutlache sei der Beweis dafür, dass dort eine „blutende Person“ gelegen habe. Eine DNA-Analyse ergab, dass das Blut eindeutig von Ana Lopes stammte. Außerdem wurde ein Kabelbinder der Marke „Panduit“ sichergestellt. Im Haus des Angeklagten wurden später Kabelbinder derselben Marke sowie ein Gewebeband und ein leerer 20-l-Kanister der Marke „Petroleum vert“ gefunden. Allem Anschein nach wurde die junge Frau angegriffen, bevor sie gezwungen wurde, sich in ein Auto zu setzen, das sie nach Frankreich brachte. 

Laut den Ermittlern soll Marco B. am 16. Januar 2017 zwischen 0.59 und 1.30 Uhr Ana Lopes umgebracht haben. Das Handy des Tatverdächtigen konnte mithilfe einer Ortungs-Software lokalisiert werden. Hierzu benutzten die Ermittler das „Mercure“-System, das eine Ortung auch in schwierigen Situationen ermöglicht. Der Angeklagte hatte stets behauptet, zur Tatzeit in Deutschland und nicht in Frankreich gewesen zu sein. Durch die Ortung seines Mobiltelefons ist es den Ermittlern gelungen, diese Behauptung zu widerlegen und ein Bewegungsprofil des Tatverdächtigen zwischen dem 15. und 16. Januar 2017 zu erstellen.

Die Verteidigung spricht ihrerseits von unbrauchbaren Ergebnissen. „Oft bringen diese Auswertungen nichts, weil sie nicht genau sind“, sagte Me Philippe Penning. „Die Daten können variieren, das Ortungssystem und sein Programm gehören nicht zur exakten Wissenschaft.“

Der Angeklagte soll heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen gehandelt haben. Ihm droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Prozess wird am Mittwoch mit der Genetikerin Dr. Elizabet Petkovski, Leiterin des „Service d’identification génétique“ des „Laboratoire national de santé“, fortgesetzt. Zudem sollte die Mutter von Ana Lopes gehört werden, die aber krankheitshalber nicht im Prozess aussagen wird. Sie sei „très angoissée“, sagte die Anwältin der Nebenkläger.

Erasmus
11. November 2020 - 15.36

Man kann sein Handy deponieren wo man will oder anderen Menschen zur Aufbewahrung geben, in einem Zug verstecken oder sonstwo. Beweise sind das nicht, nur Faulheit der Ermittler.