Jahresergebnis 2022Cargolux erwirtschaftet dritten Rekordgewinn in Folge

Jahresergebnis 2022 / Cargolux erwirtschaftet dritten Rekordgewinn in Folge
Die Zeit der Lieferkettenprobleme war gut für das Geschäft der Cargolux Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Für das Jahr 2022 konnte die Luxemburger Luftfrachtgesellschaft erneut einen Rekordgewinn verbuchen. Das, nachdem die Gesellschaft schon in den beiden Jahren zuvor historische Rekordgewinne verzeichnet hatte. Die überdurchschnittlich gute Zeit ist nun jedoch vorbei.

Letztes Jahr „hat die Cargolux das beste Ergebnis ihrer Geschichte eingeflogen“, so Tom Weisgerber, neuer Präsident des Verwaltungsrates der Gesellschaft. Insgesamt konnte das Unternehmen in den abgelaufenen zwölf Monaten einen Nettogewinn von sage und schreibe 1,6 Milliarden Dollar verzeichnen. Ein Plus von 21,9 Prozent verglichen mit dem letzten Rekordjahr, 2021. Der Umsatz ist um satte 14,7 Prozent auf 5,1 Milliarden US-Dollar gestiegen.

Hintergrund der starken Entwicklung waren 2022, wie bereits in den beiden Vorjahren, die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die globalen Lieferketten: Wegen Kapazitätsengpässen in der Seefracht und einer geschrumpften Verfügbarkeit von Frachtraum in regulären Passagierflugzeugen (weniger Flüge wegen Corona) war die Nachfrage nach Luftfrachtdiensten, wie die Cargolux sie anbietet, auch im nun abgelaufenen Geschäftsjahr weiter überdurchschnittlich hoch.

Vor Corona, im Jahr 2019, waren die Erträge noch am Sinken. Der Jahresumsatz belief sich damals um auf 2,6 Milliarden Dollar. Der Jahresgewinn summierte sich auf 20,1 Millionen Dollar. Das bis dahin beste Ergebnis der Cargolux war im Jahr 2018 erwirtschaftet worden, ein Gewinn von 211 Millionen Dollar.

Operativ sei das Jahr 2022 jedoch eine große Herausforderung gewesen, so Geschäftsführer Richard Forson am Mittwoch vor Journalisten. Dazu zählt er unter anderem das Verbot, das Territorium Russlands zu überfliegen, was rund 6.000 Flugstunden Umwege bedeutete. Zudem hätten die Flieger, wegen weiter bestehender Covid-Maßnahmen in China, dort oftmals mehr Zeit am Boden verbringen müssen als im Idealfall. Auch sei der Preis für Treibstoff bis zu 80 Prozent höher gewesen als im Vorjahr.

Dank der weiterhin starken Nachfrage nach Luftfrachtleistungen, und nur sehr wenigen fliegenden Passagiermaschinen in China, vor allem zu Jahresbeginn, habe die Gesellschaft ihre höheren Kosten in Form von höheren Preisen an ihre Kunden weitergeben können, ist von Finanzchef Maxim Straus zu erfahren. So konnte der Gewinn, trotz weniger transportierter Fracht und eines geringeren Ladefaktors, hoch bleiben. Auch mitgeholfen haben geringere Zinszahlungen auf einer geschrumpften Verschuldung. 

Trendwende in der zweiten Jahreshälfte

In der zweiten Jahreshälfte 2022 habe sich dann die Lage jedoch wieder langsam geändert, so die Cargolux weiter. „Der Markt geht wieder zurück zur Normalität“, unterstreicht Forson. Mittlerweile liege das Angebot an Luftfracht wieder über der Nachfrage. In den letzten Jahren seien viele neue Flieger in Betrieb genommen worden – zudem fliegen auch die Passagiermaschinen wieder, und transportieren wieder Fracht als „belly freight“. Besonders im letzten Quartal, das normalerweise die beste Saison für Luftfracht ist, habe man das gespürt.

„Die Zeit der außergewöhnlich hohen Gewinne ist wieder vorbei“, so der Geschäftsführer. Für 2023 sieht er einen wieder ansteigenden Konkurrenzdruck. Beispielsweise könnten Gesellschaften aus dem Mittleren Osten oder aus Asien weiterhin über Russland fliegen – was ihre Kosten tiefer halte. Trotzdem rechnet er auch für 2023 mit einem „vernünftigen“ Gewinn.

In den internationalen Rankings für Luftfrachtgesellschaften (nach transportierten Tonnen pro Kilometer) spiegele sich diese Entwicklung wider, so Forson. „Während Corona waren wir zur Nummer 5 weltweit aufgestiegen. Zu Beginn 2023 liegen wir aber wieder auf Platz 7 – wie vor Corona.“

Festgefahrene Verhandlungen mit Personal

Zu den Kollektivvertragsverhandlungen, die Medienberichten zufolge nach 15 Sitzungen in einer Sackgasse stecken, wollte sich der Geschäftsführer des Unternehmens nur ungerne äußern. „Ich mag es nicht, über den Weg der Presse zu verhandeln“, so Forson auf Nachfrage. Mit den Personalvertretern sei das Management derweil „immer bereit“ zu verhandeln, jedoch müssten die „Forderungen angemessen sein“.

Insgesamt scheint es zwei große Streitpunkte zu geben: einerseits die Höhe der Beteiligung der Mitarbeiter am erwirtschafteten Gewinn, und andererseits die Handhabung des Home-Office. Zum ersten Punkt wollte Forson keine konkreten Summen nennen, erklärte jedoch, dass sie in den drei letzten Jahren bereits überaus hoch gewesen seien. Bei der Diskussion ums Thema Home-Office hat das Management ein Angebot (außerhalb des Kollektivvertrags) vorgelegt, bei dem die Mitarbeiter, bei denen es möglich ist, an zwei (von drei definierten) Tagen pro Woche von zu Hause aus arbeiten können. Doch solange die Personalvertreter dem Vorschlag der Direktion nicht zustimmen, dürfe hierzulande niemand im „Télétravail“ arbeiten.

Die Zahl der Mitarbeiter lag Ende 2022 weltweit bei 2.539 – davon arbeiteten 1.888 in Luxemburg. Seit 2015 hat die Gesellschaft hierzulande somit etwa 500 neue Jobs geschaffen, weltweit ist es ein zusätzliches Plus von rund 100.

Flotte muss erneuert werden

Wichtigste Anteilseigner der Cargolux sind die Fluggesellschaft Luxair (35,10 Prozent), die chinesische HNCA (35 Prozent), die BCEE (10,9 Prozent), die staatliche Entwicklungsbank SNCI (10,67 Prozent) sowie der luxemburgische Staat (8,32 Prozent). Die Cargolux-Aktionäre werden eine Dividende von insgesamt 300 Millionen Dollar erhalten (Vorjahr 200 Millionen Dollar).

Die luxemburgische Gesellschaft wurde vor nunmehr 53 Jahren gegründet. Ihre Flotte besteht aus 14 Boeing 747-8- und 16 Boeing-747-400-Frachtern. Um die älteren 16 Maschinen zu ersetzen, hat Cargolux letztes Jahr eine Bestellung für zehn Frachtflugzeuge vom Typ 777-8, mit Optionen für sechs weitere Maschinen, bei Boeing in Auftrag gegeben. Zwischen 2027 und 2032 sollen die bestellten Flieger geliefert werden.

Die neuen Frachtflugzeuge 777-8 sind zweistrahlig und sollen etwa 30 Prozent effizienter im Verbrauch von Kerosin sein und einen 60 Prozent geringeren Lärmpegel haben. Ein passendes Angebot an Flugzeugen, die mit Wasserstoff fliegen können, wird es bis dahin noch nicht geben, bedauert Straus. Was die Nachhaltigkeit der Maschinen angeht, sei man „abhängig von den verfügbaren Technologien“. Im Gegensatz zur bestehenden Flotte werden die neuen Jets aber auch mit 100 Prozent Biotreibstoff fliegen können. Ein Bereich, in den die Gesellschaft derzeit auch investiert.

Richard Forson, Tom Weisgerber und Maxim Straus (v.l.n.r.)
Richard Forson, Tom Weisgerber und Maxim Straus (v.l.n.r.) Foto: Cargolux
ulla
3. Mai 2023 - 11.12

Und Luxair immer noch über 20 Millionen Defizit mit dem Flugbetrieb und kaufen jetzt Absturzjets. Warum geben die's nicht auf und überlassen denen das Fliegen, die damit Geld verdienen und Steuern zahlen?

Phil
2. Mai 2023 - 9.37

Für die einen war Covid ein Segen, für die anderen nur Regen.

CPT Björn
27. April 2023 - 11.59

Das Cargolux Personal sollte sich mal bei Ihren Kollegen von der Luxair informieren was die für die gleichen Leistungen verdienen. Der Unterschied würde sie erröten lassen. Auch von den seit 3 Jahren Cargolux Bonusse, im 5 stelligen Bereich, können die Luxair Leute nur träumen.