„Wir wollen Straßen, die verzeihen“

„Wir wollen Straßen, die verzeihen“
(Screenshot/avr.lu)

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Über den Sinn von Bäumen am Straßenrand gibt es viel Pro und Contra. Eine Luxemburger Vereinigung für Unfallopfer sucht nach Alternativen.

Die Organisation AVR (Luxemburger Vereinigung für Unfallopfer im Straßenverkehr) möchte anhand der Arbeitsgruppe „Audits de sécurité“ grundlegende Veränderungen in der Luxemburger Straßeninfrastruktur erreichen. „Wir wollen nicht alle Bäume mit der Motorsäge entfernen“, so Jeannot Mersch, Präsident vom AVR gegenüber Tageblatt.lu. „Stattdessen wollen wir ‚Straßen die verzeihen'“. Nicht jede Kollision mit einem Baum hat als Ursache zu hohe Geschwindigkeit oder Alkohol hinter dem Lenkrad. Oft genügt schon ein kleiner Fahrfehler, Ablenkung, Unwohlsein oder Müdigkeit, so die AVR.

Die Organisation ist Teil der Arbeitsgruppe „Audits de sécurité“, die aus Vertretern verschiedener Ministerien wie zum Beispiel Transport, Justiz und Umwelt besteht. Daneben sind auch Vertreter der Verwaltung für Straßensicherheit, vom Straßenbauamt und der Polizei dabei. Auch ausländische Spezialisten aus Deutschland oder der Schweiz nehmen an den monatlichen Sitzungen teil.

250 Opfer

Baum-Kollisionen verursachen schwerere Verletzungen als andere Unfälle, sagen Verkehrsexperten. Als besonders gefährlich sieht der Verein die Streckenabschnitte zwischen
Larochette und Medernach, Kopstal-Mersch oder auch Saeul-Brouch.

„Ein seitlicher Aufprall bei einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometer (mit Seitenairbag) gegen einen Baum kann tödlich sein. In den letzten 20 Jahren starben 250 Menschen in Luxemburg durch Baumunfälle. Dabei sind laut Statec 60 Prozent der Opfer 18 bis 24-Jährige.

Zahlreiche Forderungen

Um die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren, stellt die AVR mehrere Forderungen. An bestehenden Alleen, wie sie oft in Luxemburg existieren, sollten Leitplanken aufgerichtet werden. Denn der Aufprall auf Schutzplanken führe zu deutlich geringeren Unfallfolgen. Die Bäume müssten also nicht gefällt werden. Steht ein Baum allerdings zu nahe an einer Straße, soll er weg, so Mersch. Auch schlägt er an bestimmten Stellen vor, Kurven zu begradigen, Straßen zu verbreitern und die Fahrbahnoberfläche zu verbessern.

An neuen Straßen sollten generell keine Bäume mehr gepflanzt und alte oder kranke Stämme nicht durch neue ersetzt werden. Als Alternative bietet die AVR das Pflanzen neuer Bäume beim Verkehrsopferdenkmal „Beim Schlass“ der Gemeinde Junglinster an.