„Wir waren alle begraben“

„Wir waren alle begraben“
(Reuters)

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Der erste überlebende Sherpa berichtet von seinem Erlebnis in der Lawine. Die nepalesische Regierung versucht derweil die Angehörigen mit einer Entschädigung zu beruhigen.

Nach dem bisher schwersten Bergsteiger-Unglück am Mount Everest ist ein weiteres Lawinenopfer geborgen worden. Damit wurden inzwischen 13 Leichen gefunden, wie die Behörden am Samstag in Nepal mitteilten. Drei Männer würden noch vermisst. Nach ihnen solle am Sonntag weiter gesucht werden. Hoffnung auf Überlebende gebe es nicht, sagte Dipendra Poudel vom Tourismusministerium in Kathmandu. Eine Lawine hatte am Freitag nepalesische Bergführer und Träger im Khumbu-Eisfall mitgerissen. Sieben Männer wurden in den Stunden darauf lebend geborgen.

Es war das bisher schwerste Bergsteiger-Unglück am höchsten Berg der Welt. Die nepalesische Regierung bot den Familien der Opfer 40.000 Rupien (rund 300 Euro) Entschädigung an. Angehörige wiesen dies als schäbig zurück. Das Unglück geschah gegen 6.45 Uhr (Ortszeit) im sogenannten Popcorn-Feld, das auf der Route durch den Khumbu-Eisfall liegt. Dort müssen alle Bergsteiger durch, die den Mount Everest von der nepalesischen Seite her besteigen wollen. Der Weg durch die turmhohen labilen Séracs gilt als sehr riskant.

Eine gefährliche Zone

An einem sonnigen Morgen hatte sich die nepalesische Gruppe aufgemacht, um die Route durch das Eislabyrinth zu präparieren – denn Ende April beginnt die Bergsteiger-Saison im Himalaya. Dann lösten sich offenbar auf der Westschulter des Everst Schneemassen. Es habe an der Stelle keine Möglichkeit gegeben, vor der plötzlich abgehenden Lawine wegzurennen, schilderte ein Überlebender örtlichen Medien. „Wir haben uns zusammengedrängt, aneinander festgehalten. Aber in sehr kurzer Zeit waren wir alle begraben“, wurde der Mann zitiert.

Vor dem Lawinenabgang hätten dutzende Sherpas anderer Agenturen diesen gefährlichen Streckenabschnitt bereits passiert. „Wir dachten, wir folgen ihnen, wir haben keine Warnung erhalten.“

Schlimmstes Unglück

Der Mount Everest ist mit 8848 Metern der höchste Berg der Welt. Jährlich versuchen hunderte Bergsteiger aus aller Welt den strapaziösen Aufstieg zum „Dach der Welt“. Seit der Erstbesteigung durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay 1953 kamen dabei bereits mehr als 300 Alpinisten ums Leben. Laut der Expertin Elizabeth Hawley ist das Unglück vom Freitag die „schlimmste Katastrophe, die der Mount Everest je erlebt hat“. 1996 waren acht Menschen in einem schweren Sturm ums Leben gekommen. Der schlimmste Bergsteiger-Unfall in ganz Nepal ereignete sich 1995, als 42 Menschen durch eine Lawine getötet wurden.