„Wir begleiten diese Pläne kritisch“

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(dpa)

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Rund 180 Kilometer von Luxemburg entfernt im lothringischen Bure soll ein Endlager für Atommüll enstehen. Luxemburg hat dazu noch zahlreiche Fragen und fordert weitere Untersuchungen.

Die Planungen zum Bau eines französischen Endlagers für hoch radioaktiven Atommüll im lothringischen Bure schreiten voran. Nach den Planungen will die Gesellschaft für Atommüll (Andra) 2015 einen Genehmigungsantrag für den Bau eines Tiefenlagers stellen. Der Bau soll 2018 beginnen, von 2025 an soll dort Atommüll eingelagert werden. In Frankreich gibt es mehr als 50 Atomkraftwerke, in denen rund drei Viertel des im Land verbrauchten Stroms produziert werden.

Seit Mai laufen zahlreiche Anhörung aus dem In- und Ausland. Die Organisation Bure Zone Libre widersprach der Andra-Einschätzung, dass die geplante Anlage sicher sei. Auch die Nachbarländer Luxemburg, Saarland und Rheinland-Pfalz haben starke Bedenken gegen das geplante Endlager.

Im Visier

Die Regierungen von Luxemburg, dem Saarland und von Rheinland-Pfalz hatten die Unterlagen für das Endlagerprojekt zur öffentlichen Anhörung in Frankreich durch das deutsche Öko-Institut in Darmstadt bewerten lassen. Fazit: „Auch wenn von dem geplanten Endlager in Bure nach den uns vorliegenden Untersuchungsergebnissen keine unmittelbare Gefahr für unsere Bürgerinnen und Bürger ausgeht, so können doch Unfälle passieren und unvorhergesehene Ereignisse eintreten. Wir werden dieses Projekt auch weiterhin kritisch begleiten“, stellen die Minister Mars di Barolomeo (Luxemburg), Eveline Lemke (Rheinland-Pfalz) und Anke Rehlinger (Saarland) fest.

Sie fordern weitere Untersuchungen, wie sie im Gutachten angeführt sind: Darin werden beispielsweise sogenannte „Sensitivitätsanalysen“ und Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen zur Langzeitsicherheit des zukünftigen Endlagers gefordert. Auch fehle noch eine umfassende Charakterisierung des zukünftigen Standorts.

Geringes Risiko

„Wir erwarten, dass der Betreiber spätestens im Rahmen der Antragstellung für eine Genehmigung eine umfassende, standortspezifische Sicherheitsanalyse veröffentlicht. Diese Sicherheitsanalyse muss einer internationalen Überprüfung unter Beteiligung der Nachbarländer unterzogen werden“, betonen Minister di Barolomeo und Lemke.

Das Öko-Institut aus Darmstadt kommt im vorliegenden Bericht zu dem Ergebnis, dass die vom Betrieb des Endlagers ausgehenden Risiken für die Nachbarländer aufgrund der Entfernung von mindestens 110 Kilometern und den geringen zu erwartenden Freisetzungen radioaktiver Stoffe im Normalbetrieb und bei Störfällen sehr gering sind. Allerdings könnte es bei einem schweren Unfall während eines innerfranzösischen Abfalltransports zum Endlager zu größeren Freisetzungen radioaktiver Stoffe kommen. Eine Beeinträchtigung der Nachbarländer durch die Ausbreitung von Radionukliden über das Grundwasser oder über Oberflächengewässer hält das Öko-Institut für unwahrscheinlich.

Seit dem Jahr 2000 untersucht die französische Gesellschaft für Atommüll (Andra) in der Nähe von Bure die Eignung der dortigen Ton-Schichten für die Einlagerung von Atommüll. Bure war in den 1990er Jahren als einziger von zunächst vier möglichen Standorten für ein solches Atomendlager übriggeblieben. Andra betreibt dort in 500 Meter Tiefe ein Forschungslabor.