Wehmut bei der WGZ-Bank

Wehmut bei der WGZ-Bank
(Tageblatt/Pierre Matgé)

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Die Fusion ist absehbar. Der Punkt, an dem man die Entwicklung nicht mehr zurückschrauben kann, ist überschritten. Die WGZ-Bank Luxemburg und die DZ-Privatbank Luxemburg werden noch im Laufe des Jahres fusionieren.

Im Juni soll in Hauptversammlungen der beiden Institute die Fusion der beiden Luxemburger Banken abgesegnet werden. Beide stammen aus dem zweiten Bein der deutschen Bankenlandschaft, die aus den Sparkassen, den Volks- und Raiffeisenbanken und den Privatbanken besteht. In Deutschland ist der Zusammenschluss der beiden Spitzeninstitute – DZ-Bank und WGZ-Bank – des genossenschaftlichen Sektors bisher nicht gelungen. Bei den Luxemburger Töchtern ist er in aller Ruhe vorbereitet worden und wird in diesem Jahr nun vollzogen.

Dr. Bernhard Früh

Die 85 Beschäftigten der kleineren WGZ-Bank müssen sich laut Aussagen der WGZ-Bankführung keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Jeder werde übernommen. Nach der Fusion bestünde im Prinzip sogar Bedarf an noch mehr Mitarbeitern. Die Strategie des deutschen Volksbanken-Sektors in Luxemburg ist umgekehrt zu der der anderen deutschen Banken. Das unter dem Namen „DZ Privatbank“ zusammengefasste Geschäft der Vermögensverwaltung geht mit eigenen Niederlassungen nach Deutschland zurück. Nach der Luxemburger Fusion sollen bis zu 15 Niederlassungen jenseits der Mosel eröffnet werden, darunter auch in Düsseldorf, Hauptsitz der WGZ-Bank.

Nationale Eigenheiten

Die WGZ-Bank, deren Luxemburger Slogan heißt: „Währungen sind unser Geschäft“, hat im vergangenen Geschäftsjahr Rückstellungen in Währungsangelegenheiten vorgenommen, erzählte der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Werner Böhnke, während seines Rechenschaftsberichtes. Man müsse nun sehen, ob man diese Rückstellungen als Risikorückstellungen betrachte oder als stille Reserven.

Böhnke machte mit diesen Bemerkungen deutlich, dass sich die Probleme der Peripheriestaaten der Eurozone nun auch in den Bilanzen der Genossenschaftsbanken niederschlagen.
Kritisch beäugte Böhnke die europäische Tendenz zur Zentralisierung der Bankenaufsicht.
Sie brächte manche Schwierigkeit alleine schon wegen des mangelnden Verständnisses einer Reihe von nationalen Eigenheiten und Vorschriften durch die europäischen Behörden mit sich.

Zahlungsversprechender Finanzminister

Im Hinblick auf die Peripherie-Länder klagte Böhnke auch eine klare Antwort der europäischen Finanzminister ein. „Ich setze darauf, dass die europäischen Finanzminister wissen, was ein Zahlungsversprechen ist“, sagte er im Hinblick darauf, dass nationalen Staatsanleihen auch zurückgezahlt werden müssten.
Die WGZ-Bank Luxemburg hat zwar im vergangenen Jahr nicht das beste Ergebnis ihrer 18-jährigen Geschichte in Luxemburg erzielt, aber ein „durchaus zufriedenstellendes“.

Die 40 Millionen Euro, die die Bank als Nettogewinn ausweist, werden voll an die Aktionäre ausgezahlt. Mit einer Rendite von 44 Prozent auf das Kapital erzielt die Bank einen sensationell hohen Wert. Auch beim Aufwand, um einen Euro Gewinn zu erzielen, liegt die Bank mit 28 Prozent auf niedrigem Niveau. Und mit der Kernkapitalquote schließlich, die bei 19 Prozent liegt, befindet sich die Bank in der europäischen Spitzengruppe.