Völkermord-Prozess gegen Serbien beginnt

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Kroatien hat Serbien wegen Völkermordes im Bürgerkrieg verklagt. Heute beginnt der Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Kriegsreparationen bei einem Schuldspruch könnten sogar den Staatsbankrott auslösen.

Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag beginnt am Montag (10.00 Uhr) ein Prozess gegen Serbien wegen Völkermordes im Bürgerkrieg. Kroatien hatte das damalige Jugoslawien 1999 wegen der Verletzung der Völkermord-Konvention verklagt. Die sogenannte ethnische Säuberung sei eine Form des Genozids gewesen. Kroatien fordert daher Entschädigungszahlungen von Serbien.

Serbien hat viel getan, um die Anklage abzuwehren. Erst wurde beim IGH eine Genozid-Gegenklage gegen den Nachbarn eingereicht, dann über viele Jahre vorgeschlagen, beide Staaten sollten gleichzeitig ihre Klagen zurückziehen. Die Bemühungen blieben jedoch ohne Erfolg.

13 500 Tote

Kroatien sieht im Bürgerkrieg von 1991 bis 1995 die Serben allein als Aggressor, verantwortlich für die Verwüstung weiter Landstriche und den Tod von über 13 500 Kroaten. Zusammen mit der Vertreibung Hunderttausender aus ihrer angestammten Heimat erfüllten diese Kriegsverbrechen alle Merkmale eines geplanten Völkermordes, argumentiert das jüngste EU-Mitglied Kroatien.

Die Serben, deren Gegenklage später in den jetzt beginnenden Prozess einfließen wird, verweisen dagegen auf mehr als 6500 Tote auf der eigenen Seite, noch rund 1600 Vermisste – und vor allem auf mehr als 200 000 vertriebene Landsleute. Diese gehörten der einst knapp 600 000 Personen zählenden serbischen Minderheit in Kroatien an und waren bei der Rückeroberung der Serbenrepublik Krajina vom kroatischen Militär aus dem Land geworfen worden.