Viele Aids-Infektionen in Osteuropa

Viele Aids-Infektionen in Osteuropa
(dpa)

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Geht es um Aids, denken die meisten an den Schwarzen Kontinent. Afrika ist schwer gezeichnet von der tödlichen Immunschwäche. In Luxemburg ist AIDS nicht mehr auf dem Vormarsch.

Die Zahl der Neuansteckungen stagniert. In Luxemburg hatte sich seit 1990 die Zahl der HIV-Infektionen verdoppelt, heißt es in dem UNAIDS-Bericht. Die meisten Leute würden sich immer noch bei ungeschütztem Geschlechtsverkher anstecken. Besonders betroffen sei die Altergruppe zwischen 26 und 44 Jahren. Die Neuansteckungen bei Drogenabhängigen und im Gefängnis nahmen letztes Jahr indes ab. Letztes Jahr wurden im Großherzogtum 62 Neuinfektionen gezählt. Etwa 500 Menschen haben sich mit dem HIV-Virus infiziert. Die Dunkelziffer liegt laut diversen Studien zwischen 300 und 400.

In Osteuropa wächst die Zahl der HIV-Infektionen weltweit am schnellsten. Der Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Weltaidstag am 1. Dezember meldet Zuwächse von rund 250 Prozent seit Anfang des Jahrtausends. Schwarzafrika bleibt aber in absoluten Zahlen Schwerpunkt der Aids-Epidemie: Mehr als zwei Drittel der Infizierten weltweit leben südlich der Sahara. Von dort gibt es nun aber positive Nachrichten: Immer mehr Menschen bekommen Medikamente, die das Virus unter Kontrolle halten. Osteuropas Behandlungsrate bleibt dagegen gering.

Fortschritte

Die WHO präsentierte ihren Jahresbericht zusammen mit dem Kinderhilfswerk Unicef und dem HIV/Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) am Mittwoch in Genf. UNAIDS hatte bereits Mitte des Monats einen ersten Report zur Verbreitung der Immunschwäche vorgelegt.

Der neue Bericht beschreibt „beispiellose Fortschritte“ im Kampf gegen HIV. Im vergangenen Jahrzehnt sei die Zahl der Neuinfektionen weltweit um 15 Prozent auf 2,7 Millionen (2010) gesunken. Auch die Zahl der Aids-Toten sank – in fünf Jahren um 22 Prozent auf 1,8 Millionen. Die Menschen seien aufgeklärter, der Zugang zu Behandlung und Prävention besser. So vervierfachte sich binnen fünf Jahren die Zahl der Schwangeren in Entwicklungs- und Schwellenländern, die sich testen ließ. „Es besteht nun eine reale Chance, die Epidemie in den Griff zu bekommen“, sagte Gottfried Hirnschal, HIV-Direktor der WHO.

„Besorgniserregend“

Die Trends im Osten Europas und Zentralasien, wo sich Aids rasant ausbreite, seien jedoch „besorgniserregend“. Nach den aktuellen Schätzungen lebten dort im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen HIV-Positive – ein Zuwachs von 250 Prozent seit 2001. In Russland und der Ukraine sei HIV besonders weit verbreitet. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Epidemie in dieser Region ihren Höhepunkt erreicht hat“, hieß es.

Vor allem Drogenabhängige leiden seit Ende der 1990er Jahre daran – in der Ukraine könnten bis zu 50 Prozent der Junkies infiziert sein, in Russland mehr als ein Drittel. Weil viele sich mit Prostitution durchschlagen, erhöhe dies das Infektionsrisiko in der Bevölkerung, hieß es. Die Zahl der Aids-Toten habe sich in der Region seit 2001 auf 90 000 weit mehr als verzehnfacht. Nur wenige würden behandelt.

Zuwachs

In Schwarzafrika dagegen bekamen 2010 knapp die Hälfte der Bedürftigen die lebensverlängernde antiretrovirale Therapie (ART). 2009 wurden noch 30 Prozent weniger Patienten so behandelt. Das sei der größte Zuwachs weltweit.

Dennoch heißt es im Bericht: „Die Region trägt die größte HIV-Last in der Welt.“ 22,9 Millionen der weltweit 34 Millionen HIV-Positiven lebten 2010 südlich der Sahara. Auf das Gebiet entfielen auch 70 Prozent der Neuinfektionen. Das Land mit den meisten Infizierten bleibt Südafrika – 5,6 Millionen, mehr als in ganz Asien. Unter anderem durch die wachsende Verbreitung von Kondomen aber sinke dort und anderswo die Zahl der Neuinfektionen.

Einsparungen

In Nordafrika und im Nahen Osten haben sich im vergangenen Jahr mehr Menschen mit dem Virus angesteckt als je zuvor. In Asien dagegen nimmt die Rate seit Jahren ab. In Deutschland leben 73 000 HIV-Infizierte – die Zahl der Neuinfektionen sinkt derzeit.

Der Bericht kritisiert, dass die Investitionen in HIV-Programme im Zuge der Finanzkrise 2010 deutlich gesunken seien. Zuvor waren sie international von Jahr zu Jahr gestiegen. Den Schätzungen zufolge liegen sie aktuell bei 16 Milliarden Dollar (12 Milliarden Euro). Nötig seien aber 22 bis 24 Milliarden Dollar. Die Vereinten Nationen haben sich dem Millennium-Entwicklungsziel verschrieben, die Ausbreitung von Aids bis 2015 zu stoppen.