Tote und viele Verletzte bei Protesten

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Bei Protestkundgebungen in Ägypten, Jemen und Syrien sind am letzten Wochenende wieder mehrere Menschen getötet und verletzt worden.

Zum ersten Mal seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak vor zwei Monaten ist bei Zusammenstößen zwischen dem Militär und Demonstranten ein Anhänger der Opposition ums Leben gekommen. Das Opfer erlag seinen Verletzungen, nachdem die Streitkräfte in der Nacht zum Samstag eine Demonstration militanter Oppositioneller auf dem Tahrir-Platz mit Gewalt aufgelöst hatten. 71 weitere Menschen erlitten Verletzungen, bestätigte das Gesundheitsministerium am Samstag in Kairo. Einige wiesen Schussverletzungen auf.

Der gestürzte ägyptische Präsident Husni Mubarak muss sich wegen massiven Korruptionsvorwürfen vor der Justiz verantworten. Die Staatsanwaltschaft will klären, ob die Mubarak-Familie öffentliche Gelder veruntreut hat, um die tödlichen Angriffe von Schlägertrupps auf die Protestbewegung zu finanzieren. Das teilten die Behörden am Sonntag mit. Kurz zuvor hatte sich der unter Hausarrest stehende Mubarak erstmals seit seinem Sturz vor zwei Monaten an die Öffentlichkeit gewandt. In einer Mitteilung bestritt er, Vermögen im Ausland zu besitzen.
Der ehemalige ägyptische Ministerpräsident Ahmed Nasif ist am Sonntag festgenommen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Kairo mit. Der Politiker werde zur Klärung von Korruptionsvorwürfen vernommen, hieß es in der Erklärung weiter. Nasif war von 2004 an Regierungschef und verlor sein Amt am 29. Januar dieses Jahres.(dpa)

Hunderte radikale Anhänger der Demokratiebewegung besetzten den Platz auch am Sonntag noch. Das Ägyptische Museum, das am Tahrir-Platz liegt, schloss für unbestimmte Zeit seine Pforten. Dies sei eine „Vorsichtsmaßnahme“, erklärte Altertümer-Minister Zahi Hawass am Samstag. Beschädigt wurde das Museum bei den Ausschreitungen nicht.

Auch in Jemen

Auch im Jemen kam es erneut zu Zusammenstößen. Mindestens 300 Menschen wurden am späten Samstagabend bei Übergriffen von Polizisten auf Demonstranten verletzt. In Sanaa und weiteren Städten forderten Regierungsgegner den Rücktritt des seit über 30 Jahren regierenden Präsidenten Ali Abdullah Salih. Nach Schätzungen der Opposition haben Polizei und Militär in den vergangenen Wochen bislang mehr als 100 Demonstranten erschossen und Tausende verletzt.

Im Süden Syriens haben iSicherheitskräfte am Samstag bei Begräbnissen für am Vortag getötete Demonstranten in der Stadt Daraa erneut Schüsse abgefeuert. Über den Vorfall berichteten syrische Aktivisten am Telefon. Am Freitag hatten Sicherheitskräfte und Heckenschützen in Zivil in Daraa 22 Menschen getötet. Bei neuen Protesten sind am Sonntag drei Demonstranten getötet worden. Sicherheitskräfte in Zivil hätten in Banijas, 35 Kilometer nördlich von Tartus, auf die Menschenmenge geschossen, die sich vor einer Moschee versammelt hatte, berichteten Aktivisten aus dem Ort unter Berufung auf Krankenhausärzte. Zwei weitere Demonstranten wurden verletzt.

Militär schritt ein

In Kairo war das Militär im Anschluss an eine Großkundgebung der Demokratiebewegung eingeschritten, als mehrere hundert Demonstranten den Tahrir-Platz nicht räumen wollten. Zuvor hatten am Freitag zehntausende Menschen friedlich für Gerichtsverfahren gegen Mubarak und seine engsten Getreuen demonstriert. Die Opposition wirft den ehemaligen Regime-Größen Korruption und die Tötung von Demonstranten vor.

In der Nacht zum Samstag berichteten Augenzeugen von Straßenschlachten. Die militanten Oppositionellen wehrten sich mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen gegen die Sicherheitskräfte, die Warnschüsse abgaben und Holzknüppel und Tränengas einsetzten. Drei Militärfahrzeuge wurden in Brand gesetzt.

Militärrat klagt an

Der seit dem Abtritt Mubaraks regierende Militärrat machte in seinen Stellungnahmen vom Wochenende nicht die Opposition, sondern Kreise der Mubarak-Partei NDP für die Ausschreitungen verantwortlich. Diese hätten am Freitag „zur Gewalt aufgehetzt und die Massen provoziert». „Gewisse Kräfte“ wollten «einen Keil zwischen das Volk und die Armee treiben.“

Vertreter der gemäßigteren politischen Richtungen bekundeten ihre Unterstützung für das Militär, das seit dem Abgang Mubaraks vorübergehend die Macht im Lande ausübt. In einer gemeinsamen Erklärung forderten sie die Generäle aber auch dazu auf, im Umgang mit jungen Demokratieanhängern „Selbstkontrolle“ walten zu lassen. Deren Enthusiasmus könne sie „zu Handlungen veranlassen, die in diesen schwierigen Zeiten Turbulenzen auslösen“.