Syrischer General flieht in die Türkei

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Assads Macht bröckelt: Nachdem immer mehr Soldaten desertieren, hat sich jetzt auch ein Brigadegeneral in die Türkei abgesetzt. Er ist ein Jugendfreund des syrischen Präsidenten.

Öffentlich hat sich Manaf Tlass bislang noch nicht gezeigt. Doch die Nachricht von der Fahnenflucht des Kommandeurs und Familienfreundes des Assad-Clans elektrisiert die Syrer im In- und Ausland.

Auf diesem Bild begleitet Brigadegeneral Manaf Tlass den syrischen Machthaber. (Foto: AFP)

Syrische Deserteure sollen dem desertierten Brigadegeneral Manaf Tlass bei der Flucht in die Türkei geholfen haben. Das sagte der Kommandeur der Freien Syrischen Armee, Riad al-Asaad, der Nachrichtenagentur dpa am Freitag in einem Telefoninterview. Tlass war früher ein enger Freund der Familie von Präsident Baschar al-Assad gewesen.

Keine Bestätigung gab es zunächst für Berichte, wonach Tlass bereits am Morgen nach Frankreich geflogen sein soll. Oberst Riad al-Asaad sagte, er habe Tlass bisher persönlich nicht getroffen. „Unsere Leute haben ihm geholfen“, fügte er hinzu.

Zweifel an Motiven

Ein Hauptmann der von Deserteuren gegründeten Freien Syrischen Armee in der türkischen Grenzprovinz Hatay sagte: „Für den Sturz des Regimes ist die Fahnenflucht dieses Mannes zwar ein wichtiger Faktor.“ Jedoch habe sich der General, der die 105. Brigade der Republikanischen Garden befehligt hatte, so spät abgesetzt, dass Zweifel an seinen Motiven angebracht seien. „Was ist eine Fahnenflucht noch wert, wenn das Regime schon dabei ist, sich aufzulösen?“, fragte Amar al-Wawi.

Tlass gehörte zu den wenigen Sunniten in der von Alawiten dominierten Militärführung. Er ist der Sohn des früheren Verteidigungsministers Mustafa Tlass. Er soll ein Mitspracherecht bei der Beförderung sunnitischer Offiziere gehabt haben. Die Assad-Familie gehört der alawitischen Minderheit an.

Möglicher Kandidat

Tlass war vor seiner Flucht in seinem Haus im Damaszener Stadtteil Messe angeblich unter Hausarrest gestellt worden. Unter Experten gilt der Kommandeur als möglicher Kandidat für eine Führungsrolle im Sicherheitsapparat nach einem Zusammenbruch des Assad-Regimes. Tlass war in jungen Jahren ein Freund von Basil al-Assad, der 1994 bei einem Autounfall ums Leben kam. Basil war vom damaligen Präsidenten Hafis al-Assad ursprünglich als Nachfolger vorgesehen gewesen. Nach dem Tod seines Lieblingssohnes rückte Baschar nach, der schließlich im Jahr 2000 das politische Erbe seines Vaters antrat.

Vom türkischen Außenministerium gab es am Freitag keine Bestätigung für eine Ein- oder Durchreise von Tlass. „Zumindest bis zur vergangenen Nacht ist kein Mann mit diesem Namen in die Türkei eingereist“, sagte ein Sprecher des Ministeriums der Nachrichtenagentur dpa. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Tlass unter anderem Namen über die Grenze gekommen sei.