Sternenglanz, Star-Appeal und Courage

Sternenglanz, Star-Appeal und Courage
(Alexandra wey)

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Die Eröffnung des 69. Internationalen Filmfestivals Locarno fällt glamourös aus.

Dafür strömen Zehntausende alljährlich ans schweizerische Ufer des Lago Maggiore: Filmkunst und Zauber der Stars. Zum Auftakt des 69. Internationalen Filmfestivals von Locarno am Mittwochabend wurde beides geboten. Schauspielprominenz wie Gemma Arterton und Bill Pullman sowie Regisseur Edgar Reitz sorgten für Glamour. Der außer Konkurrenz gezeigte Eröffnungsfilm „The Girl with All the Gifts“ bot Anspruch und Spannung.

In dem düsteren Science-Fiction-Thriller aus England spielt Gemma Arterton (30) eine der Hauptrollen. Sie überraschte die fast 9.000 Zuschauer auf der Piazza Grande, dem Marktplatz von Locarno, in einem gewagten fleischfarbenen Abendkleid.

Das erstaunte, denn die als Bond-Girl in „Ein Quantum Trost“ bekannt gewordene Engländerin hatte noch wenige Stunden vor der Gala erzählt, dass sie es nicht schätze, auf ihr Äußeres reduziert zu werden: „Ich mag es, von guten Rollen herausgefordert und wegen ihnen beachtet zu werden.“

Für Glamour mit Understatement sorgte daneben Hollywood-Star Bill Pullman. Der seit Jahrzehnten erfolgreiche Schauspieler wurde mit einem Excellence Award Moët & Chandon geehrt. Als er den Preis bekam, sagte Pullman, er arbeite nicht für Auszeichnungen, sondern dafür, dem Publikum gute Filme zu bieten. Doch er ergänzte: „Es macht mich aber stolz, eine Ehrung zu bekommen, die vor mir schon so tolle Leute wie der deutsche Filmregisseur Wim Wenders erhalten haben.“

Wim Wenders‘ deutscher Kollege Edgar Reitz (83) leitet die Jury des Kurzfilm-Wettbewerbs „Pardi di domani“ („Leoparden von morgen“). Anlässlich der Vorstellung seiner Jury-Mitarbeiter erinnerte er mit spürbarem Stolz und auch etwas leiser Wehmut daran, dass sein 16 Stunden langes Opus „Heimat“ vor 32 Jahren in Locarno für Furore gesorgt hatte.

Den stärksten Beifall des Auditoriums erhielt allerdings Festivalpräsident Marco Solari (71). Denn er erklärte die 69. Ausgabe des neben Berlin, Cannes und Venedig wichtigsten europäischen Filmfestivals angesichts der Weltlage als „eine Manifestation der Courage und der Freiheit“.

Für den 17 Filme aus aller Welt bietenden „Concorso Internazionale“, den Hauptwettbewerb des Festivals, kündigte dessen künstlerische Direktor Carlo Chatrian vor allem Filme an, „die den Wurzeln gegenwärtiger Gesellschaftsstrukturen nachspüren“. Wer den Goldenen Leoparden gewinnt, wird am Samstag nächster Woche (13. August) bekannt gegeben.