Stahlarbeiter demonstrieren in Esch

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Am Dienstagnachmittag protestierten zwischen 1.500 und 2.000 Stahlarbeiter in Esch. Hintergrund des Protests sind die zähen Verhandlungen zum Kollektivvertrag mit ihrem Arbeitgeber ArcelorMittal.

Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass es kalt ist und regnet, wenn Stahlarbeiter in Luxemburg demonstrieren. So war es beim eintägigen Warnstreik im 2011 und so war es am Dienstag in Esch. Trotzdem ließen sich etwa 1.200 Demonstranten nicht davon abhalten für ihre Rechte, für ihren Kollektivvertrag und für den Erhalt der Stahlindustrie in Luxemburg auf die Straße zu gehen.

Viertel nach drei setzte sich der Demonstrationszug, der von den roten Fahnen des OGBL geprägt war sowie von einer LCGB-Abordung in grün und vereinzelten NGL-Militanten. Auch Gewerkschafter aus Florange in Hochofenkleidung nahmen an der Kundgebung teil.

Nachdem der Demonstrationszug sich vom Brillplatz (place de la Résistance) via Alzettestraße zum ArcelorMittal-Verwaltungsgebäude Schlassgoart bewegt hatte, klangvoll untermalt mit Sirenengeheul und Böllern, versammelte die Belegschaft der Eisenhütten sich vor dem Gebäude, dessen siebtes Stockwerk die Direktionsräume des Stahlunternehmens beherbergt.

Hier sprachen die in ihren jeweiligen Gewerkschaften zuständigen Sekretäre Jean-Claude Bernardini (OGBL) und Charles Hennicot (LCBG) zu der Menge und wohl auch zu der ArcelorMittal-Direktion, die sich allerdings nicht blicken ließ.

Jean-Claude Bernardini unterstrich, dies sei die erste Kundgebung im Rahmen der Kollektivvertragsverhandlungen, weitere würden folgen, wenn die Direktion nicht einlenke.

Urabstimmung und Streik

Die mehr als tausend anwesenden Belegschaftsmitglieder würden eindrucksvoll zeigen, dass mittlerweile die gesamte Belegschaft es satt habe mit der täglichen Hetze in den Betrieben, dem zunehmenden Druck, dem sie – besonders im letzten Jahr – ausgesetzt sind.

Die anwesenden Stahler, so Bernardini weiter, würden auch ein Jahrhundert Luxemburger Stahlindustrie und eine entsprechend lange Sozialgeschichte verteidigen.

Indem die Direktion das Einheitstatut vorgeschoben habe um den Kollektivvertrag zu kündigen, habe sie auf Mittel der Erpressung zurückgegriffen.

Die Argumentation, die Wettbewerbsfähigkeit solle verbessert werden, würde nur bedeuten, dass die Löhne gesenkt werden sollen. Die Belegschaft würde nur mehr als Kostenfaktor gesehen, nicht als wertvollster Rohstoff des Unternehmens.

Nicht auf Negativspirale einlassen

Würden die Gewerkschaften sich auf die negative Spirale, die von ArcelorMittal angestrebt wird, einlassen, so würde dies unweigerlich zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen führen.

Mittlerweile würden auch andere Unternehmen versuchen, den Weg des Stahlproduzenten zu imitieren und Kollkeitvverträge ohne Not kündigen.

Die Antwort der Gewerkschaften werde überall die gleiche sein, so der OGBL-Sprecher: Die sozialen Errungenschaften würden von den jeweiligen Belegschaften konsequent verteidigt.

Bei ArcelorMittal seien die Verhandlungen seitens der Gewerkschaft vorsichtig begonnen worden um sich von dem Unternehmen nicht sagen zu lassen, die Belegschaft würde nicht mitarbeiten, resp. keine positiven Vorschläge einbringen.

Allerdings habe dies wenig genutzt: ArcelorMittal halte sich nicht an die Verträge, weder an das Abkommen auf europäischer Ebene, noch an die verschiedenen Lux-Verträge. Hier helfe die „offene Tür“, die Direktor Michel Würth über Radio angekündigt hat, wenig. „Was nützt eine offene Türm, wenn die Gegenseite nicht zuhört?“, so Bernardini.

Die Gewerkschaften verlangen eine Lohngarantie, die Berücksichtigung der geschuldeten freien Tage und einen industriellen und kommerziellen Zukunftsplan seitens des Unternehmens. Der Vertrag Lux 2016 solle respektiert werden.

Sollte es nicht zum Abschluss eines neuen Kollektivvertrags kommen, sosei auch die Stahltripartite gestorben.

LCGB-Sprecher Charles Hennicot schlug in die gleiche Kerbe und unterstrich Lakshmi Mittal habe kein Eisen im Blut, wie er einst behauptete sondern nur Dollarnoten. Auch er ist der Meinung, das Unternehmen halte sich nicht an unterschriebene Verträge.

Die friedliche Kundgebung löste sich am frühen Abend auf.