Regierung in Ost-Aleppo auf dem Vormarsch

Regierung in Ost-Aleppo auf dem Vormarsch
(AFP/George Ourfalian)

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Die syrischen Regierungstruppen sind nach Angaben von Staatsmedien bei der Rückeroberung des von Rebellen kontrollierten Ostteils von Aleppo einen großen Schritt vorangekommen.

Das Staatsfernsehen und die amtliche Nachrichtenagentur Sana verkündeten am Samstag die vollständige Einnahme von Masaken Hanano, des größten Rebellenviertels von Aleppo. Die Regierungstruppen hatten vor knapp zwei Wochen eine Offensive zur vollständigen Eroberung von Syriens zweitgrößter Stadt begonnen. Die Regierungstruppen hätten die „vollständige Kontrolle“ über Masaken Hanano erlangt, berichtete das syrische Staatsfernsehen.

Sana führte aus, die Regierungstruppen und ihre Verbündeten hätten auch Gebiete um das Rebellenviertel herum eingenommen. Derzeit werde das Viertel in Aleppos Ostteil von Minen und anderen Sprengsätzen geräumt. Die Einnahme von Masaken Hanano könnte den Truppen von Syriens Machthaber Baschar al-Assad die Einnahme anderer Rebellengebiete in Aleppo erleichtern. Am 15. November hatten sie eine neue Offensive zur vollständigen Eroberung Aleppos gestartet.

Zahlreiche tote Zivilisten

In den vergangenen Tagen machten sie Fortschritte, am Freitag berichtete das Staatsfernsehen, die regierungstreuen Kämpfer rückten auf „drei Achsen“ vor. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seit Beginn der Offensive vor knapp zwei Wochen bei Bombardements der Regierungstruppen im Ostteil Aleppos 212 Zivilisten getötet, darunter 27 Kinder. Der Leiter der Bobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte AFP am Samstag, die Regierungstruppen kontrollierten Masaken Hanano zu 80 Prozent und hätten die übrigen 20 Prozent unter Beschuss genommen. Sie seien „nur noch hunderte Meter davon entfernt, die nördlichen Viertel in Ost-Aleppo von den südlichen zu isolieren“.

Wegen der Kämpfe um Masaken Hanano flohen laut Beobachtungsstelle Dutzende Familien aus den Nachbarvierteln Sachur und Haidarije. Bei Angriffen auf Sachur seien am Samstag mindestens elf Zivilisten getötet worden. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk in Syrien, von unabhängiger Seite sind die Angaben kaum zu überprüfen. Vor dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im März 2011 war Aleppo die Wirtschaftsmetropole des Landes. Seit 2012 ist die nordsyrische Stadt in einen Westteil unter Regierungskontrolle und den von den Rebellen gehaltenen Ostteil geteilt.

Seit Monaten belagert

Die Rebellenviertel mit ihren mehr als 250.000 Einwohnern werden seit Monaten von der syrischen Armee belagert. Der UN-Sondergesandte Staffan da Mistura hatte kürzlich erklärt, nach seinem Eindruck habe die syrische Regierung „die feste Absicht“, in Aleppo „eine beschleunigte militärische Entscheidung anzustreben“. Wenn die Angriffe in dieser Intensität weitergingen, „wird es zu Weihnachten kein Ost-Aleppo mehr geben“, warnte der UN-Vertreter in der „Süddeutschen Zeitung“ vom Freitag.

Der Kreml teilte am Samstag mit, dass Russlands Staatschef Wladimir Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erneut miteinander über die Lage Syrien telefoniert hätten. Bereits am Freitag hätten sie über die Möglichkeit „gemeinsamer Bemühungen im Kampf gegen den Terrorismus“ gesprochen. Russland ist mit Assad verbündet, die Türkei ist gegen ihn, bekämpft aber auch die gegen Assad kämpfenden Kurden in Syrien und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).