Pistorius-Fall steht vor Vertagung

Pistorius-Fall steht vor Vertagung
(dpa-Archiv)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Medienoffensiven kurz vor der Gerichtsanhörung im Mordfall von Oscar Pistorius: Er lässt sich als gebrochener Mann schildern, die Eltern des Opfers berichten über frühe Ängsten um ihre Tochter. Tatort-Aufnahmen im Fernsehen empören die Pistorius-Anwälte.

Vor der Gerichtsanhörung im Mordfall Oscar Pistorius am Dienstag haben sowohl der Paralympics-Star als auch die Familie des Opfers versucht, die Öffentlichkeit für sich einzunehmen. Der 26-jährige Südafrikaner lässt sich von Managern und Angehörigen in Interviews als ein tief trauriger, gebrochener Mann schildern. Pistorius ist angeklagt, seine Freundin Reeva Steenkamp (29) ermordet zu haben.

Erstmals seit den tödlichen Schüssen auf ihre Tochter Reeva am 14. Februar äußerten sich die Eltern öffentlich. Dem britischen Sender „Channel 5“ schildern Barry und June Steenkamp der „Sunday Times“ zufolge frühe Ängste um das Leben ihres Kindes wegen seiner Beziehung zu Pistorius. Thema seien auch die Streitigkeiten zwischen ihrer Tochter und dem behinderten Profisportler. Das Interview soll am Montagabend ausgestrahlt werden.

Freundin mit Einbrecher verwechselt

Pistorius sagt, er habe spät nachts versehentlich durch eine verschlossene Tür auf die 29-Jährige geschossen, weil er einen Einbrecher im Haus vermutet habe. Der Angeklagte wurde gegen Kaution freigelassen. Für Dienstag ist die erste Anhörung vor Gericht seit Februar angesetzt. Verteidigung und Staatsanwaltschaft haben sich auf eine Vertagung des Prozessbeginns auf frühestens August geeinigt. Der Richter muss nun über einen Termin entscheiden.

Oscar Pistorius sei „todunglücklich“ angesichts der Tatsache, dass er „die Liebe seines Lebens“ getötet habe, sagte der Onkel des Angeklagten, Arnold Pistorius, in einem Interview des US-Senders CNN. Sein Neffe, der bei ihm im Haus in Pretoria wohnt, habe sich einen Bart wachsen lassen, um nicht erkannt zu werden. Ohnehin gehe er aber kaum aus dem Haus. Zudem habe er sich in seinem Zimmer mit Fotos von Reeva Steenkamp umgeben. „Was kannst Du sagen, wenn die Person, die Du am meisten liebst, stirbt und Du warst dazu das Werkzeug? Wie würdest Du fühlen, es ist unvorstellbar“, sagte der Onkel.

Pistorius‘ psychisches Leiden

„Oscar schläft schlecht. Er isst schlecht. Es gibt Tage, da geht es ihm einigermaßen okay. An anderen Tagen ist es furchtbar“, schilderte Pistorius-Manager Peet van Zyl dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ die Verfassung des 26-Jährigen. Er weine oft. Zwei- bis dreimal in der Woche treffe er sich mit einer Psychologin. „Wenn ich ihn nach einer Sitzung sehe, ist er immer völlig fertig“, sagte van Zyl. „Oscar, so wie wir ihn kannten, diesen Oscar wird es nie wieder geben. Egal was passieren wird.“

Empört äußerten sich die Anwälte von Pistorius über die Veröffentlichung von Tatort-Aufnahmen im britischen Fernsehen. „Dies ist eine schreckliche Verletzung der Privatsphäre, mit all dem Blut… Schließlich ist hier eine Frau gestorben“, sagte Anwalt Brian Webber laut der Zeitung „Weekend Argus“. Die Verteidigung habe die Staatsanwaltschaft bisher vergeblich um die Herausgabe von Tatortaufnahmen gebeten, so Webber.

Bilder vom Tatort im TV

Der britische Fernsehsender Sky News hatte am Freitag mehrere Aufnahmen aus dem Haus von Pistorius in Pretoria gezeigt. Auf den Bildern vom Badezimmer sind Blutlachen und Einschusslöcher an der Toilettentür zu sehen. Vor allem die Einschusslöcher könnten eine zentrale Rolle in dem Indizien-Prozess spielen. Auf den gezeigten Bildern befinden sich Einschüsse im unteren Teil der Tür. Dies könnte die Aussage des unterschenkelamputierten Sportlers stützen, er habe geschossen, während er auf seinen Beinstümpfen stand. Den Polizeiermittlungen nach hatte Pistorius vor den Schüssen erst einmal seine Prothesen angezogen.

Die Staatsanwaltschaft in Pretoria betonte, sie wisse nicht, woher die Aufnahmen stammten. Sky News teilte laut „Weekend Argus“ mit, dass der Sender grundsätzlich nicht für Informanten zahle. Auch für die Bilder sei nichts bezahlt worden.