Papst Benedikts Pontifikat endet

Papst Benedikts Pontifikat endet
(AFP)

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Für Papst Benedikt XVI. ist der letzte Arbeitstag an der Spitze der Katholischen Kirche angebrochen. Nach Tagen des Abschiednehmens soll dieser Tag allerdings in aller Stille ausklingen.

Nach knapp acht Jahren endet am Donnerstagabend um 20 Uhr das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Damit beginnt auch die Zeit der Sedisvakanz („leerer Stuhl Petri“). Für den 85-Jährigen soll der Donnerstag ein normaler Arbeitstag werden, bevor er gegen 17 Uhr mit dem Hubschrauber zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo fliegt, wo er zunächst wohnen wird.

Zuvor verabschiedet er sich von allen in Rom anwesenden Kardinälen. In Castel Gandolfo ist Benedikts letzter öffentlicher Akt ein Gruß an die Gläubigen von der Loggia des Palastes. Im März sollen die Kardinäle zum Konklave zusammenkommen und einen Nachfolger für Benedikt bestimmen, der vor gut zwei Wochen überraschend seinen Rücktritt zum Ende des Monats angekündigt hatte.

Von der Öffentlichkeit verabschiedete sich Benedikt bereits am Mittwoch mit einer emotionalen Ansprache und unter dem Jubel von fast 150 000 Menschen. In seinem Pontifikat habe es Zeiten mit hohem Wellengang und Gegenwind gegeben, sagte er in seiner Ansprache auf dem Petersplatz. „Es war für die Kirche eine Wegstrecke, bei der es Momente der Freude und des Lichtes gab, aber auch nicht einfache Momente.“

Suche nach Nachfolger

Doch inmitten des Abschieds ist die Diskussion um die Nachfolge im Vatikan bereits in vollem Gang. „Wir brauchen einen Papst, der die Kirche in die Zukunft führt. Der nach vorne schaut und der die Gottesfrage klar stellt“, sagte Robert Zollitsdch, der Vorsitzende der Deutschen Bischoifskonferenz, im Interview des Fernsehsenders Phoenix.

„Und der zugleich organisatorisch dafür sorgt, dass die Kurie wirklich der Apparat ist, der ihn in seinem Dienst voll und ganz unterstützt.“ Als Kandidaten gebe es eine ganze Reihe „tüchtiger Kardinäle, vor den ich großen Respekt habe“, so Zollitsch weiter.

„Das Handtuch geworfen“

Kritische Worte zum Abschied fand der Befreiungstheologe Leonardo Boff, der Benedikt als „Papst ohne Charisma, der die Kirche nicht zu regieren wusste“, bezeichnete. Der 85-Jährige sei aus Verzweiflung zurückgetreten, da er die römische Kurie nicht mehr habe kontrollieren können. Als Kardinal habe Joseph Ratzinger über 100 Theologen verurteilt, die Befreiungstheologie erstickt und die Armen für die Kirche verloren.

„Er hat das Handtuch geworfen, seine physischen, psychischen und spirituellen Grenzen anerkannt und mit Demut die richtige Entscheidung getroffen: Er ist zurückgetreten“, sagte Boff (74) der Nachrichtenagentur dpa in Rio de Janeiro.