Nur wenige CO2-Rechte verkauft

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Macht ArcelorMittal Geschäfte mit nicht genutzten CO2-Emissionszertifikaten? 500 Millionen Euro Profit im letzten Jahr, sagen „déi gréng“. Stimmt nicht, so der Konzern.

CO2 in die Atmosphäre zu blasen, kann richtig teurer werden. Vor allem Unternehmen der Schwerindustrie sind davon betroffen. Ihnen wird erlaubt, ein gewisses Volumen des angeblich klimaschädigenden Gases zu emittieren. Die den Unternehmen für eine Mehrjahresperiode zugeteilten Emissionsrechte werden aufgrund des erwarteten Produktionsvolumen ermittelt. Übersteigen sie diese Obergrenze, müssen sie weitere Emissionszertikate hinzukaufen. Die ArcelorMittal 2008-2012 zugebilligten Rechte lagen weit über die tatsächlich benötigten – eine Folge der mangelnden Stahlnachfrage, die zu einer Produktionsreduzierung geführt hat.

Rund 500 Millionen Euro Gewinn soll der ArcelorMittal im vergangenen Jahr durch den Verkauf ungenutzter „CO2-Veschmutzungsrechte“ gemacht haben, so der EU-Abgeordnete Claude Turmes („déi gréng“) am Montag. Stimmt nicht, heißt es seitens ArcelorMittal. 2011 habe das Unternehmen für 71 Millionen Euro ungenutzte Zertifikate verkauft, so Unternehmenssprecher Arne Langner am Dienstag. Die Erlöse seien in Energieeffizienzprojekte reinvestiert worden.

Obergrenze drastisch reduziert

Die nicht genutzten Zertifikate werde man in den kommenden Jahren dringend benötigen. so Langner. Das Emissionshandelssystem erlaubt es den Unternehmen, in der Vergangenheit erhaltene, aber nicht genutzte Zertifikate in der nächsten Phase zu gebrauchen. Ab 2013 läuft die dritte Phase des Emissionshandelssystems (2013-2020). Das dem Unternehmen zugestandene Emissionsvolumen sei bedeutend kleiner als das in der aktuellen Phase zugeteilte. Die Obergrenze sei so stark abgesenkt worden, dass sie nicht erreicht werden könne, sagt der Unternehmenssprecher. Technisch sei nichts mehr machbar. Man werde wohl Zertifikate hinzukaufen müssen.

ArcelorMittal weist auch den Vorwurf entschieden zurück, das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren nichts in Energie- und Umweltprojekte investiert. Europaweit seien in den letzten drei Jahren dazu rund 900 Millionen Dollar ausgegeben worden. Allein 2011 seien das 300 Millionen gewesen. Das Unternehmen habe sich bis bereits 2009 zum Ziel gesetzt, seine CO2-Emissionen weltweit bis zum Jahr 2020 um acht Prozent zu reduzieren, so der Konzern am Dienstag.

Ulcos-Projekt

Um 50 Prozent reduzieren könnte ArcelorMittal seine CO2-Emissionen in Europa, würde das Projekt Ulcos erfolgreich realisiert werden. Ulcos steht für Ultra-low Carbon Dioxide Steelmaking. Das mit anderen europäischen Stahlunternehmen betriebene Projekt soll in Florange getestet werden. Es sieht das Erfassen des CO2 bei der Eisenproduktion am Hochofen und die Speicherung des Gases in geologische Schichten vor. Das Unternehmen wartet derzeit noch auf die Subventionszustimmung der EU-Kommission.

Die strengen CO2-Normen für die Stahlindustrie in Europa werden von den europäischen Stahlproduzenten heftig kritisiert. Sie befürchten ernsthafte Wettbewerbsnachteile, da andere Stahlhersteller außerhalb Europas nicht davon betroffen sind. Der Emissionshandel drohe zur Desindusrialisierung Europas zu führen, warnt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschafsvereinigung Stahl in Düsseldorf in einem FAZ-Artikel am Montag.