Nordafrika macht Sorgen

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(Tageblatt-Archiv)

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Luxair Tours hat das Touristik Jahr 2012 positiv abgeschlossen. Ein Tageblatt.lu-Gespräch mit LuxairTours Chef Alberto Kunkel.

Auf der Luxemburger Reisemesse Vakanz belegt die Luxair-Gruppe mit ihrer Touristik Tochter mit einem 1.500 Quadratmeter großen Stand eine halbe Halle. 150 Mitarbeiter sind im Einsatz, ein eigenes Reisebüro für Sofort-Buchungen ist eingerichtet worden. Am Ende des ersten Tages verzeichnet die Luxair Tours 7.000 Buchungen.

„Wir sind einem besonderen Angebot auf die Messe gekommen“, sagt Alberto Kunkel, Touristik Chef der Gruppe im Gespräch mit Tageblatt.lu. Bis Sonntag Mitternacht kann man Flüge zu 16 Destinationen der Luxair für 99 Euro im Internet buchen. Ein ferngesteuerter Zeppelin fährt durch die Halle und wirbt für das Angebot. Es zieht. In einem Fall bucht ein Kunde gleich sechs Destinationen. „Abgesehen davon, dass wir zukünftig mit täglich fünf Flügen nach London City ab 99 Euro fliegen werden.“ Das Angebot zählt ab 8. April.

EasyJet-Konkurrenz

Luxair reagiert damit auf die Konkurrenz durch Easy Jet, die demnächst auch nach Mailand fliegen wird, eine andere wichtige Destination für die Luxair. Kunkel: „Zu London muss man sagen, dass Easy Jet zu Zeiten fliegt, die für die Geschäftswelt weniger interessant sind. Insgesamt gilt für die Luxair: Wir bieten ein qualitatives Produkt an, wir bieten beste Verbindungen und wir haben attraktive Tarifstrukturen“. So viel zur neuen, zusätzlichen Konkurrenzsituation für die Luxair.

Die Touristik-Tochter hat das vergangene Jahr zufriedenstellend abgeschlossen. In den Sommerbuchungen gab es ein Plus von 18 Prozent, insgesamt schloss die LuxairTours das Jahr mit einem Plus von 14 Prozent ab.

Abflüge aus der Champagne

Die Expansion nach Frankreich, die Luxair Tours probeweise versucht hatte, zeigte dabei ihre ersten Erfolge. Luxair Tours startete von Vatry aus. Dieser Flughafen mitten in der Champagne ist neu, liegt 40 Kilometer von Reims entfernt und nahe Chalons en Champagne. „Wir haben hier auf den Flügen nach Palma de Mallorca und nach Heraklion 2.000 neue Kunden gewonnen. Und wir haben zusätzlich 1.200 Kunden aus dieser Region gewonnen, die von Luxemburg aus in den Urlaub gestartet sind“, sagt Kunkel. Die Champagne ist für die Touristik Fachleute interessant, weil hier der Durchschnittsverdienst über dem von Frankreich liegt.

Im ersten Jahr ist es allerdings noch nicht gelungen, die Flugzeuge mit Touristen aus der Champagne zu füllen. „Wir mussten also auffüllen“, sagt Kunkel, was vom Kostenfaktor nicht so gut ist. Das Ziel von Luxair Tours ist, in diesem Jahr eine Vollbesetzung bei den Maschinen von Vatry zu erreichen. Dazu ist eine Verkaufsrepräsentantin in Reims eingestellt worden. Kunkel ist deutlich in der Konsequenz: „Gelingt es auch damit nicht, die Flugzeuge in Vatry zu füllen, dann müssen wir das aufgeben.“

Allerdings ist das französische Experiment für Luxair Tours noch nicht beendet. „Wir schauen nach Lille“, sagt der Touristikchef der Luxair-Gruppe. „Von dort fliegen wir bereits für einen anderen Veranstalter im Charter-Auftrag. Wir lernen die Region gerade kennen und vermuten, dass das interessant werden könnte.“

„Touristen riskieren in Ägypten nichts“

Seit dem 7. Januar 2013 schnellen die Buchungen bei dem luxemburgischen Reiseveranstalter in die Höhe. „Wir verzeichnen bisher 1.500 Buchungen pro Tag. Und nach der Messe glauben wir, dass die Buchungen auf 2.000 pro Tag ansteigen können.“ Allerdings ist nicht alles eitel Freude und Sonnenschein bei LuxairTours. Die nordafrikanischen Destinationen bereiten Sorgen. Ägypten ist um 38 Prozent eingebrochen. LuxairTours hat die ägyptische Partnerin und den Direktor des ägyptischen Touristikamtes am Stand auf der Messe, um zu überzeugen.

„Touristen riskieren in Ägypten nichts“, sichert die Chefin von „Ägypten Master Travel Service“, Nora Ali, zu und verweist auf die Luxair Destinationen Sharm–el–Sheikh und Hurghada. Dort finden keine Demonstrationen statt. Die Touristen werden von einer besonderen Touristen-Polizei beschützt und auch von der normalen Polizei, sagt sie. Die Demonstrationen fänden in Kairo statt, 500 Kilometer entfernt.

Unglücklicherweise stünden im Demonstrationsbereich auch die Fünf Sterne Hotels. Aber in Hurghada sei man sicher. Ägypten brauche Touristen und tue alles für Touristen“, sagt Nora Ali. Das Werben um europäische Touristen, Haupteinnahmequelle der ägyptischen Wirtschaft, ist sehr intensiv.

Nordafrika macht Sorgen

Luxair Tours leidet in diesem Jahr wieder unter den nordafrikanischen Reisezielen. Nicht nur Ägypten bricht ein. Nach Informationen von Tageblatt.lu läuft auch Tunesien nur sehr schlecht. Die Reiseabteilung der Luxair ist anfällig für die verschiedenen nationalen Empfindlichkeiten. Der arabische Frühling in Tunesien hatte 2011 die Reisen dorthin einbrechen lassen. Im Jahre 2012 begannen die Touristen wieder, nach Tunesien zu fliegen. Für die Reisesaison 2013 sieht es finster aus für Tunesien. Insbesondere die französischen Kunden von Luxair Tours lehnen Tunesien ab. Der Grund: Unruhen, die sich abzeichnende Unterdrückung der Frau in der neuen Verfassung und der Angriff von Islamisten auf die Frau eines französischen Regionalpolitikers, der in Frankreich große Wellen schlug, verunsichern die Touristen.

Von Nordafrika ist auch das Ergebnis von Luxair Tours weitgehend abhängig. Der Gewinn soll nach Tageblatt.lu-Informationen um die fünf Millionen Euro herum liegen. Das wären 1,5 Millionen Euro weniger als im Jahre 2011. Die Erklärung liegt untere anderem in insgesamt höheren Kosten und auch in Anlaufkosten für Frankreich. Um denselben Gewinn wie 2011 zu erzielen, hätte im Jahresdurchschnitt der Zuwachs bei 18 Prozent liegen müssen. Sollten sich die Einbrüche bei den Buchungen für Ägypten und für Tunesien nicht auffangen lassen, wird Luxair Tours einerseits weitere Einbrüche beim Gewinn verzeichnen, sich andererseits nach neuen Destinationen umsehen müssen. Während des arabischen Frühlings hat das Unternehmen Bulgarien ausgebaut, das mittlerweile zu einem Renner geworden ist.