„Niemand reagiert“

„Niemand reagiert“
(Finn Overdick)

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Hier wird eine Moschee gebaut! Das Gerücht kursiert seit Wochen in Esch/Alzette. Von Problemen mit einem Gebetshaus ist die Rede. Die Gemeinde dementiert, Anwohner haben Angst.

Die Unsicherheit ist da. Seit den Anschlägen von Paris, der blutigen Festnahme von Dschihadisten in Belgien und der zahlreichen Razzien in der Großregion im Zusammenhang mit mutmaßlichen IS-Kämpfern und Symphatisanten geht auch in Luxemburg die Terrorangst um. Der Staat ist wachsam. Die „Association multiculturelle de l’Ouest“ aus Esch/Alzette taucht in den Medien immer wieder im Zusammenhang mit der IS-Terrormiliz in Syrien und Irak auf. Rekrutierer für den „heiligen Krieg“ sollen in dem Gebetsraum in der Brillstraße nach neuen Gotteskrieger Ausschau halten. Die Vereinigung steht unter Beobachtung der Sicherheitsdienste in Luxemburg.

Der Andrang ist groß, der Gebetsraum zu klein. Der Verein sucht seit längerem neue Räumlichkeiten. Es gab bereits mehrfach Anfragen bei der Gemeinde Esch. Die Bauverwaltung lehnte bislang alle Vorschläge ab, heißt es aus aus der Gemeinde hinter vorgehaltener Hand. Die Rede ist von einem Hinterhof in der Victor-Hugo-Straße und von Freiflächen rund um Esch für den Bau einer Moschee.

Gerüchte

„An den Gerüchten ist nichts dran,“ betont Luc Schloesser, Pressesprecher der Stadt Esch. „Wir haben bisher keine Anfrage von der „Assotiation multiculturelle“, weder für einen Gebetsraum im Keller noch für einen Neubau.“ „Die Stadt und die Organisation stehen nicht in direkten Gesprächen miteinander,“ unterstreicht Schloesser. Derzeit gibt es zwei Standorte in Esch, an denen neue Bauprojekte entstehen. Das sind die Viertel „Wobrécken“ und „Nonnenwisen“, erklärt Schloesser. Aber für keines der beiden gibt es eine Neubau-Anfrage seitens der besagten Vereinigung, wiederholt Schloesser.

„Ich weiß nicht, woher diese Gerüchte immer wieder aufkommen,“ schiebt er nach. Im Februar will die Stadt die Einwohner in „Wobrécken“ bei einer Infoveranstaltung über ihre Baupläne informieren. Noch ist nichts in Sachen Bauprojekte entschieden.

Dementi

Ein Anruf im Bauamt der Gemeinde bleibt erfolglos. Hinter vorgehaltener Hand sagt man uns aber, der Baudezernent wolle keine Fragen zur Moschee beantworten. Eine interne Mail wurde in diesem Zusammenhang verschickt.

Die Escher Bürgermeisterin, Vera Spautz, dementiert die Gerüchte um den Bau einer Moschee oder Probleme im Umfeld der Einrichtung. „Ich habe keine Anfrage auf dem Tisch liegen. Es gab und gibt auch keine Gespräche über den Bau eines Gebetshauses in Esch. Das alles stimmt nicht,“ betont die Bürgermeisterin. Von der internen Mail weiß sie nichts.

Angst

Auch die Präsidentin des Escher Geschäftsverbandes, Astrid Freis, dementiert „Spannungen“ in der Brillstraße. „Es hat sich keiner bei uns gemeldet, weder Geschäftsleute noch jemand von dem Gebetshaus,“ sagt die Rätin. Allerdings kämen Gerüchte im Zusammenhang mit Unstimmigkeiten in dem Gebäude regelmäßig auf, schiebt sie nach.

Vor Ort in der Brillstraße fragen wir nach. Im direkten Umfeld des Gebetsraumes gibt es mehrere Restaurants und Kneipen. Wir erhalten immer wieder die gleiche Antwort:“ Ja, wir haben Probleme. Besonders Abends. Das Wort Drohung fällt. Sogar von Geschäftseinbußen ist die Rede. Die Kneipiers wollen anonym bleiben. Sie sprechen in dem Zusammenhang von Angst. „Einige von uns haben sich an die Gemeinde gewandt. Bislang hat dort aber niemand reagiert,“ sagt ein Restaurantbesitzer.

Wir haben auch bei der „Association multiculturelle de l’Ouest“ in der Brillstraße angeklopft und sie mit den Aussagen aus der Nachbarschaft konfrontiert. „Kein Kommentar,“ heißt es.