Neue Zeit für 120.000 Uhren

Neue Zeit für 120.000 Uhren
(dpa/Martin Schutt)

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Die Zeitumstellungen sind zweimal im Jahr eine Großaktion für die Deutsche Bahn. 120.000 Uhren werden umgestellt, Züge fallen aus oder klommen mit Verspätung an. Bei Mensch und Tier ist die Umstellung nicht beliebt.

Es sind nicht nur die Uhren auf den Bahnsteigen , die umgestellt werden müssen, sondern auch Zeigeranzeigen in Diensträumen, an Automaten und in Informations- und Sicherungssystemen. Bei der Umstellung auf Sommerzeit ist die Betriebsabwicklung einfacher als bei der Umstellung auf Winterzeit: Nach 1.59 Uhr kommt 3.00 Uhr. Zügen, die in dieser Zeit unterwegs sind, fehlt eine Stunde. Das sind in der Regel Güterzüge, Nachtreisezüge und S-Bahnen in den Ballungsräumen.

Wenn möglich, werden Güterzüge vor der planmäßigen Abfahrtszeit auf die Reise geschickt. Sie erreichen dann ihren Zielort ohne oder nur mit geringer Verspätung. S-Bahnen, die nur innerhalb dieser Stunde unterwegs wären, fallen – für den Fahrgast unbemerkt – aus, sagt die Deutsche Bahn. Nachtreisezüge haben zumeist nächtliche Aufenthalte, die entsprechend gekürzt werden. Wo dies nicht möglich ist, kommen die Züge am Sonntag verspätet ans Ziel.

Die Deutsche Bahn versorgt seit der ersten Umstellung der Zeit im Jahre 1973 ihre Uhren und Zeitsysteme mit dem gleichen Signal, einem Langwellenfunksignal DCF77. Der Sender steht in der Nähe von Aschaffenburg und ist mit der Atomuhr der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig gekoppelt. Von jetzt auf gleich geht die Umstellung aller nicht. Die Anpassung aller 120.000 Uhren dauert eine Stunde. Wenn die Zeitumstellung erfolgt ist, hat die Bahn sieben Monate Zeit, bevor am 25. Oktober die Umstellung auf die Winterzeit erfolgt. Bei vielen Smartphones und Computern erfolgt die Zeitumstellung automatisch.

Nicht mehr zeitgemäß

Eingeführt wurde die zweimalige Zeitumstellung während der ersten Ölkrise 1973. Frankreich hatte sie in der Europäischen Union mit der Begründung der Energie-Einsparung durchgesetzt. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt war seinem Freund, dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d´ Estaing damals gefolgt und hatte auf französischen Wunsch auch autofreie Sonntage durchgesetzt.

Die Zeitumstellung wird zwischenzeitlich stark kritisiert. Tier leiden unter ihr, vor allem aber Kinder, denen bei der Umstellung auf Sommerzeit eine Stunde Schlaf fehlt. Die Umstellung auf Sommerzeit braucht eine längere Zeit zur Umstellung des biologischen Rhythmus´ als die Umstellung auf die Winterzeit. Russland verzichtet zwischenzeitlich auf die Umstellung wieder. In der Europäischen Union gibt es zwar immer wieder Stimmen, auf die Umstellungen zu verzichten, der politische Wille dazu fehlt aber.