Mladic gratulierte den Polizisten

Mladic gratulierte den Polizisten

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

"Schlächter von Srebrenica" hat die Polizisten, welche ihn festnahmen, beglückwünscht. "Gute Arbeit" sagte Ratko Mladic. Er war bei der Verhaftung bewaffnet.

Kurz vor Sonnenaufgang erreichen die vier Jeeps das 2.000-Einwohner-Dorf Lazarevo. Die Wagen mit 20 vermummten Männer parken zeitgleich vor vier Häusern in dem abgelegenen Ort im Norden Serbiens – sie alle gehören Verwandten eines der meistgesuchten Männern der Welt: Ratko Mladic.

Drei serbische Polizeibeamte beschrieben der Nachrichtenagentur AP die Ergreifung des mutmasslichen Kriegsverbrechers am Donnerstag. Sie hätten keine Hinweise darauf gehabt, dass sich Mladic tatsächlich in Lazarevo aufhalten würde. Sie hatten nur auf Verdacht Häuser von Verwandten Mladics gestürmt. Bei der landesweiten Suche nach dem ehemaligen General waren Beamte zuvor noch nie in den Ort gekommen.

Mladic selbst kann an diesem Tag – von Schmerzen geplagt – nicht schlafen. Als er kurz vor Tagesanbruch aufsteht, sich eine blaue Baseballmütze aufsetzt und zu einem Spaziergang aufbrechen will, springen vier der vermummten Männer über den Zaun des Hauses und stürmen zur Tür hinein. Der alte Mann wird auf den Boden gedrückt, einer der Mitglieder der Spezialeinheit ruft: «Weisen Sie sich aus!» Der alte Mann flüstert: «Ich bin Ratko Mladic.»

Seit 2 Jahren in Lazarevo

Mladic zog nach Auskunft der Polizeibeamten vor zwei Jahren in der Annahme nach Lazarevo, er wäre bei seinen Verwandten sicher. Er lebte ein zurückgezogenes Leben, sein gelbes Haus verliess er nur selten. Sein verändertes Aussehen und seine sich immer weiter verschlechternde Gesundheit halfen dem alten Mann, unerkannt zu bleiben. Der Ratko Mladic, der am Freitag vor Gericht erschien, hatte nur noch wenig mit dem kräftigen, selbstbewussten General gemein, der sich während des Bosnienkrieges vor den Kameras zeigte.

„Gute Arbeit“, sagte Mladic nach Angaben des serbischen Polizeichefs Ivica Dacic zu den Beamten, die ihn in seinem Haus festnehmen. „Ihr habt den gefunden, nach dem ihr gesucht habt.“ Einer der Polizisten zeigte auf die beiden geladenen Pistolen, die Mladic bei sich trug und antwortete: „Mach keinen Unsinn“. Der mutmassliche Kriegsverbrecher gab bereitwillig seine Waffen ab, wurde in einen der Jeeps verfrachtet und nach Belgrad gebracht.

Mladic will sich noch ein wenig erholen

Dort entschied ein Gericht am Freitag, ihn an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag zu überstellen.
Mladic geht davon aus, an das Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag ausgeliefert zu werden. Sein Anwalt Milos Saljic sagte am Samstag vor Journalisten in Belgrad, sein Mandant kenne den Zeitpunkt seiner Auslieferung nicht, würde sich aber gerne zuvor noch ein wenig erholen. Der 69-Jährige sitzt derzeit in einem serbischen Gefängnis.

Mladic könnte schon am Montag ausgeliefert werden, wenn ein Richter seinen Berufungsantrag ablehnt. Seine Verteidiger und seine Familie haben erklärt, Mladic habe gesundheitliche Probleme. Das bestätigte Saljic am Samstag und erklärte, sein Mandant sei verwirrt. Sein Gesundheitszustand habe sich nicht verbessert.