Meteorit fordert 1000 Verletzte

Meteorit fordert 1000 Verletzte
(AFP)

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Bei dem Meteoriten-Absturz am Uralgebirge in Russland ist die Zahl der Verletzten nach Behördenangaben auf etwa 1000 gestiegen.

Ein blendend weißer Feuerball erscheint am Himmel über Tscheljabinsk. Er bewegt sich rasend schnell, zieht einen weißen Schweif hinter sich her. Manche knipsten gebannt das leuchtende Etwas mit ihren Handykameras. Andere stürzten, teils aus Angst, teils aus Neugier, ins Freie. Zwei Minuten später hören sie einen mächtigen Knall. Dann kommt die Druckwelle. In einer Zinkfabrik drückt sie die Außenwand einer Produktionshalle ein. In der Eisengießerei durchbohrt ein Objekt das Haus der Personalverwaltung und verwüstet das Innere.

Russlands Vize-Katastrophenschutzministerin Jelena Smirnych berichtet von Lichtreflexen über den Gebieten Tscheljabinsk, Tjumen, Swerdlowsk und Nordkasachstan. Der Schluss: ein Meteoritenregen. Der schwerste Brocken fiel nach Angaben des russischen Innenministeriums 80 Kilometer vom Städtchen Satki entfernt in eine menschenleere Gegend. Helfer suchten mit drei Hubschraubern danach.

Verletzungen durch Trümmer

Ärzte mussten im Gebiet Tscheljabinsk 1000 Menschen versorgen. Die meisten wurden durch Glassplitter von zertrümmerten Fenstern verletzt. Einige erlitten Gehirnerschütterungen, heißt es. Durch den Druck flogen Fensterscheiben aus den Rahmen, Decken stürzten ein. Stunden nach der Attacke aus dem Kosmos teilte die Behörden mit: „Die Situation ist unter Kontrolle.“

Da in der Uralregion Minus 18 Grad Kälte herrschen ordnete der oberste Amtsarzt Russlands an, alle Schulen und Kindergärten vorübergehend zu schließen, bis die Fenster repariert sind. Der Tscheljabinsker Bürgermeister Sergej Dawidow ließ Betriebs- und Büroleiter an Mitarbeiter nach Hause zu schicken, damit sie nah ihren Häusern schauen können. „Familien sollten jetzt zusammen sein“, sagte er. Der Gouverneur des Gebietes Tscheljabinsk Michail Jurewitsch brach seine Dienstreise ab und eilte an seinen Schreibtisch zurück.

Meteoriten-Witze im Internet

Mancher hatte unterdessen von dem überraschenden Hagel aus dem All seine ganz eigene Meinung: Russland sei nicht von Meteoriten, sondern von einer neuen amerikanische Waffe getroffen worden, sagte der Nationalpopulist Wladimir Schirinowski der Nachrichtenagentur Interfax. Regierungschef Dmitri Medwedew, der an einem Forum im sibirischen Krasnojarsk teilnahm, gab sich gelassen. Der Feuerball sei ein Gruß des Himmels an die Veranstaltung gewesen, meinte er.

Vielleicht sei der Meteoritenregen ein Vorbote des rund 130.000 Tonnen schweren Asteroiden gewesen, der sich am Freitag der Erde näherte, spekulierte die Professorin Tatjana Bordowizyna von der Staatsuniversität Tomsk im Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Andere Experten weisen das strikt zurück. Denn: Asteroiden seien „Einzelgänger“. Bei einem Meteoritenregen handle es sich hingegen um einen immer wiederkehrenden „Schwarm“.

Nachdem der erste Schreck verdaut war, kursierten im russischen Internet prompt die ersten Meteoriten-Witze: Die Staatsduma habe bereits in erster Lesung ein Gesetz verabschiedet, das Meteoriten verbiete, heißt es da. Andere fragen sich, welcher Romantiker wohl Tags zuvor am Valentinstag seiner Angebeteten gelobt habe, die Sterne vom Himmel zu holen. Oder dieser: „Die Bewohner des Meteoriten beobachteten mit Schrecken das Herannahen von Tscheljabinsk.“