Zukunftsmusik in Mersch

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50 Hektar Gelände am Merscher Bahnhof sollen urbanisiert werden. Dort, wo jetzt noch das Agrocenter in die Höhe ragt, soll ein Viertel entstehen, in dem alles miteinander verbunden wird: wohnen, arbeiten, Sporttreiben, Freizeit verbringen, kleinere Einkäufe erledigen. Gestern wurden die ersten konkreten Pläne vorgestellt.

Heike Bucher

Als im Jahre 2005 entschieden wurde, zwei neue Lyzeen unweit des Merscher Bahnhofs zu bauen, fühlten sich die Gemeindeverantwortlichen zunächst überrumpelt.

„Es hat uns damals böse aufgeregt“, erklärt Albert Henkel, Bürgermeister von Mersch, „doch wir haben uns damit arrangiert.“ Bald stellte sich die Frage, was mit dem angrenzenden Gelände rund um die neuen Schulgebäude geschehen sollte.

Dort, wo das Agrocenter mit dem großen Silo und das Grundstück der ehemaligen Gießerei Valfond liegen.

EU-weite Ausschreibung

Um möglichst viele Ideen und Anregungen für die zukünftige Nutzung des ca. 50 Hektar großen Geländes zu sammeln, entschied sich die Gemeindeverwaltung im April 2009 gemeinsam mit dem Ministerium für nachhaltige Entwicklung für ein „Ideen- und Konzeptfindungsverfahren“, das EU-weit ausgeschrieben wurde.

21 interdisziplinäre Gruppen, zusammengesetzt aus Architekten, Stadt-, Verkehrs-, Landschafts- und Energieplanern reichten ihre Vorschläge ein.
Vier davon wurden von einem Expertengremium – bestehend aus Vertretern der Gemeinde, des Ministeriums, der CFL, der Haupteigentümer der betreffenden Grundstücke sowie Mitarbeitern der „Union commerciale“ – zur weiteren Ausarbeitung ausgewählt.

Bis zum 12. Mai 2010 hatten die vier betreffenden Planungsgruppen Zeit, ihre definitiven Projektvorschläge einzureichen. Jetzt hat sich das Expertengremium für ein Projekt entschieden, der Gewinner wurde gestern Vormittag im Merscher Kulturhaus der Presse vorgestellt.

Allein der Name klingt ominös: „arge ’rha.pgo.ibk’“. Dahinter verbergen sich das Architektur- und Stadtplanungsbüro „reicher haase associierte“ mit Sitz in Aachen und Vianden, die Landschaftsplaner „Planergruppe“ aus dem deutschen Oberhausen sowie das Ingenieurbüro Kühnert aus Bergkamen (D).

Wie Albert Henkel versichert, ist dem Gremium die Wahl nicht leichtgefallen. Doch für das Projekt von „arge ’rha.pgo.ibk’“ sprachen die Einrichtung eines zentralen Platzes sowie die Unterführung der angrenzenden Bahngleise.

Beides soll helfen, das neue Viertel rund um den Bahnhof an die schon bestehenden Gebäude und Straßenzüge anzugliedern, ohne einen Bruch in der Landschaft oder der Stadt entstehen zu lassen.

Ohne Einfamilien-und Doppelhäuser

Ein „zukunftsfähiges, nachhaltiges Quartier mit enger landschaftlicher Verzahnung“ soll es werden, wenn es nach den Planern geht. Ein Viertel, in dem alles miteinander verbunden wird: wohnen, arbeiten, Sport treiben, Freizeit verbringen, kleinere Einkäufe erledigen. Und all das in einer Bauweise, die wenig Energie verbraucht – möglichst ohne Einfamilien- und Doppelhäuser.

„Das Wort ’Nachhaltigkeit’ gewinnt nur dann an Bedeutung, wenn man ein Projekt von Anfang an planen kann“, sagte Wohnungsbau-Minister Marco Schank bei der Vorstellung des Projekts. Dass sich neben der Gemeinde auch das Ministerium für das Projekt engagiert, liege an der „nationalen Bedeutung“, wie Schank erklärte, die allein in der zentralen Lage im Land begründet sei. Gleichzeitig versprach der CSV-Politiker, den Wohnungsbau im neuen Viertel – zumindest teilweise – staatlich zu subventionieren, damit „Wohnraum für jeden finanzierbar ist“.

Der Anfang ist gemacht, die Visionen haben Formen bekommen. Doch jetzt geht es an die Realisierung. Zuerst muss das Projekt in den Bebauungsplan der Gemeinde übernommen werden. Dann erst kann der Abriss der noch stehenden alten Gebäude beginnen. Eine andere Hürde sind die Eigentumsverhältnisse des Geländes, denn über die Hälfte des betreffenden Areals ist in privatem Besitz.

Staat und Gemeinde zeigen sich zuversichtlich. Aber von heute auf morgen wird das nichts, die Planungen der Architekten und Ingenieure reichen bis ins Jahr 2030 hinein.

Projektbesichtigung bis zum 14. Juli im Merscher Kulturhaus

53, rue Gr.-Duch. Charlotte
Remise 1, Eingang beim Fußballplatz
Mo-Fr: 14.30-17.00 Uhr
Mi: bis 19 Uhr, Sa: 10-12 Uhr