Wie geht es mit dem Catering weiter?

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Das Escher Jugendhaus ist sauer. Und enttäuscht. In den letzten vier Jahren hat die soziale Einrichtung bei Konzerten in der Rockhal für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Das soll nun, glaubt man einer Erklärung der Escher Jungsozialisten, nicht mehr so sein. Die Rockhal hat den Stand ersetzt und der sozialen Einrichtung damit eine Einnahmequelle...

Youssef Razzak,
Wiebke Trapp

Vor vier Jahren wurde die „Maison des jeunes“ (MJ) Esch von der Rockhal dazu eingeladen, für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen. Die einzige Bedingung des mündlichen Speisen-Deals hieß: Catering für alle Konzerte, sowohl die großen als auch die kleinen. In Eigenregie. So beschreibt Jeff Dax von den Escher Jungsozialisten, aus deren Feder die Erklärung zum Ist-Zustand des Caterings in der Rockhal stammt, die Abmachung.

Das Personal arbeitet unentgeldlich und kauft die Speisen selbstständig ein. „Öfters wurde so vier bis fünf Mal die Woche für das Catering gesorgt“, sagt Dax. In „Eigenregie“ hieß für die MJ auch, dass sie für eventuelle Verluste einzustehen hat wie zu viel gekauftes Essen bei zu wenigen Besuchern. Die Rockhal ihrerseits stellte damit sicher, dass die Besucher der Konzerte nach Feierabend vor Ort etwas zu essen bekommen.

Von den Einnahmen finanzierte die MJ Anschaffungen wie einen Kleintransporter oder das „Street Soccer Turnier“ in Esch mit in diesem Jahr 180 Mitspielern und unzähligen Besuchern. Der Kostenpunkt dafür betrug in diesem Jahr 17.000 Euro. Auch als die Rockhal plötzlich 20 Prozent der Einnahmen, die von der MJ bei größeren Konzerten ab 3.000 Gästen erwirtschaftet werden, als Obolus verlangte, gab es keine wirklichen Auseinandersetzungen. Man einigte sich sogar auf eine steuerlich einwandfreie Abwicklung der 20-Prozent-Marge für beide Seiten. Das bestätigt die Präsidentin des Verwaltungsrates der Rockhal, Josée Hansen, auf Anfrage des Tageblatts.

So weit, so gut. Beide Seiten hatten – wie es scheint – bis jetzt ihren Nutzen. Seit Mitte Juni hat die MJ sich jedoch aus dem Catering zurückgezogen, die Erklärung der Jungsozialisten lieferte die Gründe dafür.

Ein Bier zu viel

Als einer der freiwilligen Helfer sich während eines Konzerts ein Bier leistete, kam es offensichtlich zum Eklat. Wie zufällig war ein Verantwortlicher der Rockhalle in der Nähe und dokumentierte das „Vergehen“. Er drohte damit, den Freiwilligen „entlassen“ zu wollen. Denn bei der „Arbeit“ sei der Verzehr von Alkohol untersagt. Der Helfer wehrte sich und die MJ drohte, bis zu einer Klärung kein Catering mehr betreiben zu wollen.

Glaubt man der Erklärung der Jungsozialisten, ist die Situation verfahren, der Dialog unterbrochen. Vom Management der Rockhal kommen ganz andere Töne. „Wir diskutieren momentan regelmäßig mit der Präsidentin der MJ Esch, um eine Lösung zu finden“, sagt Olivier Toth, Direktor der Rockhal, auf Anfrage des Tageblatts. Dass es Gespräche gibt, bestätigt auch Josée Hansen vom Verwaltungsrat des „établissement public“. Für diese Art Einrichtungen gebe es kein „cahier des charges“, das eine Seite zur Zusammenarbeit mit der anderen Seite verpflichte.
Hinzu kommt, dass das Catering mit der MJ nie eine Exklusiv-Zusammenarbeit gewesen sei, stellt Hansen klar.

Es habe immer auch andere Anbieter parallel gegeben. Dennoch habe man seitens der Rockhal eine „moralische Verpflichtung“, mit Vereinen vor Ort zusammenzuarbeiten und versuche derzeit auch, das in direkten Gesprächen zu klären. Fakt ist nämlich auch, dass die MJ im Vorfeld signalisiert hatte, dass man nicht mehr alle Veranstaltungen abdecken könne. „Deshalb wollen wir jetzt in Gesprächen klären, wie und in welchem Umfang wir weiter zusammenarbeiten können“, sagt Hansen. Sie denkt dabei auch an die Besucher, die vor, während oder nach dem Konzert etwas essen wollen.

Alles ein großes Missverständnis also?
Für die MJ wäre ein völliger Ausfall des Caterings ein herber Schlag in Bezug auf die Kasse, der zukünftige Aktivitäten unmöglich macht.

ROCKHAL 2009 

2009 wurden in der Rockhal 109 Konzerte und Veranstaltungen organisiert. 31 fanden in der „Main Hall“, 69 im „Club“, und neun im „Rockhalicious“ statt. Insgesamt zählte man 2009 über 135.000 Besucher und 19 private Veranstaltungen.