Wer belügt hier wen?

Wer belügt hier wen?
(Hervé Montaigu)

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Privatdetektiv André Durand hat für den Geheimdienst gearbeitet. Auftraggeber soll Ex-SREL-Agent André Kemmer gewesen sein. Dieser streitet ab. Die Stay Behind-Spur taucht erneut auf.

Im Auftrag des Geheimdienstes fotografierte er, wer das Passbüro betrat und verließ. Im selben Gebäude hatte die Ermittlergruppe der Bommeleeër-Affäre ihre Arbeitsräume. Den Auftrag dazu hatte der belgische Privatdetektiv André Durand vom damaligen Geheimdienstbeamten André Kemmer bekommen. Das sagte Durand am Dienstag vor Gericht.

Einsetzen wollte Kemmer Durand auch zur Beschattung des damaligen Staatsanwalts Robert Biever, dem Kemmer Pädophilie vorwarf. Doch Durand lehnte den Auftrag wegen mangelhafter Faktenlage ab.

Kemmer dementiert alles

Kemmer hatte bisher abgestritten, den Privatdetektiv für Beobachtungsmissionen gegen Ermittler und Staatsanwalt Biever angeheuert zu haben. Dies wiederholte er am Mittwoch auch vor Gericht. Er habe nie mit Durand über eine entsprechende Observation gesprochen. Er wisse bis heute nicht, wo die Ermittler im Bommeleeër-Dossier in dem Gebäude überhaupt sassen, so Kemmer. Die Ermittler kenne er aber aus meiner Zeit bei der Kriminalpolizei.

Keinerlei Auftrag habe Kemmer Durand erteilt, um in Thailand Generalstaatsanwalt Robert Biever zu beobachten, beteuert Kemmer.
Dennoch fiel der Verdacht der Pädophilie im Zusammenhang mit einem Beobachtungsauftrag, an dem auch Durand beteiligt war, so Kemmer. Damals sei im islamistischen Milieu im Süden des Landes observiert worden. Dabei sei das Gerücht gestreut worden über Pädophilie und Örtlichkeiten in Brüssel. In diesem Zusammenhang sei auch der Name Bievers gefallen. Der damalige SREL-Chef Marco Mille habe 2006 Biever über entsprechende Gerüchte informiert. Die Gerüchte wurden schließlich fallen gelassen.

Kemmer will auch keinen Druck auf Durand ausgeübt haben. Dieser hatte am Dienstag gesagt, Kemmer habe seiner Lebenspartnerin telefonisch gesagt, Durand solle den Mund halten. Der belgische Privatdetektiv hatte von einer Drohung gesprochen.

Auch bei der späteren Gegenüberstellung Durand-Kemmer bleiben beide Seiten auf ihre Positionen.

Die Stay Behind-Spur

Schnell schwenkt die Befragung Kemmers jedoch zu einem anderen Dauerbrenner der Gerichtsverhandlung über: Die Spur Stay Behind. Man habe in den SREL-Archiven Dokumente über Licio Gelli gefunden und die Theorie aufgestellt, dass auch in Luxemburg Stay Behind-Terrorakte möglich wären. Diese Theorie habe man mit Premierminister Jean-Claude Juncker und Justizminister Luc Frieden besprochen. Konkretes habe man jedoch nicht rausgefunden. Gelli soll sich in Luxemburg aufgehalten haben und sogar über eine Luxemburger Sozialversicherungsnummer verfügt haben. Der Name Gelli wird unter anderem im Zusammenhang mit der italienischen Geheimloge P2 und der geheimen Nato-Armee in Italien Gladio genannt.

Auf die Frage, wer denn in Luxemburg auf Idee kommen konnte, via Stay Behind Attentate zu verüben, nennt Kemmer den ehemaligen Armeeminister und DP-Politiker Emile Krieps. Der habe während des 2. Weltkriegs bei den Briten eine Ausbildung als Untergrundkämpfer bekommen. Krieps war Mitiniator der Brigade Mobile der Gendarmerie. Alles nur Theorie, antwortet Kemmer auf eine entsprechende Frage von Richterin Sylvie Conter.

Dennoch betont Kemmer, dass die Anschläge 1984 bis 1986 nur aus einer miliärischen Stay Behind-Aktion herrühren konnten. Kemmer schließt nicht aus, dass es einen militärischen Arm beim Stay Behind gab.