Vorhang für eine „Grande Dame“

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Gestern erreichte uns die Nachricht des Ablebens von Liliane Thorn-Petit, Witwe des im vergangenen Jahr verstorbenen früheren Premiers Gaston Thorn. Carlo Kass

Gestern erreichte uns die Nachricht des Ablebens von Liliane Thorn-Petit, Witwe des im vergangenen Jahr verstorbenen früheren Premiers Gaston Thorn.
Carlo Kass

Die am 24. Januar 1933 in Düdelingen geborene Liliane Petit studierte nach ihrem Abitur am Escher Lycée de jeunes filles Literatur in Paris und wurde mit ihrer Kommilitonin Carmen Ennesch eine der ersten Journalistinnen Luxemburgs. Sie interessierte sich neben Politik besonders für Kultur.
Sie war Korrespondentin zahlreicher Agenturen, u.a. Associated Press, und Zeitungen. Liliane Thorn-Petit verfasste neben Artikeln zu politischen und kulturellen Themen auch Essays, Erzählungen und Reiseberichte sowie Hörfunksendungen. Seit 1956 schrieb sie für die Zeitungen Lëtzebuerger Journal, d’Lëtzebuerger Land, Le Républicain Lorrain, Le Jeudi sowie für das Journal de Genève und die belgische Ausgabe von Paris Match.

Politisches Engagement

Sie war lange Zeit auch für das in luxemburgischer Sprache sendende Radio und den französischsprachigen Fernsehsender des Hauses RTL tätig, dem ihr Gatte damals vorstand. Hier betreute sie während mehr als 15 Jahren die sehr beliebte Sendung „Portraits d’artistes“, in der sie nicht nur gestandene Künstler in sehr interessante Gespräche verwickelte, sondern auch neue Nachwuchstalente für den Kunstmarkt entdeckte.
Aus diesen Aktivitäten gingen zwischen 1982 und 1992 drei gleichnamige Buchbände mit herrlichen Illustrationen hervor, die in keiner Kunstliebhabersammlung fehlen dürfen.
Ihr politisches Engagement unterstrich Liliane Thorn-Petit im Jahre 1969, als sie ein Jahr nach den Pariser Studentenunruhen als eines der Gründungsmitglieder der „Association des femmes libérales“ auftrat. Von 1964 bis 1975 bekleidete sie ebenfalls den Posten der Präsidentin der „Fédération nationale des femmes luxembourgeoises“ und stand zwischen 1967 und 1969 der „Association des journalistes luxembourgeois“ vor. In ihren „Lettres à Tatjana, Impressions de voyage en U.R.S.S.“ beschrieb die engagierte Journalistin ihre Eindrücke, die sie 1969 auf einer Pressereise in die damalige Sowjetunion markiert hatten, aus der Sicht des politischen Liberalismus.
Liliane Thorn-Petit war es auch, die ihren Mann in die Politik brachte, indem sie ihn auf eine Kandidatenliste der liberalen Partei einschrieb. Sie sollte ihm auf seinem politischen Weg stets eine Mentorin bleiben. Auch wenn sie nicht immer uneingeschränkte Zustimmung erfuhr, handelte es sich bei Liliane Thorn-Petit unbestritten um eine „Grande Dame“ der Luxemburger Gesellschaft. Eine Frau mit Kultur für die Kultur. Eine Frau mit offenem Geist sowohl in kulturellen wie politischen Angelegenheiten. Eine Frau schließlich mit Charakter und einer präzisen Feder, um diesen auch unter die Leute zu bekommen. Liliane Thron-Petit hinterlässt ihren Sohn Alain, einen engagierten Jugendrichter, mitsamt Gattin und zwei Enkelkindern sowie weiteren Angehörigen, denen die gesamte Redaktion des Tageblatt auf diesem Weg ihr aufrichtiges Mitgefühl aussprechen möchte.