„Prinz Guillaume ist einer der Bommeleeër“

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LUXEMBURG - Am Donnerstag kommt es zur Gegenüberstellungen mehrerer Zeugen vor Gericht. Eine brisante Aussage des damaligen Generalstaatsanwalt Wampach lässt das Gericht aufhorchen.

Der Donnerstag war Tag der großen Gegenüberstellungen. Staatsanwalt Oswald zitiert am Anfang aus mehreren Briefen von Zeugen, die unter anderem von einem ehemaligen Mitglied des Erkennungsdienstes sind. Der ehemalige Experte aus dem Erkennungsdienst schreibt von einem Besuch von Jos Steil und anderen. Sie wollten Beweismittel sehen. Sie fassten alles an, ohne Handschuhe, und „manipulierten“ die Beweismittel. Diese waren damit nicht mehr brauchbar. Staatsanwalt Georges Oswald will, dass der Mann so schnell wie möglich vor Gericht gehört wird. Er betätige in vielen Punkten die Aussagen des ehemalige Chef des Mess- und Erkennungsdiensts André Glodt.

Oswald zitiert dann aus einem Schreiben eines weiteren Zeugen. Der hatte mit seiner Frau den damaligen Generalstaatsanwalt Wampach im Altersheim. Dieser habe dabei von Prinz Guillaume als einer der Bommeleeër gesprochen. Auch dieser Zeuge soll bereits am kommenden Montag gehört werden.

Harpes vs. Kremer

Die erste von drei Gegenüberstellungen beginntt mit Ex-Gendarmerie Colonel Aloyse Harpes und Ex-CEGEDEL-Direktionsmitglied Alexis Kremer. Es geht um ein Essen wenige Jahre nach der Bombenserie. Da sagte Harpes zu Kremer: „Leet Äre Kapp a Rou, do kënnt näischt méi.“ Gemeint sind wohl die Attentate auf die CEGEDEL-Strommasten. Richterin Sylvie Conter: „Warum fiel dieser Satz?“

Harpes sagt: „Ich habe das alles anders in Erinnerung. Es gab ein Essen, Herr Kremer war aber nicht dabei. Ich glaube kaum, dass ich so eine Aussage gemacht habe. Es kann aber auch sein, dass ich die letzten drei Anschläge (unter anderem auf Notar Hellinckx und Colonel Wagner) als einen Abschied der Bommeleeër sah.“ Und Kremer meint: „Es kann auch sein, dass es bei einem Treffen mit meinem Kollegen Alfred Giuliani in einem Büro mit Harpes war. Ich bleibe aber dabei, der Satz: Leet Äre Kapp a Rou, do kënnt näischt méi, kam von Harpes.“

Richter unzufrieden mit Harpes‘ Aussagen

Den Richtern reichen die Aussagen von Harpes nicht. Insbesondere verstehen sie seine Haltung bei den Ermittlungen nicht. Harpes behauptet, er sei nicht Chef der Ermittler gewesen. Richterin Sylvie Conter: „Herr Harpes, wir glauben ihnen das nicht.“ Me Gaston Vogel wirft ein: „Aber der ehemalige Sûreté-Chef Armand Schockweiler hat Sie doch jede Woche über die Ermittlungen informiert?“ Harpes: „Ich wollte die Ermittlungen materiell unterstützen.“

Harpes kann auch keine überzeugende Antwort auf die Frage geben, warum die sogenannte militärische Piste aus den Ermittlungen gestrichen wurde. Keine Antwort weiß Harpes ebenfalls auf die Frage, warum es in der Regel bei allen Ermittlungen klappte, nur eben bei der Bommeleeër-Affäre nicht.

Kohnen vs. Harpes

Der Ex-Polizeioffizier Pierre Kohnen hatte vor zwei Wochen vor Gericht von BKA-Plänen zur Überwachung möglicher Anschlagsobjekte in Luxemburg gesprochen. An solche BKA-Pläne zur Überwachung des Justizpalastes oder eine Liste mit gefährdeten Objekten könne er sich nicht erinnern, sagt Harpes. Nicht erinnern will er sich ebenfalls daran, dass er Ermittler Wagner als Bommeleeër beschimpft haben will, wie Kohnen dem Gericht vor zwei Wochen erzählt hatte. Die Versetzung des Top-Ermittlers Paul Haan in einen anderen Dienst wertet Harpes als einen ganz normalen Vorgang. Ermittler Haan übernahm wenig später die Waldbillig-Affäre. Der Fall wurde schnell aufgeklärt. Kohnen: „Dies beweist die Qualität von Paul Haan.“

Nicht erklären kann Harpes auch, warum die Untersuchungsrichter über die Ermittlungen quasi nicht informiert wurden. Harpes spricht bei den Ermittlungen in der Bommeleeër-Affäre von vielen „Kleinigkeiten“: „Warum sollten wir zum Beispiel Reifenspuren dem Untersuchungsrichter melden?“ Richter und Staatsanwaltschaft schütteln die Köpfe. Staatsanwalt Oswald: „Vielleicht hätte man gerade mit diesen Kleinigkeiten die Täter gefunden?“

Zur Sprache kommt erneut die geplante Observation des Justizgebäudes. Die wurde kurz vor dem Anschlag auf das Gebäude gestoppt. Die Observation sollte laut Zeuge Kohnen vom Geheimdienst SREL durchgeführt werden und nicht von der Bommeleeër-Ermittlergruppe (GOR). Das hätte auch von der GOR gemacht werden können, sagt Kohnen. Aber es war damals viel los. Schließlich sei zur gleichen Zeit die Observation auf Ben Geiben gelaufen.

Kohnen vs. Gretsch

Pierre Kohnen wurde auch mit dem ehemaligen Armee-Offizier Michel Gretsch konfrontiert. Es geht um die Aussage Kohnens, dass er von Gretsch eine Stay Behind-Unterlage mit Namen gesehen hatte. „Beim Thema Waffen sei innerhalb der Gendarmerie einiges schiefgelaufen,“ so Kohnen. „Nach dem Selbstmord vom Waffennar Henri Flammang von der Police durchsuchten wir sein Haus“, so Kohnen. „Hinter einer versteckten Doppelwand auf dem Speicher fanden wir ein Riesenlager an Waffen. Darunter kistenweise fabrikneue Handfeuerwaffen der US-Marke Colt. Sie waren wetterfest verpackt.“ Durch dieses Ereignis habe er angefangen, sich für Stay-Behind zu interessieren. Nähere Informationen erhoffte er sich von Gretsch.

Gretsch betonte, dass in dieser Organisation kein Polizist und kein Gendarm war. „Solchen Leuten wäre als erste der Kopf abgeschnitten worden. Kohnen: „Gretsch gab mir eine Karteiliste mit Namen der Stay Behind Organisation hier in Luxemburg. Ich suchte natürlich sofort nach dem Namen Flammang. In der Liste tauchte kein Name aus Police und Gendarmerie auf.“

Stay Behind

Vor den Richtern sagt Michel Gretsch, dass er sich noch gut daran erinnern kann, dass Kohnen bei ihm war: „Laut meinen Notizen war Kohnen am 29. Juli 1995 bei mir. (Flammang hatte sich 1995 erschossen). Aber laut meinen Notizen sollte jemand vorbeikommen, der Armeewaffen von Flammang abgeben sollte. In meinen Unterlagen stand aber nichts von einem Gespräch mit Kohnen über Stay Behind.“ Gaston Vogel: „Das ist ja klar!“

Gretsch bestreitet, mit Kohnen jemals ein Gespräch über Stay Behind gehabt zu haben. Zwischen 1979 und 1989 habe er nie etwas von Stay Behind gehört. Erst 1991 wurde die Organisation bekannt. „Ich hatte keinen Panzerschrank im Büro. Ich hatte einen IKEA-Schrank. Es gab nie ein Gespräch über Stay Behind mit Pierre Kohnen.“

Die „schöne Uniform“

Kohnen beharrt auf seiner Aussage, mit Gretsch über Stay-Behind in seinem Büro geredet zu haben. Gretsch: „Ich hatte damals ein großes Büro. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er mit seiner ’schönen‘ Uniform in mein Büro kam.“ Richterin Conter: „Kohnen war doch bei der Sûreté. Da war man doch in zivil unterwegs.“ Kohnen: „Ich war nie in Uniform bei Gretsch. Entweder er lügt oder er hat falsch Erinnerungen!“ Gaston Vogel zitiert aus einem Zeitungsinterview mit Gretsch. Darin kann sich Gretsch an kein Treffen mit Kohnen erinnern. Vogel: „Warum erinnern Sie sich jetzt plötzlich daran?“ Gretsch: „Ich habe es aus meinem Notizbuch.“

Kommende Woche werden spannende Tage mit zahlreichen Zeugen. Darunter Jean-Claude Juncker, Prinz Jean und Prinz Guillaume.