Nicht Fisch, nicht Fleisch

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

LUXEMBURG - Vegetarier, Veganer, aber auch alle anderen, die nicht immer Fleisch oder Fisch haben wollen, sollen künftig mehr Möglichkeiten bei der Essensauswahl haben.

Hauptsächlich in öffentlichen Kantinen und Schulrestaurants, doch auch in der privaten Gastronomie. Dieses Anliegen verfolgt eine öffentliche Petition von Camille Muller, die seit vergangenem Freitag auf der Homepage der „Chambre des députés“ unterzeichnet werden kann.

Geringe Auswahl

Viele Vegetarier kennen das Problem. Was soll ich beim Italiener bestellen? Pizza Margherita, Funghi, Vegetariana, Quattro Formaggi? Spaghetti Napoli, Penne all’arrabiata? Von den unzähligen Gerichten auf der Speisekarte sind nur die wenigsten ohne Fleisch und Fisch. Für Veganer, die ganz auf tierische Produkte verzichten wollen, ist die Auswahl meist noch geringer.

Vor allem aber in den öffentlichen Kantinen und Schulrestaurants, wo eh nur zwei oder drei Menüs zur Auswahl stehen, haben insbesondere Veganer einen schweren Stand. Zwar bieten viele Kantinen mittlerweile auch vegetarische Gerichte an, doch meist sind diese sehr einseitig und ungesund. Gerne mit viel Käse und kaum Gemüse. Doch auch sogenannten Flexitariern, die zwar nicht komplett auf Fisch und Fleisch verzichten wollen, sich vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen aber durchaus gerne mal ein rein pflanzliches Gericht bestellen wollen, sollten mehr Alternativen angeboten werden.

Petition Nummer 478

Aus all diesen Gründen hat der Luxemburger Camille Muller, Gründungsmitglied der „Vegan Society Luxembourg“, die Petition Nummer 478 zur Unterstützung und öffentlichen Förderung von vegetarischer und veganer Ernährung ins Leben gerufen.

Mit der Petition solle keine Ernährungsform aufgezwungen werden, betont Camille Muller. Die Petition stehe lediglich für eine weitere und immer populärer werdende Wahl in unserer Ernährung und biete zudem Lösungen für viele Probleme unseres Konsumverhaltens.

Für vieler Vegetarier und Veganer sind diese Probleme auch ethischen Ursprungs, doch wie im Anhang zur Petition verdeutlicht wird, spielen auch klimatechnische und gesundheitliche Gründe eine wichtige Rolle. So geht aus dem 2010 vom Ministerium für Nachhaltigkeit und Infrastruktur erstellten „Plan national pour un développement durable“ (PNDD) hervor, dass Luxemburg derzeit etwa das Doppelte seiner landwirtschaftlichen Nutzfläche benötigt, um die Bevölkerung zu ernähren. Diese hohe Inanspruchnahme von landwirtschaftlicher Nutzfläche liege vor allem am intensiven Konsum von tierischen Nahrungsmitteln, heißt es im PNDD weiter.

Gesunde vegetarisch-vegane Alternative

Damit die Haushalte nachhaltig konsumieren, brauche es Information und die Überzeugtheit der Konsumenten sowie die Verfügbarkeit besserer Alternativen. Eine positive Bewertung nachhaltigen Konsums durch die Gesellschaft könne nur mittels Erziehung und Bewusstseinsbildung erreicht werden.

In genau diese Richtung zielt auch die von Camille Muller initiierte Petition. „Der pädagogische Ansatz ist mir wichtig“, betont Muller. „Es reicht nicht, dass in den Kantinen und Schulrestaurants Nudeln mit vegetarischer Tomatensauce aufgetischt werden. Ich plädiere für eine gesunde vegetarisch-vegane Alternative. Darunter verstehe ich eine vollwertige und abwechslungsreiche Küche. Die Leute und auch viele Köche sollen lernen, wie man die verschiedenen Proteine, Mineralien und Vitamine optimal zu einer gesunden, ausgewogenen Mahlzeit kombiniert.“ Idealerweise sollten die verwendeten Lebensmittel biologischen Ursprungs, fair gehandelt und so oft wie möglich saisonal und regional angebaut sein.

Klimawandel

Neben den gesundheitlichen Gründen hebt Camille Muller aber auch den Einfluss der landwirtschaftlichen Produktion auf den Klimawandel hervor. Der Anteil der landwirtschaftlichen Emissionen an den Gesamtemissionen von Luxemburg sei höher als beim Autoverkehr, betont Muller.

Die Studie einer internationalen Forschergruppe, die kürzlich im Fachmagazin Global Change Biology veröffentlicht wurde, zeige zudem, dass Landwirtschaft und Viehzucht mittlerweile größere Klimakiller als Entwaldung und Landnutzungsänderungen seien.

Bis Dienstagmittag hatten bereits über 250 Bürger die Petition Nummer 478 unterzeichnet.

Camille Muller hofft nun auf die Unterstützung anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen aus den Bereichen Umweltschutz und Gesundheit. „Sea Shepherd Luxemburg“ habe sich bereits solidarisch erklärt, andere ließen noch auf sich warten.

Link zur Petition: (hier klicken)