EschNationaler Gedenktag: Bürgermeister Mischo fordert Erinnerung an alle Opfergruppen

Esch / Nationaler Gedenktag: Bürgermeister Mischo fordert Erinnerung an alle Opfergruppen
Symbolträchtiger hätte der Ort am nationalen Gedenktag nicht sein können: An der place de la Résistance hat Innenministerin Taina Bofferding zusammen mit dem Escher Schöffenrat und anderen Gästen des Kampfes des Luxemburger Volkes im Zweiten Weltkrieg gedacht Foto: Editpress/Paul Huybrechts

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In Luxemburg wurde am Sonntag die „Journée de commémoration nationale“ begangen. Auch in Esch wurde dabei an den Kampf des luxemburgischen Volkes während der Besatzungszeit von 1940 bis 1945 erinnert. Das Datum des Gedenktages kommt nicht von ungefähr: Am 10. Oktober 1941 fand nämlich die sogenannte Personenstandsaufnahme unter dem nationalsozialistischen Gauleiter Gustav Simon statt, die zu einer einmaligen Reaktion der Luxemburger Bevölkerung mit dem „3-mol Lëtzebuergesch“ führen sollte. 

Die Erinnerung an die Vergangenheit zeigt uns, wo wir herkommen, wie unsere Gesellschaft vor 50, 80 oder 100 Jahren aussah. Dies beinhaltet der Übergang von einer Agrargesellschaft zu einer Industriegesellschaft und später zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Beim Rückblick in die Vergangenheit würden sowohl positive als auch negative Perioden hervorstechen. Auch in der Erinnerung würden Freude und Leid ganz nah beieinander liegen, sagte Bürgermeister Georges Mischo im Rahmen der Feierlichkeiten zum nationalen Gedenktag in Esch. Eine Periode wie der Zweite Weltkrieg mit Besetzung, Diktatur und Verlusten in vielen Familien sei eine schwierige und bedrückende Erinnerung. Heute werde der Menschen gedacht, die vor 80 Jahren gelitten hätten oder von den Nationalsozialisten umgebracht wurden. Es sei unerlässlich, an die Zeit des Zweiten Weltkrieges zu erinnern, so Mischo.

Richard von Weizsäcker habe es anlässlich des 40. Jahrestages des Endes des Krieges ganz treffend formuliert: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ Damit sich die Vergangenheit nicht wiederhole, dürften wir die Augen vor Intoleranz, Diskriminierungen und Gewalt in unserer Gesellschaft nicht verschließen. Das Bewusstsein, dass Menschen Risiken eingegangen seien und für die Freiheit ihrer Heimat oder um anderen Mitmenschen zu helfen und ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätten, müsse in unseren Gedächtnissen verankert bleiben, ebenso wie die Erkenntnis, dass man auch machtlos zum Opfer werden könne.

Auch in Düdelingen wurde am Wochenende der Kriegsopfer gedacht
Auch in Düdelingen wurde am Wochenende der Kriegsopfer gedacht Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jede Familie habe ein Recht auf Trauer, ganz gleich, ob ein Mitglied an der Front gefallen, bei einer Bombardierung gestorben oder in einem Konzentrationslager umgebracht worden sei. Die Nachkommen hätten des Weiteren ein Anrecht auf richtige und neutrale Informationen über die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Diese Arbeit müsse professionell, durch Museen, Historiker und Pädagogen, erledigt werden.

Die Erinnerung an die Opfer sei von Resistenzvereinigungen und Vereinigungen der Zwangsrekrutierten stets wachgehalten worden. Dies sei aber nicht für alle Opfergruppen der Fall gewesen, so Mischo. Jüdische Opfer seien lange Zeit nur am Rande erwähnt worden. Dies habe sich in den vergangenen zehn Jahren glücklicherweise verbessert. Wichtig sei zudem, dass am nationalen Gedenktag der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht werde, die aus anderen Gebieten Europas und der Welt stammen und heute Teil unserer Gesellschaft seien.