Kayl-TetingenNach der Renaturierung ist vor der Renaturierung

Kayl-Tetingen / Nach der Renaturierung ist vor der Renaturierung
 Foto: Lucien Montebrusco

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Zustand des Kaylbaches lässt zu wünschen übrig. Was für jeden, der auch nur einen kurzen Blick auf diesen Wasserlauf durch die Gemeinden Rümelingen und Kayl-Tetingen wirft, augenscheinlich ist, wurde nun durch ein Gutachten des Wasserwirtschaftsamts offiziell bestätigt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden am Donnerstag dem Gemeinderat von Kayl-Tetingen vorgestellt. Zur Überraschung der Räte: Was vor Jahren noch als gute Renaturierungsmaßnahme gehandelt wurde, ist heute nicht mehr „optimal“.

Die Vorgaben der EU sind eindeutig. Bis 2027 sollen die europäischen Gewässer, Flüsse, Seen, Grundwasser und Küstengewässer einen „guten Zustand“ erreichen. Das schreibt die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie des EU-Parlaments und des EU-Rats vor. In diesem Zusammenhang wurde auch der Kaylbach einer eingehenderen Prüfung unterzogen. Bewertet wurde dabei nach biologischen und physikalisch-chemischen Kriterien: Welche Tier- und Pflanzenarten sich angesiedelt haben, wie hoch die Nährstoffbelastung des Wassers ist, wie hoch seine Temperatur.

Eine schlechte Note bekommt der Bach bezüglich der dort angetroffenen Flora und Fauna, auch wenn dort Kleinfischarten wie Stichlinge und Elritze anzutreffen sind. Doch auch Forellen und Aale könnten sich durchaus dort ansiedeln, sagte Claude Prim, Abteilungsleiter im Wasserwirtschaftsamt. Er stellte zusammen mit Carole Molitor, Studienbeauftragte, das Gutachten vor. Problematisch seien unter anderem die Abflussschwankungen, das heißt das Wasserniveau steigt und fällt. Die Erklärung: Der Kaylbach wird hauptsächlich mit Wasser aus den ehemaligen Bergwerken in Ottange (F) gespeist. In Betrieb ist die Pumpe jedoch nur während zwölf Stunden am Tag. Bei Regenfällen wird sie ausgeschaltet. Die schwankende Wasserhöhe stelle ein Problem für Kleinlebewesen dar, so die Experten des Wasserwirtschaftsamts.

 Foto: Lucien Montebrusco

Ungünstig auf das Leben im Bach wirkt sich jedoch auch die vor etlichen Jahren mit großem Aufwand betriebene Renaturierungsweise des Bachverlaufs im Park Ouerbett aus. Die Sohlschwellen, das heißt die Steinaufschüttungen, erschweren den natürlichen Wasserfluss und sind für kleine Lebewesen schwer zu überwinden.

Die Autoren des Gutachtens lieferten den Gemeinderäten gleich mehrere Verbesserungsvorschläge: Um einen dauerhaften Wasserstand zu garantieren, sollten die Pumpen im Dauerbetrieb laufen. Die geförderte Menge von derzeit 50 Litern/Sekunde sollte verdoppelt werden. Schließlich sollten die Steinbrocken, die den Abfluss des Wassers erschweren, beseitigt werden. Und warum nicht an ein Aussetzen von Fischen denken?

Das Gutachten soll eine Diskussion über die Zukunft der „Kälbaach“ anregen, so Bürgermeister John Lorent (LSAP). Eine Diskussion, die zusammen mit Rümelingen und Ottange geführt werden müsse. Schließlich arbeiten die drei Kommunen in der gemeinsamen Kaylbach-Kommission zusammen. Diese befasst sich jedoch hauptsächlich mit dem Betrieb der Pumpstation im Oettinger Bergwerk.

Dass die vor Jahren als vorbildlich betrachtete Renaturierung des Bachs im „Ouerbett“ heute nicht mehr gut sei, sei schockierend, so Lorent. Erklärungen dazu wollte CSV-Fraktionssprecher Jean Weiler. Ob es da neue Erkenntnisse gebe? Das frühere Projekt bedeute schon einen Mehrwert, so Claude Prim. Es sei aber „nicht optimal“. Man habe sich damals vielleicht nicht so viele Gedanken über Sohlschwellen gemacht.