JustizMesserstecherei in Esch: Prozess ausgesetzt –Zeuge fällt in Ohnmacht

Justiz / Messerstecherei in Esch: Prozess ausgesetzt –Zeuge fällt in Ohnmacht
 Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Bei einer Auseinandersetzung in Esch wurde einem Menschen vor zwei Jahren ein Messer in den Rücken gerammt. Der mutmaßliche Täter steht jetzt vor Gericht. Aber der Prozess wurde erst einmal vertagt.

Vor einer Gaststätte an der Kreuzung der Avenue de la Gare mit der rue Ferdinand Nothomb in Esch kam es am 15. Juli 2018 kurz vor 17 Uhr zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen. Bei der Schlägerei wurde ein Mann von einer anderen Person mit einem Messer in den Rücken gestochen. Gilson V. (27) soll der Täter sein. Er steht jetzt vor Gericht. Der Mann ist des versuchten Totschlags angeklagt und sitzt seit zwei Jahren in Untersuchungshaft. Am Dienstag begann der Prozess um den mutmaßlichen Messerstecher. Am Mittwoch wurde der Prozess mit den Zeugenaussagen fortgesetzt. Am Donnerstag wurde der Prozess vertagt.

Zeuge fällt in Ohnmacht

Die Vorsitzende Richterin Sylvie Conter hatte den Hauptzeugen Paolo B. am Mittwoch für rund 20 Minuten befragt, als er im Gerichtssaal plötzlich in Ohnmacht fiel und schwer stürzte. Ein Notarzt musste gerufen werden. Der Verletzte wurde in das nächste Krankenhaus gebracht.

Paolo B. hatte den Messerstecher bei seiner Tat beobachtet, als der mit entblößtem Oberkörper dem Opfer das Messer mit voller Wucht in den Rücken rammte. Was der Angeklagte V. jedoch vehement bestreitet. B. bestätigte, dass es sich um denselben Mann handelt, den er damals gesehen hatte. Und der sitze jetzt auf der Anklagebank. Was aber eher zu einer undurchsichtigen Beweislage führte, denn in seiner polizeilichen Vernehmung 2018 war sich der Zeuge nur zu 80 Prozent sicher, dass es sich bei dem Beschuldigten möglicherweise um den Täter handelt.

Im Laufe der gerichtlichen Vernehmung gab der Zeuge dann zu Protokoll, er habe zwei Männer mit entblößtem Oberkörper in der Nähe des Opfers beobachtet. In der polizeilichen Vernehmung hatte er dagegen nur von einem Mann mit entblößtem Oberkörper gesprochen. Was im aktuellen Fall bedeuten könnte, dass es eventuell zwei Täter gibt. Oder der Angeklagte ist unschuldig und der wirkliche Täter läuft noch frei herum.

„Ich habe ihm ein Bein gestellt“

Der Prozess wurde nach dem Abtransport des Verletzten mit der Vernehmung des Opfers Lopez M. (27) fortgesetzt. Am 15. Juli 2018 rammt ein Täter ihm draußen vor einem Wirtshaus in Esch ein Messer in den Rücken. Die Narbe, so erzählt er, schmerze immer noch. „Wir müssen rekonstruieren, was genau passiert ist“, forderte die Richterin M. auf. „Bisher ist nur eines klar: Es gab am 15. Juli 2018 eine heftige Schlägerei. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Ihnen und dem vermutlichen Tatverdächtigen. Warum?

M. berichtet, dass der Tat bloß eine „heftige Diskussion“ vorausgegangen sei. Kein richtiger Streit. „Gilson V. hat mir absichtlich Bier auf meine Weste geschüttet. Er sagte, ich sei verrückt. Ich habe ihn dann gefragt, was er damit meint. Dann habe ich ihm eine geknallt. Dabei ging seine Brille zu Bruch. Er hat mich dann mit einem Teppichmesser angegriffen und verletzt. Ich überlebte die Attacke dank Gegenwehr und der Hilfe eines Anwesenden, mit Vornamen Raphael. Dem herbeigeeilten Mann ist es gelungen, den Angreifer von mir wegzuzerren und ihm das Teppichmesser abzunehmen. In einem Blumentopf lag ein Messer, das ich an mich nahm.“ „Je me suis alors défendu avec le couteau“, beteuerte er.

Zeuge Raphael, der auch am Mittwoch vor Gericht aussagte, will gesehen haben, dass das Opfer ein Messer in der Hand hielt. „Ich habe ihm ein Bein gestellt. Dabei ging er zu Boden.“ Das Messer habe nachher am Boden gelegen. An Sonstiges will oder kann Raphael sich nicht erinnern. Doch die Richterin hakt nach: „Sie sind dann weggegangen. ‚Et vous le laissez à la merci des autres’“, betonte die Richterin. „Ihr Verhalten ist etwas komisch. Sie nehmen ihm das Messer ab, sie treten den Mann und er geht zu Boden. Dann gehen Sie weg. Gleich danach findet man M. mit einem Messer im Rücken.

Weil das Gericht und die Verteidigung den Hauptzeugen Paolo B., der am Mittwoch vor Gericht vermutlich einen Schlaganfall erlitt, nochmals vernehmen will, wurde der Prozess ausgesetzt. Am 23. September wird der Prozess fortgesetzt.