Kurz vor dem Ziel gerechterer Renten

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Wahlen verpflichten. Und eine Organisation mit 15.000 Mitgliedern zieht selbstredend in Vorwahlzeiten die Kandidaten an wie das Licht die Mücken. Es war also nicht verwunderlich, dass Landespräsidentin Lily Gansen zum gestrigen Kongress des „Foyer de la femme“ eine ellenlange Liste von Ministern, Bürgermeistern und Abgeordneten begrüßen konnte. Robert Schneider

Die Petinger Sporthalle bildete den Rahmen zu dem Kongress, während dem Präsidentin Lily Gansen in ihrer Rede die Hauptforderungen des „Foyer de la femme“ in Erinnerung rief (vergl. auch das Interview in unserer gestrigen Ausgabe). So verlangt die zwar mehrheitlich aus Frauen (aber nicht nur) zusammengesetzte Vereinigung eine gerechtere Aufteilung der Renten zwischen den Partnern (Stichwort Rentensplitting), die komplette Wiedereinführung des Index, sie wünscht sich verstärkte Anstrengungen bei der Weiterbildung, möchte eine Förderung von Teilzeit- und Telearbeit in einem gesetzlichen Rahmen, fordert den weiteren Ausbau des Systems der „chèques-service“ und tritt für regionale Ganztagesschulen ein.

Vom Rentensplitting zur Nationalhymne

Gansen bedauerte, dass in Sachen Wohnungspolitik während der letzten Jahre nur wenig geschehen sei; immer noch sei bezahlbarer Wohnraum Mangelware, weshalb sie das System des Mietkaufes realisiert sehen will.
Die Vereinigung, die seit Jahrzehnten Tausende von Kindern in Ferienkolonien schickt, kümmert sich zurzeit verstärkt um ältere Menschen, die zunehmend unter gesellschaftlicher Isolierung leiden. In dem Kontext forderte die Präsidentin gestern Rekonvaleszenzzentren, in denen ältere Menschen nach einer medizinischen Operation wieder zu Kräften kommen können, ehe sie in ihre vier Wände entlassen werden, in denen sie ansonsten recht hilflos seien. Auch zusätzliche Strukturen für ältere Demenzkranke müssten gebaut werden. Schließlich trat Gansen für die Förderung des Handwerks ein und möchte, da Luxemburgisch als Sprache ein integratives Instrument sein soll, dass die Kinder in den Primärschulen wieder die Nationalhymne lernen.
Ehe sie ihr politisches Referat hielt, wurden die statutarischen Tagesordnungspunkte abgehakt, dies nachdem Pierre Mellina, Bürgermeister der Gemeinde Petingen, die Delegierten begrüßt hatte.
Wirtschaftsminister Jeannot Krecké sprach zur aktuellen wirtschaftlichen Lage des Landes und gab sich optimistisch, dass die Krise mit den Maßnahmen zur Förderung des Handels und des Handwerks, durch die Absicherung des Finanzplatzes, durch arbeitspolitische Maßnahmen und den Ausbau des Standortes in Richtung Logistik, Gesundheits- und Umwelttechnologien, sowie durch die Beibehaltung eines Gleichgewichtes zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, Lebensqualität und Sozialstaat in absehbarer Zeit bewältigt werden könne.
Familienministerin Marie-Josée Jacobs lobte die Vereinigung für ihre Arbeit im sozialen Bereich und kündigte an, die Methode der „chèques-service“ für die Betreuung der Kinder könnte demnächst auch auf andere Bereiche, zum Beispiel die Altenpflege, ausgeweitet werden.
Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo, der dritte in der Runde der Regierungsvertreter, verwies auf die Erfolge der ablaufenden Legislatur. Unter anderem unterstrich er, dass die Gesundheitskasse budgetär im Gleichgewicht sei, nachdem die Krankenkassen vor fünf Jahren noch defizitär waren. Auch die Pflegeversicherung schreibe, nach der notwendigen Anhebung der Beiträge, nun schwarze Zahlen. Er kündigte eine kurzfristige Lösung der Rentenfrage an; es bestehe politischer Konsens zum Thema Rentensplitting.
Das Luxemburger Sozialmodell, so der Minister abschließend, sei in diesen Zeiten wichtiger denn je, es müsse demnach auf jeden Fall erhalten bleiben.

Exekutive verstärkt

Im Rahmen dieses „Foyer de la femme“-Kongresses wurden die beiden neuen Mitglieder Thania Lang und Viviane Biasini in die Exekutive aufgenommen. Die bisherige Vize-Präsidentin Loni Everling wird dem Gremium künftig als Beraterin zur Seite stehen und Peggy Nickels wird den Posten der Vize-Präsidentin übernehmen.