Kraftprobe in den Stahlwerken

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Die Fronten im Streit um die Erneuerung des Kollektivvertrags für die Stahlarbeiter bleiben verhärtet. Die Delegierten von OGBL und LCGB lehnen den letzten Vorschlag der Direktion ab. Am 15. Dezember läuft das Abkommen ab.

Im Stahlsektor geht die Kraftprobe zwischen Direktion und Gewerkschaften weiter. Am Donnerstagabend lehnte die Tarifkommission des OGBL die letzten Vorschläge der ArcelorMittal-Direktion ab. In den nächsten Tagen werden Personalversammlungen stattfinden. Parallel dazu werden die Beschäftigten zu den Vorschlägen befragt. Für eventuelle Streikaktionen ist eine Mehrheit von 75 Prozent der Teilnehmer erfordert.

Auch die LCGB-Delegierten hatten am Donnerstag die Direktionsvorschläge abgelehnt, und zwar mit überwältigender Mehrheit, so die Gewerkschaft am Freitag.

Die Informationskampagne und die Urabstimmung sollen bis 20. Dezember abgeschlossen sein, so Jean-Claude Bernardini (OGBL) am Freitag gegenüber Tageblatt.lu. Zum Jahresende würden mehrere Werke schließen, unter anderem für Wartungsarbeiten.

Neun Ruhetage müssen weg

Die Direktion fordert die Streichung von neun Ruhetagen, die den Beschäftigten in der Vergangenheit zusätzlich gewährt worden waren, und einen Lohnstopp für die Jahre 2014 bis 2016. Außerdem sollen die Anfangsgehälter ab 2014 gekürzt werden, und zwar um 15 Prozent bei Verwaltungsmitarbeiter und um 10 Prozent bei den Produktionsarbeitern. Hinzu kommt eine globale Erneuerung der Tarifstruktur und der Beförderungskriterien.

Die Zeit drängt. Der im Oktober 2012 gekündigte, alte Kollektivvertrag war ausnahmsweise bis zum 15. Dezember 2013 verlängert werden. Ab Montag hätten die Mitarbeiter von ArcelorMittal keinen Kollektivvertag mehr. Die Situation ist rechtlich unklar. Ob die Bestimmungen des alten Kollektivvertrags dennoch weiterhin gültig bleiben, ist nicht gewusst.

Gewerkschaften weiterhin gesprächsbereit

Der Ball liege bei der Direktion, meint Bernardini. Sie begründet ihre Vorschläge mit der Krise im Stahlsektor, spricht von einer konjunkturellen und strukturellen Krise. Man sei bereit, darüber zu reden, jedoch lehne man es ab, wegen konjunktureller und damit zeitweilig begrenzter Probleme bleibenden Veränderungen zuungunsten der Mitarbeiter zuzustimmen. Der Direktion gehe es hauptsächlich um eine Senkung der Löhne, so der Gewerkschafter.

Knackpunkt bleibt vor allem die Forderung der Direktion nach Kürzung der freien Tage.

Für ArcelorMittal bedeutet die aktuelle Blockadesituation, dass ab dem 15. Dezember die arbeitsrechtlichen Bestimmungen zur Anwendung kommen werden. Konkret heißt das, dass in Sachen Urlaub etwa das gesetzliche Minumum gelten wird, so ein Sprecher des Konzerns am Freitag. Man hoffe dennoch auf eine Einigung.

ArcelorMittal: „Vernünftige Vorschläge“

Die ArcelorMittal-Direktion bedauere diese Situation, so das Unternehmen am Freitagabend in einer Mitteilung. Dabei seien der Gewerkschaftsseite seit Monaten vernünftige Vorschläge unterbreitet worden. Die Reduzierung von freien Tagen und der zeitlich befristete Lohnstopp würden durch andere Maßnahmen kompensiert, so eine neue Produktivitätsprämie und zusätzliche am Dienstalter gebundene freie Tage. Auch hatte die Direktion zusätzliche, über Lux2016 gehende Investitionen ins Aussicht gestellt.