Ist die ALIA unabhängig?

Ist die ALIA unabhängig?
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die "Autorité luxembourgeoise indépendante de l’audiovisuel" (ALIA) muss die Ausstrahlung eines neuen Programm auf den Frequenzen von Radio DNR noch genehmigen. Doch ist die ALIA unabhängig in ihrer Entscheidung?

Wie wir in mehreren rezenten Beiträgen beleuchtet haben, beendet Radio DNR in naher Zukunft die Ausstrahlung seines luxemburgischen Programms, das in die roten Zahlen geraten ist. Dessen Träger, St-Paul, und die RTL-Gruppe kündigten Ende November ein gemeinsames französischsprachiges Pop-Radio-Projekt an (ab 1. Februar, Start wurde verschoben), dessen Rahmenprogramm eine Art RTL2-Kopie sein solle. Man wolle hierfür die Frequenzen des DNR-Netzes übernehmen.

Befasst mit der laufenden Genehmigungsprozedur ist die noch neue ALIA („Autorité luxembourgeoise indépendante de l’audiovisuel“), deren Präsident, der Magistrat Thierry Hoscheit, in Interviews bereits andeutete, dass es sich um ein nicht unkompliziertes Dossier handelt. Wir präzisieren: Es besteht die Gefahr einer völligen RTL-Monopolstellung im luxemburgischen Äther, die Sprache des Programms läuft den Auflagen des DNR-Lastenheftes zuwider usw., usf.
Aus unterrichteten Kreisen verlautet nun, RTL-CEO Alain Berwick habe mittlerweile zwei Stimmen aus dem fünfköpfigen ALIA-Verwaltungsrat für das Projekt „sicher“, eine weitere „so gut wie“. Solche Äußerungen verwundern einerseits nicht, angesichts des weithin bekannten Hanges des RTL-Chefs zum „fait accompli“. Es stellt sich nun aber auch die Frage, ob einzelne Mitglieder des Entscheidungsgremiums wirklich so „indépendant“ sind, wie es ihre ALIA-Mitgliedschaft eigentlich verlangt. Fest steht, dass das Dossier in sämtlichen Auflagepunkten hieb- und stichfest sein muss, bevor ALIA-Präsident Hoscheit eine Entscheidung wird verkünden können. Und dies dürfte – eine seriöse, gründliche Analyse vorausgesetzt – noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Von Modifikationen bis hin zur völligen Neuausschreibung ist noch nichts vom Tisch.