Glanz, Glamour und Geschichte

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Die nachbarlichen Beziehungen sind Luxemburg und den Niederlanden sehr wichtig. In diesem Zusammenhang ist auch der Staatsbesuch zu sehen, der König Willem-Alexander und Königin Maxima vom 23. bis zum 25. Mai ins Großherzogtum führt. Neben politischen und wirtschaftlichen Schwerpunkten hat der Besuch eines Landesfürsten immer etwas besonders Feierliches.

Vor genau fünf Jahren hatten sie, knapp einen Monat nach ihrer Amtsübernahme am 30. April 2013, bereits einen Antrittsbesuch in Luxemburg gemacht. Es war nur eine Stippvisite: ein festlicher Empfang vor dem großherzoglichen Palais, ein gemeinsames Mittagessen, Unterredungen mit Vertretern der Regierung und des Parlamentes. Schon am frühen Nachmittag hatten sie Luxemburg wieder verlassen. Diesmal bleiben sie länger, die einzelnen Etappen entsprechen dem üblichen Programm bei internationalen Staatsvisiten.
Politisch sind die luxemburgisch-niederländischen Beziehungen hervorragend. Die Regierungsvertreter tauschen sich regelmäßig aus.

Auch die royalen Verbindungen sind bestens – man kennt sich gut. Königin Beatrix hatte das Großherzogtum im März 2012 besucht. Noch als Kronprinz und Kronprinzessin feierten Willem-Alexander und Máxima mit dem luxemburgischen Thronfolger Guillaume im Oktober 2012 dessen Hochzeit mit Prinzessin Stéphanie. Selbstverständlich, dass sich auch Guillaume und Stéphanie die Thronwechsel-Feier in Amsterdam nicht entgehen ließen.
Wirtschaftlich sind Luxemburg und die Niederlande im Benelux-Vertrag verbunden.

Nachdem sie über lange Zeit in ihrer Geschichte ein politisches Schicksal teilten, wollten sie nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg auch wirtschaftlich zusammenbleiben. Einen ersten Vertrag gab es 1932, am 5. September 1944, noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, unterzeichneten Luxemburg, die Niederlande und Luxemburg ein Abkommen über eine Zollunion, das am 1. Januar 1948 in Kraft trat. Es führte zu einer Wirtschaftsunion, die 1958 besiegelt wurde und als wegweisend für die Europäische Union gilt. 1969 wurden die Grenzkontrollen abgeschafft.

Am 17. Juni 2008 wurde die Kooperation erneuert, sie trägt heute den Namen Benelux-Union und konzentriert sich vorrangig auf die Bereiche Binnenmarkt, Wirtschaft, Sicherheit, Gesellschaft, Umwelt und digitale Zusammenarbeit. Besonders in den Niederlanden wird die Institution periodisch immer wieder – mit Verweis auf die Europäischen Verträge – auf ihren Mehrwert hinterfragt, eine Entscheidung wurde aber noch nicht getroffen, nicht zuletzt weil der Staatenbund mit fast 30 Millionen Einwohnern deutlich mehr Gewicht hat als drei kleine Länder.

Aus der Not eine Tugend

Die orange-blaue Freundschaft darf nicht irreführen: Das Verhältnis zwischen Luxemburg und den Niederlanden war nicht immer frei von Spannungen. Die katholischen, bäuerlichen Luxemburger hatten kaum Beziehungen zu dem protestantischen König der Niederlande, dem sie 1815 beim Wiener Kongress als persönlicher Besitz sozusagen geschenkt worden waren. Das kleine Herzogtum, das bei dieser Gelegenheit zum Großherzogtum erhoben wurde, sollte die Besitztümer kompensieren, die der Prinz von Oranien-Nassau an Preußen abgetreten hatte. Gleichzeitig war Luxemburg genau wie die Niederlande (zu denen damals auch Belgien gehörte) gewissermaßen ein Pufferstaat zwischen Frankreich und Deutschland.

Die gemeinsame Zeit war jedoch der Anfang der luxemburgischen Dynastie. Zu einer ersten Krise kam es allerdings, als der niederländische König Wilhelm III. das Großherzogtum 1867 an Napoleon III. verkaufen wollte. Die Bevölkerung stand unter Druck. Französische Agenten warben für Frankreich, wo viele Luxemburger Arbeit gefunden hatten. Eine genauso starke Bewegung trat mit der Forderung „Mir wëlle bleiwen, wat mir sin“ an den König-Großherzog heran und bekannte sich zu den Niederlanden. Diese Bewegung war insgeheim von Prince Henri – und vor allem von seiner Gattin, Prinzessin Amalia – angeregt worden. „Gerettet“ wurde unser Land letztendlich von Bismarck, dem es politisch, militärisch und wirtschaftlich zu bedeutsam war, um es Frankreich zu überlassen. Die Großmächte vereinbarten daraufhin die Neutralität unseres Landes und die Schleifung der Festung, es blieb allerdings im Zollverein.

1890 kam eine weitere Etappe der Loslösung. Nach dem Tod von König-Großherzog Wilhelm III. kam in den Niederlanden eine Frau, Prinzessin Wilhelmine, auf den Thron. Luxemburg ging aufgrund des nassauischen Erbvereins, der nur Männer in der Erbfolge anerkannte, an einen anderen Zweig der Familie, die Nassau-Weilburg. Der Cousin des Königs, Adolf von Nassau, der seine Besitztümer 1866 an Preußen hatte abtreten müssen, wurde mit 73 Jahren Großherzog von Luxemburg. Damit wurde die Luxemburger Verwaltung von den Niederlanden losgelöst. Die wirtschaftlichen Verbindungen blieben vorerst erhalten.

Freundschaft

Gleich nach seiner Thronbesteigung 1849 erteilte König Wilhelm III. der Niederlande seinem jüngeren Bruder Heinrich die Aufgabe, seine Interessen als Statthalter von Luxemburg wahrzunehmen. So bekam das Großherzogtum erstmals einen direkten niederländischen Ansprechpartner.

Der Prinz regierte zwar nach streng parlamentarischen Grundsätzen, gewann das Land jedoch im Lauf der Zeit sehr lieb, genau wie die Luxemburger ihn und vor allem seine Frau, Prinzessin Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, ins Herz schlossen.

Noch beliebter machte sich Prinzessin Amalia bei den Luxemburgern, als sie mitten in der belgischen Krise 1867 in diplomatischer Mission bei ihrem Verwandten, Zar Alexander II. vorsprach, um seine Unterstützung gegen die französischen Annexionsabsichten zu gewinnen. Sie fand Gehör, Russland ist einer der vier Unterzeichner des Londoner Vertrages von 1867, der Luxemburgs Unabhängigkeit anerkannte.

Die Statue von Amélie im Stadtpark ist das erste öffentliche Denkmal, das (1876) in Luxemburg errichtet wurde.

Timeline

1499

Mit dem Tod des Burgunderherzogs Karl dem Kühnen fallen die Niederlande, zu denen auch das Herzogtum Luxemburg gehört, an die Habsburger. Die Festung Luxemburg gewinnt an Bedeutung und wird zum „Gibraltar des Nordens“.

1659

Der Pyrenäenfrieden beendet zwar den Konflikt zwischen Frankreich und Spanien, kostet das Herzogtum jedoch seinen gesamten südlichen Teil, der an Frankreich geht.

1684

Luxemburg wird von König Louis XIV erobert und steht fortan unter französischer Herrschaft.

1715

Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg fallen die südlichen Niederlande an die österreichische Linie der Habsburger. Für Luxemburg beginnt damit eine Zeit des Friedens.

1794

Französische Revolutionstruppen erobern und annektieren zuerst die Niederlande, ein Jahr später die Festung Luxemburg.

1815

Der Wiener Vertrag setzt der französischen Herrschaft ein Ende. Wilhelm I. wird König der Niederlande und Belgiens, das Herzogtum Luxemburg wird zum Großherzogtum erhoben und dem König als persönlicher Besitz zugesprochen.

1830

Das vorwiegend katholische Belgien erhebt sich gegen die niederländische protestantische Herrschaft. Eine erste Konferenz in London bestätigt die belgische Unabhängigkeit und Neutralität.

1839

Die Trennung Belgiens von den Niederlanden wird endgültig vollzogen. Das Großherzogtum Luxemburg verliert zwei Drittel seines Territoriums und bleibt dem niederländischen König in Personalunion verbunden.

1867

Die Londoner Konferenz beendet die Auseinandersetzung um den beabsichtigten Verkauf des Großherzogtums an Frankreich. Die Festung wird geschleift, Luxemburg als neutral und unabhängig erklärt.