Gendarmerie-Chef unter Beschuss

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LUXEMBURG - Ein damaliger Untersuchungsrichter und der damalige Gendarmerie-Chef ließen die Ermittlungen in der Bommeleeër-Affäre in den 1980er Jahren scheitern, sagt Polizeioffizier Kohnen am Montag vor Gericht.

Als erster trat am Montag Pierre Kohnen in den Zeugenstand. Er ist noch immer aktiver Polizist und hoher Offizier in der Polizei. Zur Zeit der Anschläge war er bei der Sûreté.

Kohnen spricht von Problemen im Verhältnis zwischen Kriminalpolizei und Gendarmerie. Letztere versuchte, den Informationensfluß zur Kripo zu kappen. Die Sûreté sei daran interessiert gewesen, sich weitgehend von der Gendarmerie loszulösen. Kohnen erhebt schwere Vorwürfe gegen die damalige Gendarmerie-Führung und Colonel Harpes insbesondere.

Ungewöhnlich harte Kritik äußerte Kohnen auch gegenüber dem damaligen Untersuchungsrichter Goerens und dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt Jean-Marie Hary. Beide hätten die Ermittlungen torpediert. Von Hary sei allgemein bekannt gewesen, dass er ein Alkoholiker war.

Die Sûreté wollte nicht mehr weiterermitteln

In der Sûreté sei man damals über die ganzen Geschichten geschockt gewesen. „Wir wollten unter diesem Umständen einfach nicht mehr weiterermittlen. Darum hatten wir uns damals dafür ausgesprochen, die Sûreté von der Gendarmerie zu trennen. Erst unter Untersuchungsrichter Prosper Klein gab es Verbesserungen. Klein wollte ebenfalls Veränderungen“, so Kohnen vor den Richtern am Montag.

Laut Kohnen war der damalige Justizpalast ein potenzielles Anschlagsziel. Das Gebäude, die Mauer und die bedrohten Büros sollten vom Geheimdienst observiert werden. Gendarmerie-Colonel Harpes habe dies jedoch alles abgeblasen, so Kohnen. Vergangene Woche hatten jedoch mehrere Zeugen dementiert, von Harpes vom Justizpalast abgezogen worden zu sein.

Neu für das Gericht ist auch die Information Kohnens, dass Mitarbeiter des deutschen Bundeskriminalamtes BKA mehrmals in Luxemburg waren, um die Luxemburger zu beraten. Das BKA habe den Anschlag auf den Justizpalast vorausgesehen.

Lügen die Polizeibeamte?

Die Aussagen des aktuellen hohen Polizeioffiziers Pierre Kohnen rücken die Aussagen von zahlreichen Zeugen in sehr schlechtes Licht. Sowohl Harpes, wie auch Schockweiler sowie die meisten Ermittler und Geheimdienstler haben vielleich nicht die Wahrheit hier vor Gericht gesagt. Gaston Vogel spricht von katastrophalen Aussagen. Dem Chefermittler Carlo Klein wirft Kohnen vor, seine Aussagen nicht richtig wiedergegeben zu haben.

Kohnen zufolge hätte man einen der Täter beim zweiten Geldübergabeversuch in Luxemburg-Stadt am Theaterplatz fassen können. Kohnen, der das Lösegeld in seinem Wagen hatte, wurde von einem roten Toyota verfolgt. Darin vermutete er einen der Täter. Ein Ergreifen des Fahrzeuginsassen scheiterte daran, dass Kohnen unbewaffnet war. Man hatte ihm abgeraten, bei der Operation eine Waffe zu tragen.