Eine Mikrostadt in der Stadt, in der Stadt

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Im September letzten Jahres wurde ein Wettbewerb ausgelobt für das Gebäude auf Belval, in dem die geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Uni Luxemburg ihr Zuhause haben sollen. Acht Projekte kamen in die engere Auswahl, gewonnen hat eine Gemeinschaftarbeit der luxemburgischen Architektin Tatiana Fabeck und des belgischen Büros ABSCIS.

Esch – Wer eine russische Matrjoschka auseinanderschachtelt, findet am Ende ein winziges Püppchen, das nicht mehr teilbar ist, aber sonst alle Grundelemente seiner großen Schwestern aufweist. Ähnlich soll es bei dem zukünftigen Uni-Gebäude für Geisteswissenschaften sein.
Auf der Hochofenterrasse auf Belval entsteht in den kommenden Jahren eine kleine Stadt in der Stadt Esch. Die „Maison des sciences humaines“, die hier gebaut wird, bildet wiederum eine Stadt in Kleinstausgabe mit Arbeits-, Wohn-, Freitzeit- und Geschäftsflächen, die sich zwar nicht alle unter einem Dach, aber dennoch innerhalb eines Gebäudekomplexes befinden.
Auf den ersten Blick wirkt das Modell von Tatiana Fabeck und ABSCIS – wie übrigens auch die anderen sieben Wettbewerbsprojekte, die in der ersten Auswahl zurückbehalten worden waren – etwas nüchtern für ein Haus, in dem einmal ein reger geisteswissenschaftlicher Betrieb herrschen soll. Aber dieser erste äußere Eindruck täuscht und zudem ließ die zu lösende architektonische Aufgabe wenig Raum für eine ausladende Formgebung.
Zunächst setzen der Standort des Gebäudes zwischen dem Uni-Hauptgebäude („Maison du savoir“) und dem RBC-Dexia-Bankgebäude sowie seine damit verbundene Funktion als architektonisches Bindeglied bereits gestalterische Maßstäbe fest. Andererseits erfordern die hohen Quadratmeterzahlen bei einer vergleichsweise begrenzten Grundfläche eine kompakte Bauweise.
In dem Gebäude werden die Fakultäten für Literatur-, Geistes-, Kunst- und Erziehungswissenschaften sowie das „Centre de recherche CEPS Instead“ untergebracht. Es ist multifunktional in dem Sinne, dass neben den Räumen für die Lehre und den Büros für die Wissenschaftler auch 30 Wohnungen für Mitarbeiter der Universität und 120 Unterkünfte für Studenten (insgesamt 9.000 m2 Wohnfläche) sowie eine Buchhandlung hier zu finden sein werden. Der Staat als Bauherr wird für den Bau der Wohnungen weitere Investoren hinzuziehen.

Effizient und klar

Mit den 8.000 Quadratmetern für unterirdische Parkplätze wird der Gebäudekomplex 40.000 Quadratmeter umfassen. Während der Hauptteil des Gebäudes 25 Meter hoch sein wird, sind die vier Wohntürme so hoch wie die beiden Dexia-Flügel, mit denen sie auf einer Linie stehen (39 Meter). Im Vergleich dazu erreicht der Turm des Uni-Hauptgebäudes eine Höhe von 89 Metern. Die Raumaufteilung im Gebäudeinneren soll eine klare Orientierung ermöglichen. Eine breite Treppe führt vom bd Micheville zum ersten Untergeschoss, wo sich eine Mediathek, ein Bistro und ein Freizeitraum um einen Innenhof gruppieren, von dem aus auch der Platz der „Maison du savoir“ auf der anderen Gebäudeseite erreicht werden kann. Vom Innenhof führt eine zweite Treppe hinauf zu der lichten Eingangshalle des Gebäudes. Hier befindet sich auch der Zugang zur Universitätsbuchhandlung.

Da sich in den Türmen nicht nur Wohnungen, sondern auch Geschäftsräume befinden, werden beide Funktionsbereiche durch eine Zone getrennt, die gleichzeitig als Begegnungsraum dienen soll.
Die Wettbewerbsjury begründete ihre Wahl u.a. mit der einfachen Erweiterbarkeit des Gebäudes sowie seiner effizienten und klaren Innenraumaufteilung.
zim
Heute Nachmittag werden
im Pavillon „Skip“ die
Wettbewerbsresultate für die „Maison du nombre“
vorgestellt. Wir werden in
unserer morgigen Ausgabe darauf zurückkommen.