Die Spitze des Eisbergs

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Angesichts der Konkurse und der Geschäftsschliessungen in Luxemburg-Stadt, von der in erster Linie Luxuskleider-Läden betroffen sind, rückten andere Pleiten etwas in den Hintergrund.

Im Juli dieses Jahres hatte die Firma Creditreform, die die Entwicklung der Konkurse in Luxemburg festält, die relativ positive Botschaft „Léger recule des faillites“ vermelden können. Im ersten Semester so hiess es, sei die Zahl der Firmenpleiten im Vergleich zur selben Periode im Vorjahr um 8%, von 571 auf 522, zurückgegangen. Allein im Bauwesen aber waren die Konkurse im ersten Halbjahr (immer im Vergleich zu 2012) von 37 auf 55 gestiegen.

In der ersten Septemberwoche 2013, so kann man in der entsprechenden Rubrik des „Barreau“ von Luxemburg und Diekirch nachlesen, wurden neben den bereits erwähnten „Luftblasen“ in der Oberstadt 30 weitere Firmen von Amts wegen „en faillite“ erklärt. Davon befinden sich gleich vier in der rue Notre-Dame in Luxemburg, zwei in der rue Philippe II und eine weitere in der Einkaufsmeile der Grossgasse. Andere Pleitiers hatten in Esch, Düdelingen, Kayl und anderen Ortschaften ihre Büros dicht machen müssen. Die Palette ist sehr breit und reicht von Konfektionsgeschäften für Kinder bis zu Immobilien-Agenturen. Wie viele Menschen insgesamt dabei ihren Job verloren haben, ist schwer auszumachen.

Unlautere Konkurrenz

Eine weitere Hiobsbotschaft aus den letzten Tagen: der Armaturhersteller Ferrac aus Bettemburg ist in Schwierigkeiten. Wegen ausbleibender Bestellungen soll in einer ersten Phase ein Teil der Belegschaft, die derzeit 180 Personen zählt, abgebaut werden. Der OGBL ist bereits dabei, einen Sozialplan für die betroffenen Belegschaftsmitglieder auszuarbeiten. Zu schaffen macht dem Unternehmen insbesondere die unlautere Konkurrenz seitens von Unternehmen, die mit Dumpinglöhnen bei Zulieferbetrieben operieren, so die Gewerkschaft am Donnerstag.

Alle „Anstrengungen“, um die Arbeitslosenzahl herunterzudrücken, haben bisher wenig gefruchtet. Und so musste Arbeitsminister Nicoals Schmit gelegentlich einer Kinderspielplatz-Einweihung in Rümelingen zugeben, dass die Meldung über die zunehmende Zahl von Arbeitslosen in Luxemburg ihn bei seiner Rückkehr aus dem Urlaub, „wie eine kalte Dusche erwischt hat.“

Tolerante Behörden, um Schlimmeres zu vermeiden

Im Fall der Luxusläden in der Grossgasse, in Esch oder bei Auchan/Kirchberg geht jetzt der Vorwurf an die Sozialversicherungen und die Steuerverwaltung, sie hätten angesichts der katastrophalen Rückstände dieser Firmen viel früher Alarm schlagen müssen. Sicherlich ist das nicht falsch, doch wie sagte uns ein hochgestellter Beamter der Steuerverwaltung, der seinen Namen nicht genannt haben will: „Wir sind über die schlechte Zahlungsmoral verschiedener Firmen genauestens im Bilde, lassen manchmal Gnade vor Recht walten. Allerdings werden die konzernierten Firmen immer wieder aufgefordert, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Wenn wir uns dabei nicht in Toleranz üben und ganz streng durchgreifen würden, müssten viele Firmen von einem Tag auf den anderen dicht machen. Die negativen Konsequenzen für das Personal und für die Arbeitslosenstatistiken kann man sich leicht vorstellen.“