Die Krise als Anlass zum Umdenken nehmen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Nachhaltigkeitsrat („Conseil supérieur pour un développement durable“) hat gestern seine fünf Prüfsteine zu einer nachhaltigen Politik vorgestellt. René Hoffmann

Die Landes- und Europawahlen vom 7. Juni sind ein bedeutender Termin auf der Nachhaltigkeitsagenda Luxemburgs. Denn, die nächsten fünf Jahre werden richtungsweisend sein.

Nachhaltigkeitsrat
Der nationale Nachhaltigkeitsrat („Conseil supérieur pour un développement durable“) wurde durch das Gesetz vom 25. Juni 2004 ins Leben gerufen. Ein großherzogliches Reglement vom 14. Juli 2005 betraf die Zusammensetzung und die Organisation des Gremiums, das sich durch seine Unabhängigkeit und seine Neutralität auszeichnet. Das Gesetz schreibt 15 Mitglieder vor. Da aber drei Personen sich aus dem CSDD zurückgezogen haben, bleiben drei Posten zu besetzen. Der Rat hat der Regierung diesbezügliche Vorschläge unterbreitet. Eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen fallen.
Der Rat soll eine Diskussionsplattform über die nachhaltige Entwicklung Luxemburgs darstellen. Sämtliche Akteure des öffentlichen Lebens  (Politik, Gewerkschaften, Vereinigungen, Unternehmen usw.) sollen an den Debatten teilnehmen. Das Gremium soll des Weiteren Kontakte zu ähnlichen Strukturen im Ausland herstellen und pflegen.
Der Nachhaltigkeitsrat gibt regelmäßig Gutachten über politische Entscheidungen im Bereich der Nachhaltigkeit ab. Neben der Hauptversammlung wurden vier Arbeitsgruppen eingesetzt, wo folgende Themen diskutiert werden: Biomasse, öffentliche Finanzen, nationaler Plan zur nachhaltigen Entwicklung und Ökologie.rh 

Das Programm, das der Nachhaltigkeitsrat (CSDD) gestern vorstellte, gilt als Diskussionsgrundlage für Gespräche, welche mit Vertretern der politischen Parteien geführt werden. Die nächste Regierung soll ihr Programm an den Erfordernissen der Nachhaltigkeit orientieren.
Unter anderem fordert der CSDD, dass alle Entscheidungen der Regierung oder des Parlaments neben einer Finanzprüfung ebenfalls einem „Nachhaltigkeits-Check“ unterzogen werden.
Das Gremium tritt mit fünf Prüfsteinen an die politischen Entscheidungsträger heran. Diese behandeln folgende Themen: Ernährung und Konsum, Demokratie und Regierungsführung, soziale Gerechtigkeit und Investitionen, Ausbildung und Lernen sowie Energie und Mobilität.
Im Zentrum der Überlegungen steht dabei immer die Nachhaltigkeit. Unter anderem fordert der Rat eine nachhaltigere Landwirtschaftspolitik. Subventionen sollen davon abhängig gemacht werden, inwiefern ein landwirtschaftlicher Betrieb umweltverträglich arbeitet. Bauern sollen nicht länger nur arbeiten, um Kriterien zu erfüllen, die ihnen europäische und nationale Hilfen sichern. Eine Abkehr von der reinen Milch- und Fleischwirtschaft hin zu einer „kreislauforientierten“ Landwirtschaft, wo der Gemüse- und der Getreideanbau wieder einen hohen Stellenwert bekommt.
Was die wirtschaftliche Gestaltung anbelangt, sei es an der Zeit, so CSDD-Präsident Raymond Weber, dass man in Sachen Entwicklung von einer reinen Diskussion auf Basis des Bruttoinlandsprodukts absehe.
Der Rat hält auch eine stärkere Beteiligung von Ausländern an den Entscheidungsfindungen für absolut notwendig. Denn aufgrund der demografischen Entwicklung werden in absehbarer Zeit mehr Ausländer in Luxemburg leben als Luxemburger. Das Ziel müsse es also sein, die Zugewanderten stärker ins politische Leben zu integrieren und die soziale Kohäsion zu stärken. Die Ausbildung spielt auch eine große Rolle. Der Rat fordert zum Beispiel die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen bis 2019.

Energiesparen

Regelmäßige Armuts- und Reichtumsanalysen sind ebenfalls vonnöten, um eine Verbesserung der Sozialpolitik zu ermöglichen. Die Verteilungspolitik der Ressourcen und des Wohlstandes soll auf die Nachbarregionen Luxemburgs ausgeweitet werden, um das soziale Gefälle zwischen dem Großherzogtum und seinen Nachbarregionen zu reduzieren.
Die Investitionspolitik im Bereich der Transportinfrastrukturen müssen auch verbessert werden. Ziel sei ein schnelles Erreichen des „Modal Split“ (25 Prozent öffentlicher Verkehr und 75 Prozent Individualverkehr).
Es gelte ebenfalls, den Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlendioxyd (30 Tonnen pro Jahr) massiv zu reduzieren. Die Förderung von erneuerbaren Energien (Windkraft, Solarenergie) und konsequentes Energiesparen sollen helfen, dieses Ziel zu erreichen. Der CSDD fordert ein Gesetz, das konkrete Maßnahmen und Ziele zum Treibstoffverbrauch beinhaltet.
Schließlich will der Rat sich in Zukunft mit dem Thema des ökologischen Fußabdrucks beschäftigen.